Das Sommerfest finden wir uns nmlich auf dem Sommerfest eines Golfclubs: Buffet, Tanz und gewitzte Rede des Prsidenten inklusive, wieder. Das alles vermag wohl dem Eingeweihten (wie auch dem Nichtgolfer) Anla zum Schmunzeln geben, denn Wellershoff ist ein groartiger Beobachter. Davon profitiert die Perspektivfigur.
So erffnet der Prsident, an dessen Tisch man sitzt, denn ihr Ehemann Rudolf ist ein guter Golfer, der das dem Fest vorgngige Turnier mit einem Topscore eins ber Par gewonnen hat, das Fest in leicht witzelnder Manier: Man msse seine Worte jetzt wohl oder bel ber sich ergehen lassen und auerdem treffe die Einschtzung der Neidgesellschaft, Golf sei nur was fr Reiche und alte Knacker, ja gar nicht zu.
Und es sei ja auch erfreulich, da immer mehr neue Mitglieder den Weg in den Club fnden. Man liege also im Trend: Golf als Massensport. So verfllt der gute Mann in seinem Aufbegehren gegen das Clich prompt einem solchen, ja wird vielleicht durch den kurz zuvor getroffenen Gedanken seiner Tischnachbarin, da das gemischte Bild will heien: die freie Interpretation des Dress-Codes als Anzeichen gesellschaftlicher Disharmonie zu deuten sei, berfhrt.
Nun ist das Ganze aber keine beiende Satire ber den Golfspieler als solchen oder das – wie die pltzliche Wendung der Erzhlung, an der die junge und sexy Schwester der ein bichen verhrmten Gattin Rudolfs (der Turnierheld) nicht ganz unbeteiligt ist, klarmacht gar nicht mal so steife Clubmilieu, sondern vielmehr eine erfrischende Geschichte ber die Liebe und deren Verblhen. Altes Thema, alter Kaffee? Das Gegenteil ist der Fall. Gerade weil Wellershoff die Liebe quasi durch die Rose, will sagen: durch einen rhrseligen Lovesong sprechen lt und beschwrt, wird der Floskel ihr Recht zugesprochen (ja, die Lippen des Gekssten knnen von Leben und Leidenschaft durchpulst sein), und gewinnt die Erzhlung, sicher: sie zitiert den ein oder anderen Allgemeinplatz an, ihren eigentmlichen Reiz. Auch wenn die Runde Golf ein verdorbener Spaziergang (Twain) ist, heit das noch lange nicht, da man sich mit einem Eisen in der Hand den Weg zurck zum wohl schnsten Spaziergang, dem der Verliebten, auf immer verbaut, denn Schein und Sein sind wohl ein unzertrennbares Paar. Vielleicht ein gutes Thema fr die nchste Runde.
„Das normale Leben“ von Dieter Wellershoff ist bei Kiepenheuer&Witsch erschienen. Es kostet 18,90 Euro.
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