Die neue Golfsaison steht vor der Tür und Sie haben sich sicher schon sehr darauf gefreut, nach den langen Wintermonaten. Sind sie gespannt, wenn jetzt die Saison beginnt und die ersten Runden und Turniere starten? Sicher haben Sie sich Ziele gesetzt und im Hintergrund arbeiten in Ihrem Gehirn die Golferlebnisse in der Vergangenheit. Ihr Gehirn ist also in Alarmbereitschaft – im positiven wie im negativen Sinne.
Leider trainieren viele Golferinnen und Golfer stundenlang die Technik, und das Mentaltraining wird komplett vergessen. Ganz nach dem Motto, man hat es oder nicht.
Dies mag aber, wie natürlich in allen anderen Bereichen, stimmen. Denn nur durch gezieltes Gehirn/Stress-Training kann man auch in diesem Bereich erfolgreicher werden.
Um erfolgreich zu Golfen habe ich in meiner langen Karriere, die auch geplagt war von vielen argen Verletzungen, gelernt, einigermaßen mit negativen Bildern umzugehen, da hier die Angst vor erneuter Verletzung naturgemäß sehr groß ist.
Bei Misserfolgen, wie Wasserbällen o.ä. geht innerhalb von 200 Millisekunden die Alarmanlage, die Amygdala, in unserem Gehirn los, so der Wiener Neurobiologe Marcus Täuber. Stressreaktionen in Form von Adrenalin und Noradrenalin werden im Körper ausgeschüttet. Die Pulsfrequenz steigt an und die Peripherie wird stärker durchblutet. Dieses Bild von einem schlechten Schlag gelangt in etwa 0,4 Sekunden in unser Bewusstsein. Erst nachher verwertet unser Verstand, was da passiert ist. Manche Menschen sind anfälliger bei solchen Problemen, andere wiederum können leichter damit umgehen. Es gibt eine Untersuchung in den USA, dass Spieler/innen, die anscheinend eine stärkere innere Widerstandskraft haben, weil sie z.B. auch im Beruf stärkere Belastungen hatten, Rückschläge leichter verdauen, als Spieler/innen, die fast keinerlei Belastungen durchleben mussten.
Nun kann man diese Belastbarkeit /Resilienz aber auch trainieren. Spitzengolfer tun dies. So etwa, wenn man schon morgens sich unter die unangenehme kalte Dusche stellt, durchlebt man eine kleine Krise im Gehirn. Schlechte Nachrichten, die zurzeit ja auf allen Kanälen auf uns einprasseln, spielen auch eine gewisse Rolle im persönlichen Wohlfühlen.
Versuchen Sie, diese Informationen mit einer gewissen emotionalen Distanz zu betrachten.
Deshalb vor einem für Sie wichtigen Turnier oder einer Golfrunde eine Empfehlung der Experten:
- Versuchen Sie einen besonders guten Schlaf zu bekommen. Das heißt: Legen Sie abends vor dem Einschlafen Ihr Handy/Laptop mindestens zwei Stunden vorher weg. Konsumieren Sie nicht im TV die neuesten schrecklichen Nachrichten oder einen übel belasteten Spielfilm. Im Traum verarbeiten wir nämlich vor allem Eindrücke, die negativ behaftet sind und kurz zurückliegen.
- Generell braucht unser Gehirn Erholungsphasen, dies ist wie beim Muskelaufbautraining.
- Merken Sie sich, Stress belastet den Resilienzmuskel zwar kurzfristig, aber wenn er in die Ruhephase kommt, kann er wieder wachsen. Meditation kann dabei helfen. Vor längerer Zeit habe ich einmal einen Artikel geschrieben, wie man kurzfristig sich entspannen kann.
Zur Erinnerung empfahl ich damals für bzw. auf der Golfrunde:
- Schließen Sie am Abschlag die Augen, den Daumen einer Hand pressen sie ganz fest in die Mitte der ausgestreckten anderen Hand und umgekehrt und dabei an nichts zu denken!
- Weitere klassische Entspannungsübungen, wie beispielsweise langes Ausatmen oder progressive Muskelentspannungen nach „Jacobson“ halte ich für empfehlenswert.
- Vermeiden Sie also Stress beim Golfen. Reisen Sie rechtzeitig zu Ihrer Golfrunde, mit einer möglichst relaxten Autofahrt an. Sie haben bereits zu Hause Ihre Klamotten und Ausrüstung gecheckt, Getränke und Stärkungen eingepackt, Schläger und Schuhe gesäubert uvm.
- Nehmen Sie sich vor den Golftag zu genießen. Vermeiden Sie aufregende Diskussionen mit Golffreunden vor der Runde. Denken Sie später nur Schlag für Schlag und nicht an das Endergebnis, auch wenn es noch so schwerfällt. Freuen Sie sich über gute Schläge.
- Nach einem schlechten Schlag, schließen Sie vor dem nächsten Schlag kurz die Augen und versuchen sich das Gefühl des erfolgreichen Schlages in Erinnerung zu rufen.
- Nur wenn Sie lernen Stress abzubauen, der über das Ventil Arme und Beine abgebaut wird, werden Sie erfolgreich Golfen.
Denken Sie daran:
Alles kann, nichts muss!
Versuche so gut wie du kannst, aber erwarte nichts! Ein arabisches Sprichwort sagt: „Vertraue Gott, aber binde dein Kamel an.“
Für die neue Saison wünsche ich Ihnen alle ein
Schönes Spiel
Ihr
Heinz Schmidbauer