Melodische Klänge bringen Sportler in Schwung, motivieren oder beruhigen, können aber auch ablenken. Doch wieso hören viele Menschen beim Sport Musik? „Musik wirkt sich positiv auf den Körper aus“, weiß Yves Cloos, Musikwissenschaftler an der TU Dortmund. „Musik kann den Sportler motivieren, beruhigen und ablenken. Es kommt auf die Art der Musik an und wie sie eingesetzt wird.“ In den verschiedensten Sportarten wird Musik als Emotionsmotor und, quasi als legales Doping, zur Leistungssteigerung verwendet, zum Beispiel um den Flow-Zustand zu erhöhen und die gefühlte Zeit schneller vergehen zu lassen; um sich selbst auf Hochtouren zu bringen und von Müdigkeit abzulenken oder um sich bei Nervosität zu beruhigen.
Spezielles Musiktraining
Der deutsche Elektronikmeister Ulrich Conrady entwickelte sogar ein spezielles Musiktraining für Sportler, das schon Größen wie Biathletin Magdalena Neuner und Skispringer Gregor Schlierenzauer zum Sieg verholfen haben soll: Er setzt Musik als Schalltherapie ein, die – als mentales, neurologisches Antistress-Training – auf das vegetative Nervensystem wirkt. Aber wann genau hört man am besten Musik beim Sport und wie wählt man sie aus?
Musik beim Üben
Menschen neigen dazu, auf Rhythmen zu reagieren. Melodie und Harmonie der Musik prägen die Stimmung – und das wirkt sich auch beim Sport treiben aus. Beispiel Golfsport: Phasen sehr hoher Konzentration wechseln sich mit Entspannungsphasen beim zügigen Gehen zum nächsten Schlag ständig ab. Gerade hier ist der Einsatz von Musik entscheidend. Wird sie zur falschen Zeit gehört, kann sie den Sportler ungewollt ablenken. „Es gibt diverse Untersuchungen zum Thema Ballsport und Musik“, so Cloos. „Aus diesen Studien lässt sich ableiten, dass Musik in der Vorbereitungs- und Aufwärmphase optimal passt. Hier kann sie, je nach Zustand des Spielers, aktivieren oder beruhigen. Auch in den Pausen kann sie ähnlich wirken.“ Viele Profi-Sportler benutzen bewusst Musik als Ablenkung beim Üben oder in der Vorphase eines Turniers, um sich von äußeren Einflüssen abzuschotten und zu konzentrieren. Musik lenkt ab, versetzt in positive Stimmung, puscht auf oder beruhigt, verringert das körperliche
Belastungsempfinden und treibt zu sportlicher Leistung an.Das Golf-Training auf der Driving Range mit dem Hören von Musik zu kombinieren, kann sich durchaus positiv auf das Trainingsergebnis auswirken. Während eines Spiels auf dem Platz oder bei einem Turnier kann der Einfluss aber auch hinderlich sein, weiß Dr. Yves Cloos: „In wichtigen Konzentrationsphasen würde die Musik zu sehr ablenken und sich unter Umständen negativ auf das Spielergebnis auswirken.“
Die Auswahl der Musik ist entscheidend
So unterschiedlich Musik auf den Spieler wirken kann, so verschieden sind auch die Arten der Musik, die man einsetzen kann: Klassische Musik entspannt zum Beispiel beim Golfen, Heavy Metal, Hardrock und Rap pushen beim Kraftsport, Swing, Samba und schneller Pop dagegen motivieren beim Joggen. „Man muss sich insbesondere fragen, ob die Musik fokussieren oder ablenken soll,“ sagt Dr. Yves Cloos Und natürlich ist es auch von Vorteil, wenn man die Musik selber mag. Lieblingslieder schütten Endorphine im Körper aus, geben neue Kraft und vertreiben Schmerzen.“Die Song-Auswahl sollte aber auch regelmäßig geprüft und ausgetauscht werden, denn die positiven Effekte des Musikhörens lassen nach, je besser man die Musik kennt und je öfter man sie hört,“ so Cloos. Generell gilt: Beim Sport wirkt sich Musik auf Puls und Atmung aus und motiviert, wenn sie nicht zu langsam ist. So kommt es zum Beispiel beim Joggen auf die Taktschläge an: Ideal ist ein Schritt pro Beat. Wer allerdings zu schnelle Musik hört, könnte sich dabei rasch aus der Puste bringen und überfordern, Atmung und Bewegungsablauf sollten deshalb immer kontrolliert werden; langsame Melodien hingegen haben einen eher beruhigenden Effekt und eignen sich zum Beispiel gut für das Golfen, da hier nicht ständig wiederkehrende rhythmische Bewegungen vollzogen werden.