An einem Golfschwung sind bis zu 400 der etwa 600 Muskeln des menschlichen Körpers beteiligt, was ihn zu einem der komplexesten Bewegungsabläufe im Sport überhaupt macht. Was ohnehin schon komplex ist, ist nach einer Operation oder bei Schmerzen ganz besonders heikel,
Bei so umfassendem Körpereinsatz steigt natürlich auch das Risiko, sich zu verletzen. Wir sprachen mit dem ärztlichen Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen, Professor Ulrich Stöckle, über den richtigen Wiedereinstieg in den Golfsport nach einem Unfall.
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„Wenn ich normal und gut laufen kann, dann kann ich nach und nach wieder Golfen“, sagt Stöckle. Der Unfallchirurg spielt in seiner Freizeit selber Golf, daher kennt er die Anforderungen, die der Sport an den Körper stellt, genau. Häufig sei es eine Kopfsache, wenn es nach einer Operation mit dem Wiedereinstieg in den Golfsport nicht richtig klappe. „Wenn man den Kopf nicht freihat, dann geht es auch nicht.“ Häufig sei eine Art innere Bremse angezogen, die erst mal gelöst werden müsse.
Nach einer Operation sollte man zunächst immer mit normalen Alltagsaktivitäten beginnen. Für den ärztlichen Direktor ist mit jeder Behandlung das Ziel verbunden, den Zustand vor der Behandlung wieder herzustellen.
„Ich kann nicht mit Stützen auf den Platz gehen“, stellt er klar. Grade am Anfang komme es darauf an, erst wieder langsam zu beginnen.
Am kompliziertesten, so der Chirurg, seien Kombinationsverletzungen, bei denen Arme und Beine betroffen sind. Für jeden Bruch müsse man etwa acht bis sechs Wochen rechnen, bis dieser fest werde. Dieselbe Zeit müsse man dann noch mal darauf rechnen, bis man wieder mit sportlichen Aktivitäten beginnen kann.
Und dann sollte man etwa zunächst mit dem Putten, und nicht mit vollen Schlägen, beginnen. Sich moderat zu steigern, sei wichtig. Und wenn es dann auf den Platz geht, kann auch ein Golfcart eine Hilfe sein.
Häufig würden sich Patienten selbst überfordern. „Bei Schmerzen sollte das Programm reduziert werden“, so der Professor. Man müsse offen zu sich selbst sein und dürfe sich nicht überfordern. Neben dem Golftraining sei auch ein paralleler Muskelaufbau wichtig. Und der Mediziner gibt zu bedenken: „Nicht gleich mit dem ersten Schlag muss es wieder so funktionieren wie vor der Verletzung.“
Golferellenbogen und Tennisellenbogen
Golferellenbogen und Tennisellenbogen sind häufig außerhalb des Golfplatzes auftretende Schmerzprobleme, die die Sehnenansätze im Ellenbogenbereich betreffen. Es ist entscheidend zu prüfen, ob die Golfschwungtechnik, Griffhaltung oder Handgelenksstellung im Treffmoment zusätzlichen Stress auf die Sehnenansätze ausübt. Vor einer Schwungkorrektur ist eine genaue Diagnose notwendig, um eine gezielte und individuelle Schwung- und Therapieempfehlung zu erstellen.
Der Tennisellenbogen, besonders rechtsseitig, betrifft die Ansatzsehnen der Handgelenksstrecker. Bei Tennisellenbogen ist es wichtig, alle Schmerzursachen schnell zu identifizieren, um die Entwicklung von akuten zu chronischen Schmerzen zu verhindern. Alltagsbewegungen und Arbeitsumfeldbewegungen, die zu einer Mehrbelastung der Handgelenksstrecker führen, sollten schnell erkannt werden. Eine Lösung zur Belastungsreduktion könnte beispielsweise die Verwendung einer physiologischen Maus am PC sein.
Die Studie „Elbow injuries in golf“ von AR. Stockard hat Golfellenbogen-Verletzungen untersucht und Diagnose- sowie Therapiemaßnahmen beschrieben. Die Therapieempfehlung lautet, eine Überbelastung des Ellenbogens beim Golfspiel zu vermeiden, indem Golfer mit Ellenbogenschmerzen Golfstunden bei einem qualifizierten Golflehrer nehmen. Dieser analysiert den Golfschwung individuell, was zu einer verbesserten Golftechnik und somit zu weniger Ellenbogenschmerzen führen kann.
Golf nach Operationen im Bereich der Wirbelsäule
Es ist schwer pauschale Angaben dazu zumachen, wann man nach einer Operation im Bereich der Wirbelsäule wieder mit dem Golftraining beginnen kann, da es kaum verlässliche Daten zu Rehabilitationszeiträumen gibt. Zu unterschiedlich sind die Belastungen bei Sportlern. Frühestens ab der zwölften Woche ist volle Belastbarkeit und Trainierbarkeit gegeben, aber unter der Berücksichtigung der Schwere der Operation. Nach Bandscheibenoperationen der Lendenwirbelsäule werden 4- bis 8-wöchige Rekonvaleszenzzeiten genannt, während schwerere Eingriffe im Bereich der Brustwirbelsäule 2 bis 3 Operationen der Lendenwirbelsäule und 6 Monate in Anspruch nehmen. Unser Autor Heinz Schmidbauer berichtet ihr von seinen persönlichen Erfahrungen nach der Operation
Golfen mit Arthrose
Golfspieler sind zunehmend von Gelenkbeschwerden betroffen, oft aufgrund von Arthrose, die durch verschiedene Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und externe Einflüsse entstehen kann. Bewegung hat einen positiven Einfluss auf den Gelenkstoffwechsel, jedoch sollte Überbeanspruchung vermieden werden. Bei länger anhaltenden Beschwerden ist ein sportmedizinisch qualifizierter Orthopäde aufzusuchen, der mittels Röntgen und Kernspinaufnahmen eine präzise Diagnose stellt.
In der Anfangsphase empfiehlt sich Physiotherapie und Manuelle Therapie zur Kräftigung und Mobilisation der betroffenen Gelenke. Bei geringen bis mittleren Schmerzen können Tabletten oder Akupunktur helfen. Bei stärkeren Beschwerden können Injektionen, wie Hyaluronsäure oder Interleukin-Rezeptor-Antagonisten, den Arthroseprozess positiv beeinflussen. Für irreparabel zerstörte Gelenke bleibt als letzte Option der Gelenkersatz, wobei moderne Endoprothetik und verbesserte operative Verfahren die Rehabilitationszeiten verkürzen. Sport, inklusive Golf, ist auch mit einer Endoprothese möglich, vorausgesetzt, es wird ein angemessenes Warm-up durchgeführt und Überanstrengung vermieden.
Golfen mit einer Knie-Prothese
Knieschmerzen sind nicht ausschließlich durch Golf verursacht, können jedoch beim Golfspiel auftreten. Eine genaue Untersuchung der schmerzfreien Beweglichkeit und Diagnose ist entscheidend, um den Golfschwung individuell an die Kniebeschwerden anzupassen.
Eine Studie von WJ., Mallon und JJ. Callaghan hat gezeigt, dass Golfspieler mit künstlichen Knie- oder Hüftgelenken nach der Golfrunde leichte Schmerzen verspüren. Die Hüfte verursacht dabei den geringsten Schmerz, gefolgt vom rechten Knie, während Schmerzen am linken Knie, besonders während des Golfens, am häufigsten sind. Bei einem künstlichen Kniegelenk ist es ratsam, die Golfschwungtechnik von einem Arzt und Golflehrer analysieren zu lassen, um mögliche Schmerzen zu vermeiden. Doktor Golf steht für beratende Hilfe bezüglich eines knieschonenden Golfschwungs zur Verfügung.
Was tun, wenn die Hüft- oder Knieprothese schmerzt?
In Deutschland ist die Zahl der Implantationen von Hüft- und Knieprothesen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In der Mehrheit der Fälle kommen die Patienten gut mit dem künstlichen Gelenk zurecht. Sie können wieder aktiv leben und sogar Sport treiben. Manchmal stellen sich aber auch Beschwerden oder Schmerzen ein. Dann besteht Handlungsbedarf.
Die häufigsten Ursachen von Beschwerden nach dem Einsatz eines künstlichen Gelenks sind Instabilitäten. Diese können durch Fehlstellungen, Lockerungen oder Infektionen entstehen. Bei Knieprothesen können Probleme mit der Kniescheibe hinzukommen. Patienten mit Knieprothesen klagen vergleichsweise häufiger über Schmerzen als Patienten mit Hüftprothesen. „In allen Fällen geben die Betroffenen jedoch Schmerzen bei verschiedenen Aktivitäten an, die gelegentlich auch in Ruhe auftreten“, erläutert Privatdozent Dr. Fritz Thorey, Spezialist für Hüft- und Knie-Endoprothetik an der ATOS Klinik Heidelberg. Das Gelenk kann aber auch geschwollen oder überwärmt sein.
Genaue Untersuchung wichtig
„Wichtig ist, dass jeder, der durch eine Hüft- oder Knieprothese verursachte Schmerzen verspürt, einen Spezialisten aufsucht. Dieser sollte sich sehr gut sowohl mit primären Hüft- und Knieprothesen als auch mit Wechseloperationen auskennen“, legt Dr. Thorey allen Patienten ans Herz. „Zusammen mit dem Betroffenen sollten die Ursachen diskutiert und ein individuelles Behandlungskonzept entwickelt werden.“
Neben generellen Untersuchungen gibt es eine Reihe von Spezialuntersuchungen, die Aufschluss über die Ursache der Beschwerden geben, etwa eine Computertomographie (CT), eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Szintigraphie – eine nuklearmedizinische Untersuchung, worüber sich Entzündungen im Gelenk nachweisen lassen. Auch eine Punktion, bei der mit einer Nadel Flüssigkeit aus dem Gelenk abgesaugt wird, kann bei der Suche nach der Ursache helfen. Erst wenn diese genau feststeht, kann der Arzt gemeinsam mit dem Patienten einen individuellen physiotherapeutischen Behandlungsplan erarbeiten. Wenn eine konservative Therapie nicht hilft, ist eine Operation erforderlich. „Wie häufig eine Prothese gewechselt werden kann, hängt ganz von der Qualität des Knochens ab“, führt Dr. Thorey aus. „Man kann jedoch davon ausgehen, dass mindestens zwei bis drei Wechseloperationen einer Hüft- und Knieprothese möglich sind und damit eine gute Funktionalität erreicht werden kann.“
Kontinuierliche Überwachung bei Metallprothesen
Die sogenannte „Gleitpaarung“ von Gelenkkugel und -pfanne wirkt sich entscheidend auf Haltbarkeit und Belastbarkeit der Prothese aus. Die Gleitpartner übernehmen die Funktion der glatten Knorpelflächen im gesunden Gelenk. In der letzten Zeit war vor allem die Problematik von Metall-auf-Metall-Prothesen in der Diskussion. Diese Gelenkimplantate galten ursprünglich als besonders haltbar und vor allem für körperlich aktive Patienten als geeignet. Doch durch Abrieb an dem Metall kön-nen Ionen austreten und Entzündungen des Gewebes verursachen. „Für Patienten, die eine solche Prothese erhalten haben, ist dieses Thema sehr belastend“, berichtet Dr. Thorey. „Hier ist es immens wichtig, dass ein Spezialist eine genaue Untersuchung und Diagnostik durchführt, um den Metallabrieb und eventuelle Folgeschäden frühzeitig zu erkennen und abzuwenden. Die Interpretation der Befunde durch den Spezialisten ist sehr wichtig, um zu entscheiden, ob eine Wechseloperation notwendig ist.“
Daher sollte auf die Auswahl der Gleitpartner im Hüft- und Kniegelenk geachtet werden. Beim Hüftgelenk weist die Keramik-auf-Keramik Gleitpaarung den geringsten Verschleiß auf und sollte gerade bei aktiven Patienten eingesetzt werden. Beim Kniegelenk gibt es neben den herkömmlichen Metallkomponenten ebenfalls Innovationen, wie mit Keramik beschichtete Oberflächen oder Knieprothesen aus Keramik, die einen geringeren Abrieb aufweisen und damit die Lockerungsrate senken können.
8 Kommentare
Ich habe bald eine Leisten OP. Mein liebstes Hobby ist jedoch das Golfen, und ich wollte wissen, wann ich wieder auf den Platz kann. Im Zweifel werde ich erstmal mit dem Putten starten, sobald möglich.
Hallo,
ich habe nächste Wochwe eine Anschlussheilbehandlung. Gibt es ein Verzeichnis von Rehakliniken/-Einrichtungen, die eine Möglichkeit des Golfspielens im Rahmen der Reha anbieten?
Beste Grüße
Ramiero
Ich habe am 8.3. Neues Knie bekommen. Reha zuhause. Jeden Tag 1 Stunde muskelaufbau und 45 min Lymphdrainage durch Psychotherapeuten. Nach 6 Wochen wieder Golf und nach einerer Woche 9 Loch gelaufen. Keine Probleme, gehe jeden Tag 10 000 Schritte. An mein Knie denke ich nicht mehr.
Das ist doch ein Beispiel, dass sicher vielen Mut macht. Vielen Dank für das Teilen an dieser Stelle!
wann ich nach Handgelenkbruch, radiusfaktor wieder golf spielen?
danke
Distale Radiusfraktur – konservativ behandelt – keine Verschiebung – 2 Wochen Gipsschiene, jetzt noch 4 Wochen Cast
Die Finger trainiere ich schon, aber jetzt nach 3 Wochen kann ich noch kein leeres Glas halten …
Wann kann man mit dem Golf wieder beginnen ?
Klar, natürlich erst Putten, dann Chippen …
Aber wann sind volle Schläge wieder sinnvoll ohne Folgeschäden befürchten zu müssen, d.h. Ausgelöst durch zu frühe Belastung ?
Ich bin 65, sportlich, aber kein Jungspunt … Röntgen nach 11 Tagen war lt. Behandelndem Handchirurg sehr gut.
wann kann ich wieder mit dem Golftraining und spielen beginnen ? Meine Schlüsselbeinfraktur mit entspr. OP-Versorgung,
jetzt mit Platte und 6 Schrauben auf/im Schlüsselbein, keine Schmerzen, vor 10 Wochen operiert vor 3 Wochen Physiotherapie erledigt.
Ich bin 70 Jahre alt, habe keine gesundheitlichen Einschränkungen
Hallo ich bin schlank und sportlich 73 Jahre hatte am 9.6.24 eine neue Hüfte links erhalten. Bin in der 4 Woche auf Rehe, keine Schmerzen, Anwendungen verlaufen gut. Was kann ich nach der Rehe tun ausser Krafttaining für Muskeln und viel gehen, Radfahren im Fitness??
Bin Golferin möchte so schnell wie möglich wieder Golfen anfangen. Was würden sie mir empfehlen?? Spezialen Golflehrer??
Würde mich auf eine Antwort freuen
Mit freundlichen Grüßen
Hildegard Metzner