Der Kardiologe und Sportmediziner Professor Dr. Peter Lechleitner ist im Krankenhaus Lienz in Osttirol Leiter der Inneren Medizin und des Medical Center Symbiomed. Und er ist Golfer. Was lag da für ihn näher, als einmal dezidiert und profund die Auswirkung des Golfsports auf unsere Gesundheit zu überprüfen? Dabei kam er auf einer wissenschaftliche Grundlage zu interessanten Ergebnissen.
Besonders der Golf-Urlaub stand im Fokus seiner Recherchen. Denn zu den Auswirkungen eines einwöchigen Golfurlaubes auf Kreislauf,- Stoffwechsel- und Regenerationsparameter ist bislang noch wenig bekannt. Peter Lechleitner führte deshalb eine prospektive, offene Studie mit der Frage durch, was ein einwöchiger Golfurlaub auf unser Herz-Kreislauf-System, auf die Stoffwechsel-Parameter, die Schlafqualität und auf die Stress-Parameter für Auswirkungen hat.
Studie mit 30 Golfern
Grundlage der medizinischen Recherche waren 30 Golfer, die täglich 18 Löcher am Dolomitengolf-Resort bei Lavant/Osttirol spielten, ohne Golf-Cart. Der auf 650 m Seehöhe gelegene Golfplatz mit einer Länge von 5,2 km für Frauen und 6,2 km für Männer) liegt in ebenem Gelände und weist kaum Anstiege auf.
Peter Lechleitner empfahl bei sechs Aktivitätstagen jeweils einen Erholungstag, untersuchte parallel eine Vergleichsgruppe mit Nordic-Walkern und E-Bikern und erhob folgende Mess-Parameter zu Beginn und am Ende der einwöchigen Studie:
- Blutdruck
- Leistungstest (Spiroergometrie),
- Spezielle Ultraschall-Untersuchungen des Herzens zur Feststellung der Herz-Elastizität
- 24-Stunden-Herzfrequenz-Variabilität mit Messung von Erholung, Stress und Schlafarchitektur
- Laborchemisch wurde u.a. der Blutfett- und Zuckerstoffwechsel untersucht
- Subjektive Belastungs- und Entspannungsfaktoren wurden mit standardisierten Tests gemessen
- Außerdem wurden Nachbefragungen bis zu zweieinhalb Jahre zurück durchgeführt
Die Ergebnisse nach einer Woche Golf-Urlaub
- Die Golfer bewegten sich ohne Beschwerden durchschnittlich 33 Stunden pro Woche
- Die über 24-Stunden erfasste Herzfrequenz reduzierte sich signifikant von 81 auf 77 Schläge pro Minute!
- Beim Blutdruck kam es zu einer deutlichen Abnahme von 130/80 auf 119/75 mmHg
- Beim Fett-Stoffwechsel kam es zu einem signifikanten Anstieg des gefäßschützenden HDL-Cholesterins von 55 auf 60 mg/dl
- Das für die Arteriosklerose hauptverantwortliche LDL-Cholesterin sank von 130 auf 128 mg/dl
- Die Triglyceride (Neutralfette) verminderten sich von 90 auf 81 mg/dl
- Bei der Elastizität des Herzens verbesserten sich die mit speziellem Herz-Ultraschall untersuchten Parameter
- Die objektiv ermittelte „Schlaf-Architektur“ besserte sich signifikant!
- Die maximale Leistungsfähigkeit (sog. Sauerstofftransportkapazität) stieg an, in gleichem Ausmaß wie bei Nordic-Walking und E-Biking
- Der Zucker-Stoffwechsel blieb unverändert
- Ferner kam es zu einer Reduktion der Belastungsfaktoren von 33 Prozent, zu einer Besserung der Erholungsfaktoren um 15 % und zu einer 20%igen Zunahme der Schlafqualität
Und das war das persönliche Fazit der Golf-Probanten:
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- 92% finden eine Urlaubsregion mit Gesundheits-Aspekten besonders attraktiv
- 73% wünschen sich Angebote von besonderen Gesundheitsaspekten
- Der Urlaubseffektes soll zwei bis drei Monate anhalten
- 85% haben ihr Verhalten in puncto Bewegung, Ernährung und Entspannung nachhaltig verändert
Aus seiner fachlichten Perspektive kommt Lechleitners zu folgendem medizinischen Fazit:
- Die leicht übergewichtigen, nur wenig trainierten Probanden tolerierten das relativ hohe Belastungsausmaßsehr gut. Übertrainings-Effekte im Sinne der Reduktion der sog. parasympathischen Aktivität stellten wir nicht fest, aber eine Gewichtsreduktion konnten die Golfer nicht erzielen. Das ist in Anbetracht der guten Hotelküche vermutlich dem Ernährungsverhalten geschuldet…
- Bei den Herz-Kreislauf-Parametern kam es jedoch zu einer leichten Zunahme der Leistungsfähigkeit.
- Die durchschnittliche Herzfrequenz konnte signifikant reduziert werden. Dazu muß man wissen: Eine verringerte Herzfrequenz schont das Herz und ist in der medizinischen Literatur mit einer Lebensverlängerung verbunden.
- Der auffallendste Befund in der Golfgruppe wurde mit einer signifikanten Reduktion des Blutdruckes um 11 mmHg erzielt. Dies war sowohl unter Ruhe- und Belastungsbedingungen der Fall. Diese Blutdrucksenkung war im Vergleich zu der Nordic-Walking- und E-Bike-Gruppe deutlich besser ausgeprägt! Dies ist im Bereich eines potenten Blutdruck senkenden Medikamentes anzusiedeln. Der „Golf-Professor“: „Dieser Befund ist überraschend und kann am ehesten damit erklärt werden, dass isometrische Belastungen – wie sie beim Golfsport in hohem Ausmaß vorhanden sind – auf den Blutdruck besonders wirksam sind.“
- Die Herz-Elastizität zeigt bereits nach einer intensiven Golfwoche eine tendenzielle Besserung der im Herzultraschall gemessenen Parameter.
- Die Erholungswerte des unwillkürlichen Nervensystems nahmen zu. In noch höherem Ausmaß nahmen die gemessenen Belastungsfaktoren ab.
- Im Bereich der Stoffwechsel-Parameter kam es zu einem signifikanten Anstieg des gefäßschützenden HDL-Cholesterins. Auch die Triglyceridwerte (Neutralfette) nahmen moderat ab. Das gefäßschädigende LDL-Cholesterin ging geringfügig zurück.
Fazit: Golf scheint vor allem Blutdruck, Herzfrequenz, Herzelastizität, Fett-Stoffwechsel und die Schlafqualität positiv zu beeinflussen. „Möglicherweise sind die unterschiedlichen Bewegungsmuster – die konzentrische und vor allem isometrische Muskelaktivität – beim Golfen dafür verantwortlich. Insgesamt konnten in der Studie gute Hinweise gefunden werden, dass bereits eine einwöchige – wenn auch etwas intensive Golf-Aktivität – gut toleriert wird und messbare Veränderungen von Gesundheitsparametern bewirken kann. Der Urlaubseffekt hält ca. drei Monate an, sodass über das Jahr gerechnet eine mehrmalige Golfaktivität über eine Woche einen optimalen Gesundheits- und Urlaubseffekt bringen könnte“, so Professor Lechleitner.