Das Jahr 2018 war das erste Jahr in Deutschland, in dem die Zahl der organisierten Golfer nicht weiter gestiegen ist. Nach dem „Golf Boom“ der 90er bis in die 2000er Jahre hinein gibt es in Deutschland aktuell eine Phase der Stagnation. Diese Stagnation liegt aber nicht daran, dass keine neuen Golfer mehr mit dem Sport beginnen. Der Grund ist vielmehr die Zahl der Golfer, die mit dem Sport aufhört und die Golfclubs verlassen.
Dabei sind diese Austritte von Golfern keinesfalls nur durch Tod oder Krankheit begründet. Laut der Studie „Golfmarkt 2019“ von Dr. Falk Billion würden viele Golfer aus den Golfclubs austreten bzw. kündigen, weil sie mit den Herausforderungen des Golfsports nicht (mehr) zurechtkommen, sich auf der „Heimatgolfanlage“ nicht (mehr) wohlfühlen oder dort keine ihrer (veränderten) Bedürfnissen entsprechenden Angebote bekommen.
Golfanlagen in Deutschland haben ein Problem mit der „Mitgliederbindung“. Das Golfspiel werde „vielfach nicht mehr in der klassischen Anbindung an eine Golfanlage ausgeübt“, sagte auch DGV-Präsident Claus Kobold.
Neue Golfanlagen? Fehlanzeige
In Deutschland wurden in den letzten Jahren nur noch wenige neue Golfplätze gebaut, der Zuwachs an Golflöchern kommt daher überwiegend durch Erweiterungen bestehender Golfplätze (von 9 auf 18 bzw. von 18 auf 27 Löcher) zustande. Die Bauprojekte die stattfinden sind Umbauten von Golfplätzen. Gründe dafür liegen im Alter der Golfplätze, aber auch immer mehr in den sich ändernden Ansprüchen von Golfspielern an die sportlichen und ästhetischen Qualitäten von Golfplätzen.
Der Sachverständige Falk Billion kennzeichnet die Entwicklung folgendermaßen: „Während Golfanlagen in Deutschland bis in die 80er Jahre hinein ausschließlich in der Regie von Golfclubs (e.V.) als vereinseigene Anlagen errichtet und betrieben wurden, traten ab Mitte der 80er Jahre gewerbliche Gesellschaften als Investoren neuer Golfanlagen auf den Plan. Da bis zum Jahr 2003 ausschließlich Golfclubs in der Rechtsform eingetragener Vereine (e.V.) ordentliche Mitglieder im DGV sein konnten, entwickelten sich auf einer Vielzahl deutscher Golfanlagen sogenannte „Doppelmodelle“ aus gewerblicher Trägerschaft und Vereins-Betrieb.“
Inzwischen habe sich dies geändert, die Mehrheit der Golfanlagen in Deutschland sei in der Trägerschaft gewerblicher Unternehmen (GmbH, GmbH & Co. KG, KG, AG, OHG, UG oder e.K.). Im laufenden Betrieb der Golfanlagen spielen indessen Golfclubs (e.V.) als Pächter oder Nutzungsberechtigte nach wie vor eine Rolle, so Billion.
Die Jahresergebnisse
Der Golfverband befragt in seinem Herbstbarometer die Golfclubs regelmäßig nach ihrer Einschätzung zum Geschäftsjahr. Hierbei handelt es sich um eine Selbsteinschätzung der Club-Verantwortlichen, diese fällt naturgemäß immer etwas positiver aus.
In der Studie zum Golfmarkt blickt Falk Billion dagegen auf die wirtschaftlichen Zahlen, sofern diese vorliegen. Durch die Veröffentlichungspflicht der Kapitalgesellschaften lässt sich ein Bild der wirtschaftlichen Lage gewinnen. Nicht möglich ist dies bei Golfanlagen, dessen Betreiber ein eingetragener Verein ist, hier steht keine Pflicht zur Veröffentlichung der Jahresergebnisse. Dr. Falk Billion konnte für das Wirtschaftsjahr 2017 die Jahresergebnisse von rund 450 gewerblichen Golfanlagengesellschaften ermitteln, durch das entfernen statistischer Ausreißer flossen 354 Golfanlagen in seine Auswertung ein.
Das Ergebnis: Die Jahresergebnisse des Wirtschaftsjahres 2017 dieser 354 Golfanlagen waren für 168 Anlagen positiv (47,5%) mit einem Mittelwert von +53.100 €, für 10 Anlagen neutral (2,8%, entsteht durch die Ergebnisabführungen an Mutter-, Konzern- Gesellschaften) und für 176 Anlagen negativ (49,7%) mit einem Mittelwert von -128.778 €.
Diese Zahlen zeigen, wie unterschiedlich der wirtschaftliche Zustand der Golfanlagen in Deutschland ist. Wesentliche Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg eines Golfplatzes sind die Lage (und diese ist, einmal entschieden, unveränderlich) und der Einzugsbereich (der darüber entscheidet, ob es genug Nachfragen und somit genug Einnahmen gibt).
Die aktuelle Situation von Golfanlagen
Laut dem Experten Falk Billion befinden sich viele Golfanlagen „bezüglich ihres Selbstverständnisses auch heute noch in einer Übergangsphase von der (vereinseigenen) Sportanlage hin zum Dienstleistungsunternehmen der Freizeitbranche“. So haben man ihm auf die Frage nach einem schriftlich definierten Betriebskonzept oder nach der Struktur des monatlichen Reportings nicht immer eine zufriedenstellende Antwort geben können. Soll heißen: das Management ist hier nicht professionell genug aufgestellt.
Themen wie Betriebskonzepte, Marketing und Marktpositionierung kommen erst langsam bei Golfplatzbetreibern an. Der Markt reagierte darauf, etwa mit entsprechenden Golf-Management-Qualifikationen um geeignete Mitarbeiter zu haben, die solche Dinge umsetzen können.