Ein Golferlebnis der besonderen Art erwartet Golfreisende in Jordanien. Nicht vergleichbar mit anderen arabischen Destinationen. Warum ausgerechnet Jordanien? Ein Land, dass nahe am Brennpunkt des Nahen Ostens, angrenzend an Israel, Syrien, Saudi-Arabien und dem Irak liegt. Insbesondere der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien stellt Jordanien vor große Herausforderungen. Das Land mit seinen knapp zehn Millionen Einwohnern beherbergt nach Angaben der Vereinten Nationen zurzeit mehr als 760.000 Flüchtlinge aus Syrien (Stand: 2021). Viele jordanische Kommunen sind mit der Versorgung der Menschen mit Wasser, Energie, Gesundheit und Bildung überfordert.
Trotzdem gilt Jordanien als sicheres Reiseland. Dank des regierenden Königshauses, als Nachfolger des Königs Hussein regiert nun dessen Sohn König Abdullah II. Für diesen hat die Stabilität seines Landes und der Region große Bedeutung. Im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings kam es Anfang 2011 auch in Jordanien zu Protesten. Tausende Jordanierinnen und Jordanier demonstrierten gegen die hohe Arbeitslosigkeit, steigende Preise und Korruption und forderten mehr politische und soziale Rechte ein. Ein Regime-Sturz wurde nicht gefordert – der König wird von allen gesellschaftlichen Gruppen anerkannt und ist ebenso wie sein Vater sehr beliebt. Neben den syrischen Flüchtlingen stellen die Palästinenser und deren Integration eine Herausforderung für Jordanien dar.
Nach der Staatsgründung Israels 1948 und dem Sechs-Tage-Krieg 1967 hatte Jordanien Hunderttausende palästinensische Flüchtlinge aufgenommen und eine sehr großzügige Einbürgerungspraxis verfolgt. Während die Jordanier palästinensischer Herkunft heute die Wirtschaft des Landes dominieren, sind Politik, Verwaltung und Militär Domänen der Ostjordanier.
Golf in Jordanien
Wie kommt nun ein Golfpro wie ich auf den Gedanken dieses Land zu besuchen? Auf meinen vielen Golfreisen um den Erdball begleitete mich sehr oft mein leider viel zu früh verstorbener Freund Professor Hubert Schwärler aus Lech am Arlberg, seines Zeichens Tourismusdirektor und Hotelier. Über viele Jahre hinweg, bis heute, sind die Mitglieder des jordanischen Königshauses Gäste in Lech a. A und in Schwärzlers „Hotel Haldenhof“. Hubert Schwärzler wurde oft nach Jordanien eingeladen und schwärmte mir immer von dem Land, seinen Sehenswürdigkeiten und den sehr gastfreundlichen Bewohnern des Landes vor. Leider wurde aus einer gemeinsamen Reise nichts mehr, aber ich nahm als Anlaß die Eröffnung der einzigen 18 Lochgolfanlage in Jordanien/Aqaba, um das Land zu bereisen. Kein Geringerer als Greg Norman wurde als Architekt der Anlage engagiert und die Anlage ist in dem noblen Villenviertel Ayla, als Ortsteil der Stadt Aqaba, am Roten Meer gelegen und firmiert als Ayla Golfclub. Dem Club ist eine Marina mit sehr prestigeträchtigen Yachten angeschlossen.
Am Eingang des ungewöhnlichen Clubhauses, das einer Dünenlandschaft nach empfunden ist, begrüßte mich der Manager und Headpro Jason Vermeulen, ein gebürtiger Südafrikaner aus Johannesburg. Da ich viele Turniere in Südafrika gespielt hatte und die meisten Plätze dort kenne, war sofort der Draht zu dem freundlichen jungen Mann gefunden.
Die Driving Range, mit Flutlicht ausgestattet ist in das Clubhaus integriert, ebenso wie der Proshop, Büro und das vorzügliche Restaurant. Hier wurde an nichts gespart. Neben der 18 Loch Championship Anlage gibt es noch einen ebenfalls mit Flutlicht ausgestatteten Par 3-Akademie-Kurs. Somit kann man im Hochsommer der Hitze aus dem Wege gehen. Natürlich stehen den Golfern Golfcars zur Verfügung. Der Kurs ist nicht leicht zu spielen, besonders wenn man sich vom Fairway verirrt, liegt man gerne im Sand. Die Wüste umgibt diesen Kurs, ähnlich wie in Dubai den Emirates Kurs. Aus zwei großen Teichen wird das Wasser für die Bewässerung der hervorragend gepflegten Fairways und Grüns entnommen. Wenn der Wind vom Roten Meer über die Anlage weht, muss man besonders bei den langen Par 3 Bahnen und bei dem langen Par 5 dies bei den Schlägen mit einrechnen.
Golfplatz in der Wüste
Natürlich sind mir angesichts der Wasserknappheit, welche in dem Land herrscht, unwillkürlich die Gedanken über den Sinn einer solchen Anlage im Wüstengebiet durch den Kopf geschossen. Die reichen Investoren sind es, zurzeit knapp 200 Mitglieder, viele aus der Haupstadt Amman ca 4 Autostunden entfernt, welche die Anlage unterhalten. Das Greenfee ist vergleichsweise human und bewegt sich für Gäste zwischen 80 und 100 Euro. Angesichts dieser Topanlage eher ein Schnäppchen. Überaus freundlich, wie fast alle im ganzen Land, so auch die Mitarbeiter auf der Anlage.
Dies habe ich in allen Hotels und übrigen Anlagen in Jordanien bei meiner Reise festgestellt. Trotz des Ramadan während meiner Reise, der den Muslimen in den vier Wochen tagsüber jegliches Trinken oder jegliche Mahlzeit verbietet, gespeist wird nach Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, blieben alle Einwohner immer zuvorkommend.
Nicht nur Golf
Nach Jordanien aber nur wegen eines Golfplatzes oder dem einzigen Meereszugang, einem schmalen Streifen zwischen Saudi-Arabien und Israel gelegen, mit glasklarem ruhigen Wasser und den fischreichen Korralentauchgebiet, zu kommen, wäre ein Frevel. Meine Reise begann nach einem Direktflug von Wien nach Amman. Amman, (ca 2 Millionen Einwohner), die Hauptstadt von Jordanien, ist eine moderne Stadt mit zahlreichen antiken Ruinen. Auf der Anhöhe Jabal al-Qala’a findet man die historische Zitadelle mit den Säulen des römischen Herkulestempels und der Umayyad-Palastanlage aus dem 8. Jahrhundert, die für ihre große Kuppel bekannt ist. Auf einer anderen Anhöhe in der Innenstadt befindet sich das steinerne römische Amphitheater aus dem 2. Jahrhundert, das 6.000 Sitzplätze umfasst und in dem gelegentlich Veranstaltungen stattfinden. Amman gilt als eine der liberalsten und westlichsten Städte in der arabischen Welt. Auf Schritt und Tritt werden Sie wie fast im ganzen Land von der Geschichte eingeholt, besonders beginnend mit den Nabatäer und später den Römern, die ihre Spuren hinterließen. Auf alle Fälle sollte ein Besuch der nahegelegenen Stadt Jerash (ca. 40 km) und die frühchristlichen Stätten wie der Berg Nebo und die Taufstätte Jesus auf Ihrem Programm stehen. Meine Empfehlung, buchen Sie eine Agentur, die Ihnen einen Führer und Fahrer stellt. Ich persönlich möchte nicht gerne in Amman Autofahren, Neapel ist dagegen ein Kinderspiel. Die Straßen im ganzen Land sind sehr gut und im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Ländern wird sehr auf Sauberkeit geachtet. Von Amman aus führte mein Weg am Toten Meer vorbei nach Petra. Einen Abstecher nach Jerusalem, der möglich wäre, verkniff ich mir, angesichts der dort gerade herrschenden Konflikte. Das weltberühmte Unesoco Kulturerbe Petra eine Ruinenstätte war in der Antike die Hauptstadt des Reiches der Nabatäer. Wegen ihrer monumentalen Grabtempel, deren Fassaden direkt aus dem anstehenden Fels gemeißelt wurden, gilt sie als einzigartiges Kulturdenkmal. Es wurde auch schon oft als Filmkulisse (z.B. Indiana Jones) benützt oder entweiht?
Über die Königsstraße, auf der von tausenden Jahren bereits die Karawanen vom Oman ausgehend die Waren bis ins heutige Libyen brachten, war als Nächstes ein Besuch bei den Beduinen im Wadi Rum (Tal des Mondes) auf dem Programm. Das Wadi Rum zählt zu den schönsten Wüstenlandschaften des Vorderen Orients. Berühmt wurde das breite Wüstental mit seinen hohen und steilen Felsklippen durch den Film „Lawrence von Arabien“. Mich erinnerte die Landschaft an das Monument Valley in den USA. Mit einem Führer und einem Allrad Jeep ging es durch das Wüstengebiet bis zu den Kamelen der Beduinen. Sogar Neil Amstrong (ja der am Mond war), besuchte einst das Wadi Rum uns sagt hinterher, dass es dort aussieht wie am Mond.
Die Wüste Wadi Rum
Am Eingang des Wadis standen sogar noch Teile eines Eisenbahnzuges, da das Osmanische Reich, mithilfe deutscher Ingenieure, einst eine Eisenbahnverbindung von Istanbul über Bagdad bis nach Aqaba gebaut hatte. Eben diese Eisenbahn war den Engländern ein Dorn im Auge und mithilfe der Beduinen wurde diese Verbindung gekappt und sogar Aqaba erobert und jener Lawrence ein britischer Offizier, war maßgeblich daran beteiligt. Liebe Leserinnen und Leser, verzeihen Sie mir den Rückblick in die Vergangenheit, aber wenn Sie Jordanien besuchen, werden Sie unweigerlich damit konfrontiert. Auf eine angebotene Übernachtung im Beduinenzelt verzichtete ich, denn am nächsten Zielort Aqaba wartete das Kempinski, ein tolles Hotel mit eigenem Badestrand, dass ich Besuchern nur empfehlen kann. In der Nachbarschaft befindet sich dann der von mir eingangs beschriebene Ayla Golfclub.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, vielleicht hat mein Reisebericht bei Ihnen die Lust auf einen besonderen Golftrip, mit dem Eintauchen in eine andere Welt, erweckt.
Ihnen allen wünsche ich für die kommende Golfsaison
ein schönes Spiel
Ihr
Heinz Schmidbauer
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Hallo, ich bin ein voll qualifizierter PGA-Lehrer. Ich möchte, dass Sie dem Club beitreten.