Nach 50 Jahren Golf stellt man sich auch angesichts der immer kürzer werdenden Drives die Frage, ob man im Alter (jenseits der 40 und älter) noch so spielen kann wie früher? Man wäre ein anatomisches Wunder, wenn dies zutreffen würde. Denn man muss dem Alter auch ein wenig Tribut zahlen und die Zielsetzung entsprechend anpassen.
Dies gilt natürlich auch für die Wahl der Schläger. Spielte man früher stiff Schäfte, so ist es keine Schande auf R oder A Schäfte zu wechseln, da meist die Schwunggeschwindigkeit etwas nachlässt. Gezielte gymnastische Vorbereitungen und Aufwärmen der Muskeln und Gelenke sind besonders anzuraten.
Es gibt und gab aber sehr seltene Ausnahmekönner, die auch im Alter hervorragende Leistungen vollbringen können. Eine dieser Legenden, die den meisten Golfern hierzulande unbekannt ist, aber von allen versierten Profis unter die Top Ten der Golflegenden gereiht wird, ist Sam Snead.
Turniersiege mit 67 Jahren
Sein Spitzname war „Slammin‘ Sam”. Ein Jahr vor seinem Tode 2002 war ich in Myrtle Beach in Sam`s Grill und durfte ihm dort begegnen und seine Erfolge bewundern. So schaffte Snead als ältester Spieler der PGA Tour, den Cut mit 67 Jahren, bei den Manufacturers Hanover 1979 und mit noch 52 einen Sieg bei der Greensboro Open.
Sneads Schwung, den er sich ohne Golflehrer aneignete, war so elegant, dass er von seinen Bewunderern als einer der schönsten im Golfsport bezeichnet wurde und deshalb seinen Spitznamen bekam. Erstaunlich sind die Erfolge, die er als fortgeschrittener Senior erzielen konnte. Im Alter von 62 Jahren wurde Snead mit nur drei Schlägen Rückstand Dritter der PGA Championship und mit 72 Jahren legte er auf dem Platz von “The Homestead” noch eine 60er Runde hin. Er war auch der einzige Spieler bisher, der mit allen Schlägern – außer dem Putter – ein Hole in One erzielte. Snead siegte dreimal beim Masters, dreimal bei den PGA Championships und einmal bei der Open Championship. Snead, der Mann mit dem Strohhut, hielt der Firma Wilson ein lebenslang die Treue und ganze Schlägerserien der Firma, vor allem die Wedges waren jahrzehntelang nach ihm benannt z.B. “WILSON SAM SNEAD BLUE RIDGE SAND WEDGE ”.
Snead’s Wilson Driver aus den 1950 er Jahren wurde kürzlich auf einer Auktion im golfverrückten Amerika für USD 250,000 versteigert. Unzählige Tour- und Majorsiege von Spielern wie Bernhard Langer, Padraig Harrington, John Daly uva. sind ebenfalls mit Wilsonschlägern erzielt worden.
Die Geschichte der Marke Wilson
Interessant dabei ist auch die Geschichte der Marke Wilson Golf: Sie dauert mittlerweile ein Jahrhundert an und kein anderes Unternehmen hat die Entwicklung und Ausgestaltung von Golf so stark beeinflusst wie Wilson. Das Unternehmen, hat den Hauptsitz in den USA (Chicago/ Illinois), wie fast alle führenden Golfproduzenten, betreibt aber noch eine Zweigstelle im schottischen Irvine. Die Geschichte des Unternehmens begann 1914. Snead trug maßgeblich zu dem Bekanntheitsgrad der Firma bei. Auch in der Golfballentwicklung setzte Wilson 1954 einen neuen Meilenstein mit der Entwicklung des Wilson Staff Golfball, der die Ära des kraftvollen Golfspiels begründete.
In der jüngsten Zeit machte der Engländer Anthony Wall mit 41 Jahren und 16 Jahre nach seinem ersten und einzigen Sieg mit seinem zweiten Sieg auf der European Tour auf sich aufmerksam.
Wall, der Sohn eines Londoner Taxifahrers wurde 1995 Berufsgolfer und bespielte 1996 und 1997 die Challenge Tour. Seit der Saison 1998 ist Wall permanent auf der European Tour und war nie schlechter als Rang 90 in deren Geldrangliste.
Ausnahmegolfer wie Snead und Wall geben den Golfern ein Ziel, dass man durchaus auch im fortgeschrittenem Alter noch ausgezeichnete Leistungen erzielen kann.
In keiner anderen Sportart möglich
In kaum einer Sportart ist dies so möglich. Ich empfehle meinen Lesern, passen Sie Ihren Schwung mit Hilfe eines guten PGA-Pros Ihrer altersgerechten körperlichen Verfassung an. Wählen Sie dazu geeignete Schläger und Schäfte. Es ist keine Schande mit dem Buggy zu fahren und ein leichtes oder motorisiertes Trolley zu verwenden. Falscher Ehrgeiz ist nicht angebracht!
Vor allem aber setzen Sie sich erreichbare Ziele.
Ich darf Ihnen dazu ein Zitat von Sam Snead mit auf den Weg geben: Snead war bekannt für sein ländliches Auftreten und Gehabe, immer mit Strohhut, spielte auch manchmal Turniere barfuß und klopfte Sprüche wie: “ Halte Deine Groschen zusammen, bleib weg vom Whiskey, und schenke niemals einen Putt “.
Ihr
Heinz Schmidbauer