Manche Mythen halten sich hartnäckig, obwohl sie keinerlei Grundlage haben. Wir klären über 5 Golf-Myhten auf und entschlüsseln sie.
Mythos 1: Den Ball später treffen, für mehr Länge?
Eine weit verbreitete Lehrmeinung lautet: „Versuche den Ball so spät wie möglich zu treffen und den Winkel zwischen linkem Unterarm und Schlägerschafft möglichst lange zu halten. So erzielst du mehr Länge.“ Viele Golfer strengen sich an, genau diese exotisch anmutende Position kurz vor dem Treffmoment einzunehmen. Doch ist das wirklich der Königsweg zu mehr Weite?
Die Realität sieht anders aus: Ein verspätetes Treffen des Balles führt in den meisten Fällen zu einer Verlangsamung, nicht Beschleunigung des Schwungs. Und genau das Gegenteil wird zur maximalen Länge benötigt – ein fließendes, dynamisches Durchschwingen für höchste Schlägerkopfgeschwindigkeit. Die berühmte späte Handgelenkshaltung ist nichts weiter als eine ganz natürliche Folgeerscheinung eines solch perfekten Timings. Sie aktiv herzustellen, bremst den Rhythmus.
Sich auf diese spezielle Position zu versteifen, ist reine Energieverschwendung. Spitzenathleten wie Rory McIlroy oder Dustin Johnson denken niemals bewusst daran, die Handgelenke verspätet zu halten. Ihr einziger Fokus ist es, den Ball mit bestmöglicher Beschleunigung zu treffen und diesem dann frei und locker zu folgen. Alles andere ergibt sich wie von selbst.
Also hören auf, ständig auf diese Position zu starren. Konzentriere dich lieber darauf, Ihren persönlichen Schwunghöhepunkt richtig zu timen. Ein rhythmischer, frei durchfließender Bewegungsablauf ist der Schlüssel zu mehr Länge, nicht ein angestrengtes Halten der Handgelenke.
Mythos 2: Augen auf den Ball – aber wie lange?
„Den Kopf unten lassen, den Ball lange verfolgen“, raten viele Trainer ihren Schülern. Doch ist diese alte Lehre wirklich hilfreich? Tatsächlich kann ein übermäßig langes Untenbleiben des Blicks nach dem Treffmoment mehr schaden als nützen. Es behindert die fließende Rotation des Oberkörpers und die freie Armbewegung auf dem Durchschwung. Das Anheben des Kopfes ist meist eine natürliche Folge, keine Ursache von Problemen wie einem zu steilen Abschwungweg. Stattdessen sollten Golfer lernen, in einer athletischen, aufgerichteten Haltung zu schwingen, die eine kontrollierte Körperdrehung ermöglicht. Der Blick kann dann entspannt dem Ball für eine angemessene Strecke folgen, ohne den Schwung künstlich zu verlängern. Ein zu starres Fokussieren des Balles hindert letztlich den erwünschten Rhythmus und Flow.
Mythos 3: Gewichtsverlagerung – von selbst am besten
Verlagere im Aufwärtsschwung dein Gewicht nach rechts, im Abwärtsschwung dann nach links“. Diese Instruktion hören viele Golfer immer wieder von Trainern und Mitspielern. Die dahintersteckende Intention ist klar: Eine kontinuierliche Gewichtsverlagerung soll dem Schwung mehr Dynamik und Kraftübertragung verleihen.
Doch obwohl der Ratschlag gut gemeint ist, führt seine strikte Befolgung oft zum genauen Gegenteil. Denn eine aktive, forcierte Gewichtsverlagerung behindert mehr, als dass sie unterstützt. Sie führt zwangsläufig zu abgehackten, unkontrollierten Bewegungen und stört somit den harmonischen Bewegungsfluss. Schwungbahn und Tempokontrolle leiden.
Viel effektiver ist es, sich auf eine korrekte, stabile Ausgangsposition zu konzentrieren. Das Fundament muss stimmen: Schulter- und Hüftachse optimal zur Ziellinie ausgerichtet, der gesamte Körper jedoch entspannt und frei zum Rotieren. Dann folgt die Gewichtsverlagerung wie von selbst als natürliche Folgebewegung.
Je weniger Du versuchst, aktiv Ihr Gewicht zu verlagern, desto besser funktioniert es meistens. Lockern Sie Ihren Körper und lassen Sie ihn frei arbeiten und drehen. Die kleinste Zwangsbewegung kann den gesamten Bewegungsablauf stören.
Eine optimale Gewichtsverlagerung entsteht nicht durch Zwang, sondern durch Entspannung und fließende Körperkoordination. Vertraue diesem Autopiloten!
Mythos 4: Lockerer Armschwung statt geradem Unterarm
„Strecke im Aufschwung deinen linken Unterarm durch, halte ihn gerade!“ Dieser Ratschlag ist in Golfschulen nach wie vor weit verbreitet. Das liegt vor allem an den zahlreichen Profi-Aufnahmen, die perfekt gestreckte Arme in der Vollausholposition zeigen. Doch tatsächlich ist dieses Bild oft leicht irreführend.
Von Amateurspielern eine 100-prozentige Armstreckung zu verlangen, kann sich schnell als kontraproduktiv erweisen. Ein solcher Versuch, den Unterarm bewusst durchzustrecken, lässt den Arm leicht verkrampfen und behindert so einen lässigen, fließenden Armschwung von der Schulter aus.
Effizienter ist es, sich auf eine größtmögliche Entspannung im Armschwung zu konzentrieren. Eine leichte Beugung im Ellenbogen ist völlig unbedenklich, solange die Winkelspannung zwischen Unterarm und Schlägerschafft nicht zu stark wird.
Viel wichtiger als eine erzwungene Streckung ist der freie Bewegungsfluss aus der Rotation. Lassen die Arme locker mitschwingen, anstatt sie durch Muskelspannung zu blockieren. Wenn Schultern und Körperkern entspannt arbeiten, fällt der Armschwung meist wie von selbst perfekt geformt aus.
Perfektion im Detail ist weniger wichtig als ein harmonischer, fließender Bewegungsablauf ohne künstlichen Zwang. Selbst leichte Abweichungen von der tur-instruktorbuchmäßigen Positionen sind absolut akzeptabel, solange der generelle Schwungrhythmus intakt bleibt.
Mythos 5: Der Ellenbogen findet seinen Weg alleine
„Halte deinen rechten Ellenbogen eng am Körper“ – dieser klassische Rat wird häufig von Trainern aufgegriffen. Doch ist es wirklich sinnvoll, sich darauf zu konzentrieren? In Wahrheit findet bei einem athletischen, entspannten Golfschwung der Ellenbogen ganz von selbst seine optimale Position. Jeder zusätzliche Fokus auf das Einengen des Ellenbogens bedeutet nur unnötige Verspannung und stört den natürlichen Bewegungsfluss. Viel zielführender ist es, auf eine korrekte Körperrotation zu achten und die Armführung locker zu lassen. Dann ordnet sich der rechte Ellenbogen ganz automatisch wohin er gehört, ohne aktiv darauf zu achten. Ein zwanghaftes Halten am Körper ist weder zielführend noch anatomisch leicht umsetzbar. Vertraue stattdessen auf Ihren natürlichen Bewegungsablauf.