Nach jüngstem Wissensstand ist eine Verdopplung des CO₂-Gehaltes der Atmosphäre erst zwischen 2050 und 2070 zu erwarten, aber diese Zunahme des Leitgases für den Treibhauseffekt führt unzweifelhaft zu einer weltweiten Temperaturzunahme.
Globale Klimamodelle prophezeien für Mitteleuropa Erhöhungen der Lufttemperatur je nach Region im Winter bis zu 2 K, im Sommer bis 3 K, sowie eine Abnahme der Niederschläge im Sommer und Zunahme im Winter. Der Bayerische Klimaforschungsverbund BayFORKLIM zeichnet in seinem Abschlussbericht vom November 1999 ein detailliertes Bild dieser Veränderungen und zeigt dabei, dass regionale Klimamodelle – eingebettet in Ergebnisse globaler Klima-Simulationen (Abb. 1) des Max-Planck-Instituts für Meteorologie – teilweise noch extremere Veränderungen liefern.
Warme Gebiete können noch wärmer werden
Da sich das Klima regional nicht gleichartig, sondern erstaunlich differenziert verändern kann, muss im Sommer in Regionen, in denen die Lufttemperatur wie z.B. im Bodenseegebiet schon heute relativ hohe Werte aufweist, mit einer Temperaturzunahme um bis zu 6 K gerechnet werden (Abb. 2). Weil voraussichtlich auch die sommerlichen Niederschläge großräumig rückgängig sind (Abb. 3), stehen der Bewässerungstechnik von Golfanlagen schwere Zeiten ins Haus. Mit Wasserbevorratung und Wiederaufbereitung von Brauchwasser wird man zwar versuchen, den Problemen zu begegnen, in Zukunft sollte aber gelernt werden, mit Wasser effektiver umzugehen und einen höheren Wirkungsgrad anzustreben. Derartige Maßnahmen beginnen z.B. beim Einbau von Regnern mit Einzelansteuerung und gesteuerten Sektoren oder permanentmagnetischer Wassernachbereitung, die eine homogenere Durchfeuchtung der Böden bewirkt und den Wirkungsgrad des Beregnungsvorganges vervielfacht.
Trockene Gebiete können noch trockener werden
Mit den erhöhten Temperaturwerten nimmt die Verdunstung in allen Höhenbereichen zu und führt damit auch zu einer Reduzierung der Bodenfeuchte. Bei zeitgleicher Zunahme von Anzahl und Dauer von Trockenzeiten im Sommer bedeutet diese Entwicklung, dass in Zukunft nicht nur über die Greens, Tees und Fairways nachgedacht werden muss, wenn es um Beregnungsprobleme geht, sondern das gesamte Umfeld des Spielgeschehens einzubeziehen ist. Platzqualität wird nicht allein über den Zustand der Spielflächen vermittelt, das Umfeld ist wesentlich mitbeteiligt. So können bereits heute Stresssymptome an den Bäumen unter veränderten Umweltbedingungen registriert werden, die anzeigen, dass aus dem einen oder an- deren Solitärbaum nie ein Baum werden wird. Geeignete Sortenwahl, künstliche Bewässerung oder Drainagierung werden in Zukunft auch den Planungsbereich außerhalb der Spielbahnen mitbestim- men müssen, wenn es um die Fragen der Qualitätssicherung im Golf geht.
Nasse Gebiete können noch nasser werden
Während die sommerlichen Niederschlagsmengen zurückgehen werden, werden die Winter nasser; zunehmen werden im Winter auch die Häufigkeit von Hochwassern sowie bei Starkregen in kleinen Einzugsbereichen die dort auftretenden Hochwasserscheitel. In Zu- kunft wird man also bei der Suche nach geeignetem Golfgelände auch auf Kriterien der Klimaveränderungen achten lernen müssen, um nicht irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes abzusaufen.
Windige Gebiete können stürmisch werden
Treibhauseffekt bedeutet auch mehr kinetische Energie, wie die Erfahrungen der letzten Jahre mit zunehmender Tendenz zu mehr Wind und Sturm zeigen. Für den Golfer bringt das schwierigere Spielbedingungen und für den Greenkeeper mehr Stress. Spielbahnen, die ständigem Wind ausgesetzt sind, neigen zu Trockenstellen und müssen intensiver behandelt werden. Abhilfe können Windschutzmaßnahmen in Form von Anpflanzungen als sogenannte Windschutzgürtel bringen. Dazu bedarf es allerdings neben ausreichender Pflanzfläche entlang der Spielbahnen auch beträchtlicher finanzieller Mittel. Bei Neuplanungen von Golfanlagen wird man demzufolge bei der Geländeauswahl auch die klimatischen Veränderun- gen hinsichtlich der Windbelastungen mit einbeziehen müssen.
Klimamodelle gewinnen an Bedeutung
Klimasimulationen sind zwar keine Vorhersagen im strikten Sinne – dazu sind Einflussfaktoren wie z.B. der künftige Ausstoß von Treibhausgasen, der Verbrauch fossiler Energieträger, wirtschaftliches Wachstum oder großräumige Eingriffe in die jetzige Landnutzung zu unsicher, geben aber die Richtung an, in die sich unser Klima unter bestimmten Voraussetzungen hinentwickelt. Auch die Golfszene muss die Aussagen solcher Modelle zur Kenntnis nehmen und darauf rechtzeitig reagieren. Äußerungen wie „im Voralpenland fällt genügend Regen“ kann kein verantwortungsbewusster Betreiber mehr Gehör schenken und auf Beregnunganlagen für Fairways verzichten. Er wird zukünftig den lokalen Klimadaten mehr Aufmerksamkeit widmen und – soweit existent – Prognosen hinsichtlich Klimaveränderungen berücksichtigen.
Resümee – Wasser wird immer wertvoller
Dass die globale Klimaveränderung auch die regional-klimatischen Bedingungen für das Golf in nächsten Jahrzehnten stark beeinflussen wird, ist unumstritten. Handlungsbedarf aber besteht erfahrungsgemäß immer erst, wenn erste Schäden bereits sichtbar sind. Sicher ist es einfacher, die Spieler von der Gefahr der erhöhten UVB-Belastung – ebenfalls ein Produkt der globalen Klimaveränderung – zu überzeugen und sich zu „behüten“ als von ihnen Zuschüsse für Probleme von morgen zu erhalten. Wenn aber die Zahl der sogenannten „heißen Tage“ (max. Lufttemperatur über 30 °C, Abb. 4) sich regional tatsächlich verdoppeln, den Beregnungsanlagen wegen der prognostizierten Reduktion der Niederschläge im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser ausgeht und der Golfplatz verdurstet, dann beginnt die Suche nach Schuldigen. Schon heute sollten wir an Regenrückhaltebecken in Form von größeren Teichen und Seen denken, über Sammler verregnetes Sprinklerwasser wieder ewinnen und einer Wiederaufberei- tungsanlage zuführen; vor allem aber sollte der Wasserverlust – erfahrungsgemäß sind das über 30 % – über physikalische Wasserbehandlung reduziert werden. Dazu müssten keine neue Techniken entwickelt werden, sie sind bereits erfolgreich im Einsatz.
PS. Weitere Informationen zu regionalen Klimaveränderungen finden Sie im Internet auf der Webseite des Bayer. Klimaforschungsverbundes BayFORKLIM unter, dem wir auch für die Überlassung der Abbildungen danken (Quelle: „Klimaänderungen in Bayern und ihre Auswirkungen“, BayFORKLIM, Abschlussbericht, München, Nov. 1999).