Auch Golfspieler sind vor dem Zahn der Zeit nicht gefeit: Obwohl sich der Sport stark verjüngt hat, nimmt die Zahl der Spieler mit Gelenkbeschwerden leider auch stark zu. Was nicht unbedingt mit dem Golfen selbst zu tun hat: Der Ursprung der Beschwerden rührt meist von früheren Belastungssportarten her.
Die Gelenke können oft nicht mehr so, wie der Mensch es will. Der Grund ist meist ein Verschleiß des Gelenkknorpels, die Arthrose. Auslöser können Übergewicht, Bewegungsmangel und zu starke Spitzenbeanspruchungen sein, aber auch externe Faktoren wie Frakturen, falsches Schuhwerk, usw.
Der Arthroseprozess geht vom Knorpel aus, ist er aber einmal in Gang gekommen, spielen Entzündungsvorgänge in Interaktion zwischen Knorpel und Gelenkschleimhaut eine große Rolle. Diese werden über Botenstoffe der Entzündung im Gelenk unterhalten. Die Gelenkflüssigkeit wird minderwertig, verliert ihre stoßdämpfenden und knorpelbenetzenden Fähigkeiten, und es entsteht ein mechanisch ausgelöster Entzündungsprozess, der letztendlich zum völligen Gelenkverschleiß führen kann.
Bewegung ist sogar von Vorteil
Die Arthrose verläuft in Phasen und nicht konstant. Bewegung hat positiven Einfluss auf den Gelenkstoffwechsel, Überbelastung katastrophale. Ein Golfer geht auf einer 18-Loch-Runde ca. sieben Kilometer. Für die Arthrose kann dies gut und schlecht sein, wobei die Vorteile der Bewegung überwiegen! Allerdings der Bewegung ohne Überbeanspruchung: ein arthrotisches Gelenk soll bewegt, aber nicht überbeansprucht werden. Golf ist hierbei eigentlich die perfekte Sportart, da keine „high impacts“, also keine hohen axialen Stoßbelastungen auftreten. Für betroffene Golfer bedeutet dies, allerdings, dass an Schmerztagen nicht unbedingt die Runde zu Ende gespielt werden sollte, da Verschlimmerungen der Arthrose drohen.
Typisch für die Arthrose, egal an welchem Gelenk, ist der sogenannte Anlaufschmerz nach längerer Ruhephase. Das Gelenk muss sich erst wieder „einlaufen“, ähnlich wie ein defektes Getriebe, was nach Stillstand wieder anläuft.
Treten die Beschwerden an einem oder mehreren Gelenken über einen Zeitraum von über drei bis vier Wochen auf, oder sind schon Bewegungseinschränkungen vorhanden, sollte unbedingt ein sportmedizinisch qualifizierter Orthopäde aufgesucht werden. Dieser wird die Diagnose anhand von Röntgenspezialaufnahmen zur Beurteilung des Knochens und Kernspinaufnahmen zur direkten Beurteilung des Gelenkknorpels präzisieren.
Wichtig: Kräftigung der Muskeln
Therapeutisch ist in der Anfangsphase vor allem Physiotherapie zur Kräftigung der Kennmuskeln des betreffenden Gelenkes extrem wichtig, außerdem die Mobilisation des Gelenkes durch Manuelle Therapie zum Erhalt der Beweglichkeit.
Bei geringen bis mittleren Schmerzen können auch Tabletten eingesetzt werden, bewährt hat sich auch Schmerztherapie durch Akupunktur, die sogar von den meisten gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird.
Sind die Beschwerden stärker, kann auf Gelenkebene mit Injektionen der Arthroseprozess positiv beeinflusst werden. Die Injektion von Hyaluronsäure durch den Facharzt unter sterilen Bedingungen steht hierbei an erster Stelle. Durch deren hohe Viskosität entsteht ein Stoßdämpfereffekt im Gelenk und die Knorpelflächen werden wieder benetzt. Durch die große Molekülgröße der heutzutage fast ausnahmslos synthetisch hergestellten Präparate kann der Körper diese nur langsam abbauen und die durchschnittliche Wirkdauer beträgt bis zu 12 Monate.
Noch bessere, vor allem langfristigere Effekte können häufig durch Injektion von sogenannten „Interleukin-Rezeptor-Antagonisten“ erzielt werden. Diese blockieren direkt den Entzündungs- und Arthroseprozess auf Gelenkebene, werden aus Patientenblut gewonnen und wirken bis zu 3 Jahren. Allergien oder Nebenwirkungen können schon per se nicht auftreten, da die Arthrose mit körpereigenen Mitteln bekämpft wird.
Keine Angst mehr vor Prothesen
Ist das Gelenk irreparabel zerstört und ständig schmerzhaft, hilft nur noch der Gelenkersatz – wovor betroffene Sportler generell keine Angst mehr zu haben brauchen: Die moderne Knie- und Hüftendoprothetik hat sich in den letzten zehn Jahren massiv weiterentwickelt. Die operative Zugangswege sind wesentlich kleiner geworden, Muskeln werden nicht mehr durchtrennt, sondern nur noch abgelöst und in den meisten Fällen können die operierten Gelenke sofort belastet werde, so dass sich die Rehabilitationszeiten massiv verkürzt haben. Der durchschnittliche Patient kann bereits nach acht bis zehn Tagen die Klinik verlassen und geht dann optional nochmals drei bis vier Wochen in die Rehabilitation. Bereits unmittelbar nach der Operation sind 98% der Patienten schmerzfrei.
Sport ist auch mit der Endoprothese möglich und Golf ist die ideale Sportart für den Prothesenträger, da das Verletzungsrisiko minimal ist.
Wichtig ist ein entsprechendes warm-up mit Stretching vor der Runde – und kein übertriebener Ehrgeiz. Sinnvoll wäre es, die Wintermonate für Muskelaufbau- und Koordinationstraining zu nutzen.
Autor Dr. Michael Nager: Der Münchner0Chef des Orthopädiezentrums München City ist selbst begeisterter Golfer mit Handicap 18.