In Deutschland ist die Zahl der Implantationen von Hüft- und Knieprothesen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In der Mehrheit der Fälle kommen die Patienten gut mit dem künstlichen Gelenk zurecht. Sie können wieder aktiv leben und sogar Sport treiben. Manchmal stellen sich aber auch Beschwerden oder Schmerzen ein. Dann besteht Handlungsbedarf.
Die häufigsten Ursachen von Beschwerden nach dem Einsatz eines künstlichen Gelenks sind Instabilitäten. Diese können durch Fehlstellungen, Lockerungen oder Infektionen entstehen. Bei Knieprothesen können Probleme mit der Kniescheibe hinzukommen. Patienten mit Knieprothesen klagen vergleichsweise häufiger über Schmerzen als Patienten mit Hüftprothesen. „In allen Fällen geben die Betroffenen jedoch Schmerzen bei verschiedenen Aktivitäten an, die gelegentlich auch in Ruhe auftreten“, erläutert Privatdozent Dr. Fritz Thorey, Spezialist für Hüft- und Knie-Endoprothetik an der ATOS Klinik Heidelberg. Das Gelenk kann aber auch geschwollen oder überwärmt sein.
Genaue Untersuchung wichtig
„Wichtig ist, dass jeder, der durch eine Hüft- oder Knieprothese verursachte Schmerzen verspürt, einen Spezialisten aufsucht. Dieser sollte sich sehr gut sowohl mit primären Hüft- und Knieprothesen als auch mit Wechseloperationen auskennen“, legt Dr. Thorey allen Patienten ans Herz. „Zusammen mit dem Betroffenen sollten die Ursachen diskutiert und ein individuelles Behandlungskonzept entwickelt werden.“
Neben generellen Untersuchungen gibt es eine Reihe von Spezialuntersuchungen, die Aufschluss über die Ursache der Beschwerden geben, etwa eine Computertomographie (CT), eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Szintigraphie – eine nuklearmedizinische Untersuchung, worüber sich Entzündungen im Gelenk nachweisen lassen. Auch eine Punktion, bei der mit einer Nadel Flüssigkeit aus dem Gelenk abgesaugt wird, kann bei der Suche nach der Ursache helfen. Erst wenn diese genau feststeht, kann der Arzt gemeinsam mit dem Patienten einen individuellen physiotherapeutischen Behandlungsplan erarbeiten. Wenn eine konservative Therapie nicht hilft, ist eine Operation erforderlich. „Wie häufig eine Prothese gewechselt werden kann, hängt ganz von der Qualität des Knochens ab“, führt Dr. Thorey aus. „Man kann jedoch davon ausgehen, dass mindestens zwei bis drei Wechseloperationen einer Hüft- und Knieprothese möglich sind und damit eine gute Funktionalität erreicht werden kann.“
Kontinuierliche Überwachung bei Metallprothesen
Die sogenannte „Gleitpaarung“ von Gelenkkugel und -pfanne wirkt sich entscheidend auf Haltbarkeit und Belastbarkeit der Prothese aus. Die Gleitpartner übernehmen die Funktion der glatten Knorpelflächen im gesunden Gelenk. In der letzten Zeit war vor allem die Problematik von Metall-auf-Metall-Prothesen in der Diskussion. Diese Gelenkimplantate galten ursprünglich als besonders haltbar und vor allem für körperlich aktive Patienten als geeignet. Doch durch Abrieb an dem Metall kön-nen Ionen austreten und Entzündungen des Gewebes verursachen. „Für Patienten, die eine solche Prothese erhalten haben, ist dieses Thema sehr belastend“, berichtet Dr. Thorey. „Hier ist es immens wichtig, dass ein Spezialist eine genaue Untersuchung und Diagnostik durchführt, um den Metallabrieb und eventuelle Folgeschäden frühzeitig zu erkennen und abzuwenden. Die Interpretation der Befunde durch den Spezialisten ist sehr wichtig, um zu entscheiden, ob eine Wechseloperation notwendig ist.“
Daher sollte auf die Auswahl der Gleitpartner im Hüft- und Kniegelenk geachtet werden. Beim Hüftgelenk weist die Keramik-auf-Keramik Gleitpaarung den geringsten Verschleiß auf und sollte gerade bei aktiven Patienten eingesetzt werden. Beim Kniegelenk gibt es neben den herkömmlichen Metallkomponenten ebenfalls Innovationen, wie mit Keramik beschichtete Oberflächen oder Knieprothesen aus Keramik, die einen geringeren Abrieb aufweisen und damit die Lockerungsrate senken können.
6 Kommentare
Sehr geehrter Herr Landwehr,
„Mut zur neuen Hüfte“ so der Titel eines Buches von Heidi Rauch und Peter Herrchen, das wir unter Presse auf http://www.carvinggolf.com vorstellen. Ein wertvolles Buch für alle, die merken, dass Bewegung mühsam, ja schmerzhaft wird. Die Ursache könnte die Hüfte sein! Die beiden Autoren wissen wovon sie reden, denn sie leben selbst prächtig und sportlich aktiv mit je zwei künstlichen Hüftgelenken.
Beste Grüße
Jürgen Bechler
Lieber Herr Bechler, danke für den Hinweis!
Ich kann nur ein Unternehmen empfehlen, das mir mit einer Knieprothese ermöglich hat, wieder Sport ausüben zu können. Danke Vivamed..
Ich habe vor einem Jahr eine Hüftprothese bekommen und hatte bis heute keine Beschwerden. Mein Körper hat die Prothese gut aufgenommen und ich kann wieder normal gehen, ohne Schmerzen zu spüren. Ich wusste nicht, dass zwei bis drei Wechseloperationen einer Hüft- und Knieprothese möglich sind, damit eine gute Funktionalität erreicht wird. Zusammen mit dem Arzt haben wir uns damals für die Keramik-auf-Keramik Gleitpaarung entschlossen, weil ich auch in die Kategorie der „aktiven Patienten“ gehörte. Ich bin froh, dass alles geklappt hat, aber gehe trotzdem kontinuierlich zu Untersuchungen um zu sehen wie mein Körper die Hüftprothese annimmt. Danke für diesen Beitrag.
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Hüftprothese! Mein Schwiegervater und hatte leider vor 1 Jahr eine Hüft-OP. Seit einiger Zeit beschwert er sich über Schmerzen. Interessant, dass mindestens zwei bis drei Wechseloperationen einer Hüftprothese möglich sind und damit eine gute Funktionalität erreicht werden kann.
Meiner Oma tut ihre Hüftprothese leider auch manchmal weh. Gut zu wissen, dass eine Punktion, bei der mit einer Nadel Flüssigkeit aus dem Gelenk abgesaugt wird, bei der Suche nach der Ursache helfen kann. Das sage ich ihr.