Die Golfsaison 2011 neigt sich dem Ende zu. Eine willkommene Verschnaufspause nach einer langen Spielsaison für einen Teil der Golfer, Zeitverschwendung meinen hingegen die anderen Golfspieler.
Die Frage stellt sich: „Was passiert mit dem Bewegungsgefühl und der speziellen Golfmotorik währden der Winterpause?“
Das Bewegungsgefühl, welches während der Golfsaison regelmässig geschult wird, um den sehr komplexen Bewegungsablauf beim Golfen zu stabilisieren, baut sich in der Winterperiode relativ rasch ab. Ebenso lässt die golfspezifische Muskulatur nach und reduziert sich auf das Normalmaß.
Ein „Good Bye“ für die bereits verinnerlichten langen Drives und das präzise Eisenspiel ist vorstellbar. Distanz- und Rhytmusgefühl für Chip und Putt gehen schnell durch die fehlende Übung verloren.
Als Ersatz gehen viele Golfer gerne ins Fitnessstudio.
Vorsicht dabei: Nicht golfspezifisches Training in Fitness Studios kann negativen Einfluss auf Ihr Golfspiel haben. Zuviel Muskulaturaufbau an den falschen Muskeln ist für das Golfen schädlich. (In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis – Schwimmen oder Baden vor einer Golfrunde ist keine besonders gute Idee, die Muskulatur verliert die für das Golfspiel notwendige Spannung).
Viele Golfer betreiben im Winter Skisport, der natürlich andere Koordinations- und Bewegungsabläufe trainiert, als der Golfsport und selbstverständlich auch eine richtige, besondere konditionelle Vorbereitung erfordert, um Verletzungen zu vermeiden.
Durch die erforderliche starke Kräftigung der Beinmuskulatur durch das Skifahren, können negative Einwirkungen
auf Ihren Golfschwung eintreten, wie ich oft am Saisonbeginn feststellen muß, von Golfern, welche sehr viel Skifahren im Winter.
Aber keine Angst, Sie müssen nicht gleich auf das Skifahren verzichten. Sie müssen nur durch einen richtige Kombination und Kontrolle durch erfahrene Trainer in der Wintersaison dafür Sorge tragen, dass Ihr Golfablauf nicht ganz verloren geht.
So gesehen entwickelt sich diese spielfreie Winterzeit für viele Golfer immer mehr als ideale Periode zur Verbreitung auf die kommende Saison. Damit ist man automatisch bei dem Thema Leistungssteuerung bzw. Leistungsdiagnostik.
In vielen Sportarten – Leichathletik etc. arbeiten die Sportler mithilfe Ihrer Trainer und Mediziner gezielt auf Schwerpunkte in Ihrer Saison hin. Man versucht mit dem richtigen Trainingsaufbau zu bestimmten Veranstaltungen den Leistungshöhepunkt des Athleten zu bestimmen.
Während meiner Tätigkeit und dem Mitaufbau des Olympiastützpunktes Obertauern /Österreich war dies mit vielen Sportlern, vor allem Skisportlern möglich und erfolgreich. Besonders Heini Bergmüller, damals als Leiter des OSP, trug einen wesentlichen Anteil z.B. an den Erfolgen eines Hermann Maiers, mit seiner Leistungsdiagnostik bei.
Natürlich ist auch der beste Trainingsaufbau und die „Steuerung“ auf ein bestimmtes Ziel z.B. Olympische Spiele immer auch gewissen Unwägbarkeiten (z.B. Krankheiten, Verletzungen usw) ausgesetzt. Aber kein Athlet, ja nicht einmal „Otto Normalverbraucher“ kann jahraus-jahrein in seinem Sport oder Beruf täglich Höchstleistungen erzielen. Besonders in Stressberufen zeigt sich in letzter Zeit die Belastbarkeit des Menschen, wenn diese Höchstleistung permanent vom Umfeld eingefordert wird, durch die publikgemachten „Burn-Out“ Syndromfälle.
Spitzenprofigolfer spielen jährlich ca. 25 Turniere. Auch aus meiner eigenen Spielerzeit weis ich, Profis legen sich einen Spielplan für das Jahr zurecht – Aufbauturniere und Turniere wo man seine jährlichen Höhepunkte erreichen will, Trainings- und Ruhephasen, dies alles teilt sich ein Spitzenpro heute zusammen mit seinen Coaches individuell ein.
Ganz im Gegensatz dazu, gehen 90 % der Amateur- Hobbygolfer, so auch meine Erfahrung, vor. Erstmals ist der Grundgedanke, daß man die ganze Saison immer das gleiche Niveau (sprich Handicap) erreichen muss, so denkt die Mehrheit der Hobbygolfer. Meist geht der Gedanke aber noch weiter. Eine jährliche Verbesserung, verbunden mit der utopischen Vorstellung, die an eine einmalig erzielte Leistung gekoppelt wird, ist fest im Hirn der meisten Hobbygolfer verankert.
Von einer Leistungssteuerung bzw. Einteilung des Golfjahres wie oben erwähnt, davon haben die meisten Amateurgolfer noch nie was gehört.
Was dann eintritt, ist mehrheitlich Frust, wenn die hochgesteckten Ziele und Ansprüche während einer Saison nicht erreicht werden.
Viel zu wenig vergisst der Hobbygolfer, daß Golf für ihn in erster Linie Spaß und Freude bedeuten sollen. Prestigedenken (Handicap!) und einfach zu wenig und richtige Vorbereitung auf eine Golfsaison stehen hier im Wege.
Als vor ca. 20 Jahren eine breitere Masse an Leuten mit dem Golfspiel bei uns begann, war ein Start von der Platzreife weg zu einem bestimmten Handicap verhältnismäßig schnell erreichbar. Seit ein paar Jahren tritt nun ein, was normal ist, eine Stabilisierung bzw. ein Einpendeln auf ein bestimmtes, individuelles Spielniveau. Ja, mit zunehmenden Alter, was ebenfalls vorgegeben ist, verzeichnen viele einen Leistungsrückgang. Berufliche, finanzielle und medizinische Schwankungen in den Jahren sind ebensowenig berücksichtigt worden. Hauptsache man hat ein bestimmtes Handicap erreicht, auch wenn man es nun nicht mehr spielen kann. Dies führte bei vielen Golfern zu einem Frustverhalten, vielfach sogar zur Aufgabe des Sports oder Verweigerung bei der Teilnahme an Turniere, damit man sich nicht „blamieren“ oder vermeintlich das Gesicht verlieren kann.
Anstelle zu Erkennen, das Golf der einzige Sport ist, wo es ein Handicapsystem gibt, daß dem tatsächlichen Leistungsstand eines Spielers unter Berücksichtigung des Alters, beruflicher Situtationen o.ä. Tribut zollt, aber auch voraussetzt, daß dieses System dem tatsächlichen Spielvermögen zumindest jährlich angepasst wird, steht hierzulande das Prestige- und Anspruchsdenken gegenüber, ganz anders wie es in den klassichen Golfländern praktiziert wird. Die geplante Änderung im Handicapsystem, eine leider noch zu komplizierte Variante des US -Systems, wird es künftig erlauben, diesen Bedürfnissen der Amateurgolfer entgegenzukommen und hoffentlich bei den Golfern die Einsicht entwickeln, dass jeder persönlich Interesse an einer Spielvorgabe hat, die seinem tatsächlichen, aktuellen Spielniveau entspricht, unabhängig vom Prestigedenken!
Die Frage ist nun, wie bereite ich mich auf die Saison 2012 vor?
Das Gefühl für Schläger und Ball sollte auf alle Fälle durch einen gelegentlichen Besuch bei einigermaßen schönen und etwas wärmeren Wintertagen auf der Range konserviert werden, soweit dies bei uns das Klima zulässt.
Um technische Schwächen am Golfschwung auszumerzen, eignet sich gerade die Spätherbst und die wärmeren Winter- bzw. Frühlingstage. Wenn nicht in diesem Zeitraum wann dann? Ideal wäre es natürlich, wenn Sie hierzu Ihren Pro beiziehen könnten.
Mein persönlicher Tipp an Sie liebe Leserinnen und Leser: Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Golfpro eine Möglichkeit zum regelmäßigen Training, auch in der Winterphase, damit Ihnen der Bewegungsablauf für den Golfschwung nicht ganz verloren geht.
Lassen Sie sich auch von ihm Möglichkeiten zeigen, wie Sie ein richtiges Fitnesstraining im Winter machen können.
In der Frühjahrszeit führt meineserachtens kein Weg an einem oder mehreren Trainingsaufenthalten mit Ihrem Pro
in südlichen Gefilden vorbei. Mit einem guten Pro, spielen Sie nicht nur einfach ein paar Plätze in der Sonne, sondern er wird mit Ihnen auch ein tägliches Schulungsprogramm abwickeln, um technische Fehler auszumerzen.
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, daß Ihr Pro Sie einmal auf der Runde begleitet. Er sieht Sie ja sonst nur auf der Range. Erst hier kann der Pro erkennen, wie Sie mit der erlernten Technik umgehen und wie Sie sich in Richtung Golfkursmanagment und Spielpsychologie verhalten.
Ich bin mir sehr sicher, wer sich an diese Empfehlungen orientiert der wird besser in die neue Golfsaison 2012 starten.
In diesem Sinne weiter schönes Spiel
Ihr
Heinz Schmidbauer
Dipl.Sportlehrer, Golfpro
1 Kommentar
Guten Tag Herr Wünsche,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Den Beitrag hat in der Tat ein junges Redaktionsmitglied verfasst. Aber es ist dort auch ganz klar zu lesen: „Mir geht es dabei nicht um ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Golfer, denen eine Golfrunde sonst nicht möglich wäre.“ Und sie weisen zu recht darauf hin, dass das Überleben vieler Clubs davon abhängen wird, denn Sport möglichst vielen zu ermöglichen.
Aber die entscheidenden Fragen sind meiner Meinung nach diese: Warum gibt es das ständige lamentieren über angeblich zu langsame Golfer? Und warum nehmen Golfer immer mehr mit auf die Runde? Zurück zu den Ursprüngen des Golfs, auch das ist eine Möglichkeit um möglichst vielen den Zugang zum Golfsport zu ermöglichen, davon bin ich überzeugt.