Ein Gastbeitrag von Prof. Chia Chou und Jürgen Jaschke, Acceleraze Golf
Sie wissen, dass mit Ihrem Golfschwung etwas nicht stimmt, aber Sie können es nicht genau „greifen“? Oder sie merken, dass Ihre Distanzkontrolle beim kurzen Spiel unbeständig ist?
Versuchen Sie besser nicht, Ihren Schwung zu lange zu korrigieren. Wenn Ansprechposition und Griff bei Ihnen korrekt sind, konzentrieren Sie sich zunächst auf Ihren Rhythmus und Ihr Tempo. Alles, was nicht passt, ist wahrscheinlich, dass Ihr Rhythmus oder Ihr Tempo ein wenig zu schnell oder zu langsam ist. Das führt zu einer suboptimalen Beschleunigung oder nicht optimalen Abfolge der Schwungbewegung.
Der Schwungrhythmus und das Schwungtempo sind wirkungsvolle Hebel, die alle Bereiche des Spieles stark beeinflussen. Es ist einer der Teile des Golfschwungs, der Profis von Amateuren unterscheidet. Wenn Top Spieler eine gute Runde hatten, reden sie oft davon, dass ihr Schwungrhythmus stimmte.
Rhythmus und Tempo im Blut?
Aber Rhythmus und Tempo stehen im Training nicht wirklich auf dem Stundenplan. Schon Bobby Jones sagte: „Rhythmus und Timing sind die beiden Dinge, die wir alle haben müssen, aber niemand weiß, wie man beides lehrt.“ Vielmehr heißt es üben, üben, üben, bis Rhythmus und Tempo schließlich konstanter werden.
Manche üben mit unzähligen Wiederholungen, andere mit Metronom-Apps, um den Putting-Rhythmus zu verbessern. Oder sie summen Worte wie „1-2-3-1“, um ihren Drive flüssiger zu machen.
Das bringt schon etwas, aber jetzt hat ausgerechnet ein Branchenfremder eine Lösung gefunden, die viel effektiver ist. Und wenn man es genauer betrachtet, klingt es ganz logisch, dass es jemand aus dem Musikfach sein musste, der Golfern Rhythmus und Tempo auf einfache Weise vermittelt. Musikprofessor Chia Chou von der Kunstuniversität in Graz.
Die Lösung kommt aus der Musikwissenschaft
Sein deutsch-österreichisches Startup Acceleraze erhält derzeit großen Zuspruch im Mekka des Golfsports, im US-amerikanischen Florida. Hier trainiert „Chai“ bereits Spieler und Spielerinnen auf allen namhaften Touren, wie der PGA- oder LPGA Tour, und wird in die exklusivsten Privatclubs eingeladen, um mit der zahlungskräftigen Klientel zu arbeiten.
Die Methode Audio-Golf
Seine Methode nennt er Audio Golf. Dabei denkt man während der Schwungbewegung an ein Klangmuster, das aus Wortsilben besteht. Dieses führt einen ganz unbewusst durch die Schwungbewegung mit passendem Rhythmus und Tempo. Und solche Klangmuster gibt es für nahezu alle erdenklichen Bereiche des Golfspiels. Und sie können individuell auf die Golfenden zugeschnitten werden. Der Klang „ya-la-bam“ ist ein solches Beispiel für das Putten. Wenn Sie diesen Klang ohne zu zielen ausprobieren, werden Ihre Bälle ziemlich konsistent in einer bestimmten Entfernung liegen bleiben, bei den meisten Golfern bei 4 bis 5 Metern. Und das nach wenigen Minuten, ohne groß üben zu müssen.
Ya-la-bam
Wie aber funktioniert das so genau und so verblüffend einfach? Bleiben wir beim Putting-Klang „ya-la-bam“: „ya-la“ wird während des Rückschwunges gedacht und steuert dessen Länge. Bei „la“ endet der Rückschwung. „bam“ hingegen wird beim Schwung zum Ball gedacht und kontrolliert dessen Tempo. Das Verhältnis von „ya-la“ zu „bam“ fixiert schließlich auch noch den Rhythmus des Putts – hier den bei Tour Spielern verbreitete 2:1 Rhythmus. Die Dauer des Rückschwungs ist dabei zweimal länger als die Dauer bis zum Treffen des Balls. Je nach Wunsch können also all diese Schwungaspekte kontrolliert und ganz intuitiv umgesetzt werden. Prof. Chou vergleicht seine Technik mit Tanzen. Passend zur Musik bewegt sich der Körper ganz unbewusst im richtigen Rhythmus und Tempo. Bei seinen Klängen passiert das gleiche, nur passend für die gewünschte Schwungbewegung.
Das revolutionäre daran: Für die verschiedenen Entfernungen zum Loch (z.B. 3 Meter, 4 Meter, 10 Meter) gibt es unterschiedliche und einfach zu merkende Klänge, die dann wie Schablonen wirken. Man muss damit weder bewusst über Rückschwunglänge, Tempo und Rhythmus nachdenken, noch muss man erst durch langwieriges Üben das Gefühl für gewünschte Distanzen entwickeln. Man vertraut einfach dem Klangmuster. Und das funktioniert nach dem gleichen Schema auch für die Distanzkontrolle in allen anderen Teilen des kurzen Spiels, dem Chippen, Pitchen und sogar im Bunker.
Mit freiem Kopf Golfen
Für Topspieler, die alle unter Stress auch sichere Schläge verhauen, gibt es noch einen wichtigeren Aspekt der Audio-Golf-Methode. In dem Moment, in dem man ein solches Klangmuster denkt, finden weder hektische Techniküberlegungen noch Angstgedanken statt. Sie werden quasi geblockt, sodass die Schwungbewegung, die man noch im Training so gut beherrscht hat, auf der unbewussten Ebene auch in einer Stresssituation optimal abgerufen werden kann. Und mit freiem Kopf lässt es sich besser tanzen und vor allem besser golfen. Viele Mentaltechniken sind erst mühsam zu erlernen, um dort hinzukommen. Hier ist es ein nützlicher, lenkender Audio Golf „Gedanke“, der das sofort erreicht. Und das gibt einem das gute Gefühl, „im Rhythmus“ zu sein. Und man macht viel mehr gute Schläge, ist also konsistenter.
In einer Zeit, in der Golfunterricht mit Launch-Monitoren, Sensoranzügen, Druckmatten, usw. zunehmend digitaler und komplexer wird, erscheint eine so simple Methode ein wirklicher Durchbruch zu sein. Denn schlussendlich muss alles Digitale und Komplexe auch wieder vereinfacht werden, um von unserem analogen Gehirn umgesetzt werden zu können.
Zum Ebook
Die Zeit neben seiner Lehrtätigkeit an der Uni verbringt Chai überwiegend mit Golfern in den USA. Aber auch in Deutschland kann man Glück haben: Hier bietet er zusammen mit den Bundesliga Coaches Roland Becker (Hubbelrath) und Danny Wilde (Valley) sowie Vize Weltmeister Peter Koenig (Gernsheim) jedes Jahr eine Handvoll Audio Golf Kurse und Einzeltrainings an. Termine findet man dann auf der Website.
In der nächsten Folge finden Sie heraus, wie Chia auf Audio Golf gekommen ist. Außerdem erfahren Sie mehr darüber, wie die Audio Golf Technik in anderen Bereichen des Golfspiels funktioniert und wie sie im Vergleich mit anderen bekannten Rhythmus- und Tempotechniken abschneidet.