Geboren in der Tschechoslowakei, aufgewachsen in Hessen und Bayern, zu Hause in Las Vegas: Alex Cejka ist Kosmopolit. Seit über 20 Jahren vertritt er das deutsche Golf auf den großen Turnierserien und hat dabei vor allem eines bewiesen: ihn haut nichts um.
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„Ironman“, tauften ihn die Kollegen, weil er so viel Schmerzen wegsteckt. „Charlie Brown des Golfsports“, nannte ihn die „Süddeutsche Zeitung“, weil er das Pech so anzieht. Rücken und Handgelenk, Nacken und Fuß – kaum ein Körperteil, das nicht schon mal eingeklemmt, gebrochen, verstaucht war. Vor einiger Zeit kam dann auch noch eine rätselhafte Grasallergie dazu. Nicht gerade die ideale Krankheit für einen Golfprofi.
Aber Cejka nimmt das hin und fightet. Er kann sogar dabei lachen und ist deshalb einer der Lieblinge von Fans und Kollegen. Die lädt er beim Trainingsspiel immer besonders gern zum Zocken ein. Schließlich wohnt er nicht umsonst in Las Vegas.
Im walisischen Royal Porthcawl erringt Alex Cejka die Senior Open Championship, trotz einer 74er Runde. Er schlägt im Stechen Padraig Harrington. Bernhard Langer wird geteilter siebter. Viele viele Jahre ist Alexander Cejka in der Golfweltspitze. Zuerst auf den regulären Touren in Europa, später auf der US PGA Tour und nun auf der Champions- Senior Tour.
Die Erfolge von Alex Cejka
Challenge Tour
- 1991 Audi Quattro Trophy
- 1993 Audi Open
- 1997 KB Golf Challenge
- 2002 Galeria Kaufhof Pokal Challenge
4 European Tour Siege
- 1995 Turespana Masters Open de Andalucia,
- Hohe Brücke Austrian Open,
- Volvo Masters
- 2002 Trophée Lancôme
Web.com Tour Sieg
- 2014 Pacific Rubiales Colombia Championship
Weitere Turniersiege
- 1990 Czech Open
- 1992 Czech Open
US PGA Tour Sieg
- 2015 Puerto Rico Open
PGA Tour Champions Siege & Senior Tour
- 2021 Regions Tradition
- KitchenAid Senior PGA Championship
- 2023 The Senior Open
Diese sehr stattliche Liste von Siegen, ohne die vielen Top-Platzierungen, die er mithin erzielte, würden in jedem anderen Land Cejak (Spitzname Chubby) zu einem Superstar machen.
Das Dilema, wie fast für jeden deutschen Profigolfer, trägt den Namen Bernhard Langer. Der Überstar der weltweiten Golfszene, unerreichbar in Deutschland, auch wenn Langer genauso wie Cejka seinen Lebensmittelpunkt seit langem in den USA hat.
Langers übergroßer Schatten verhinderte eine noch besseren Bekanntheitsgrad Cejkas, zumindest in Deutschland. Für den ursprünglich am 2. Dezember 1970 in Marienbad, Tschechoslowakei) geborenen Profigolfer, der bereits als Kind mit den Eltern nach Deutschland übersiedelte und deutscher Staatsbürger ist, war es das Schicksal, dass Bernhard Langer das Thema im deutschen Golfsport seit den letzten 30-40 Jahren ist und war.
In Marienbad geboren, wurde ihm der Golfsport quasi in die Wiege gelegt. Marienbad besitzt nämlich seit 1905 errichtet durch den Englischen König Edward VII einen wunderschönen Golfplatz, der auch unter der kommunistischen Regierung weitergeführt wurde, wenn auch unter damals widrigen Umständen.
Persönlich erinnere ich mich an diesen Club, weil ich vor langer Zeit, etwa Mitte der 1980 er Jahre das erste Profiturnier ein Pro Am dort gespielt hatte. „Ich kann es immer noch nicht fassen. Es war eine wirklich harte Woche“, sagte ein glücklicher Cejka, der seinen dritten Major-Erfolg bei den über 50 Jahre alten Golfern feierte.
Das Wetter machte den Profis schwer zu schaffen. Allein an den letzten zwei Tagen spielte auf dem Kurs westlich der Hauptstadt Cardiff kein Profi unter Par. Doch Cejka ließ sich nicht aus der Ruhe bringen – auch nicht im Stechen, das er am zweiten Extra-Loch gegen den Iren Padraig Harrington für sich entschied.
Er verhinderte damit auch den 5. Sieg von Golfikone Bernhard Langer und konnte damit einmal aus dessen Schatten treten.
Gratulation Chubby Cejka. „Well done“ würde man in den USA sagen.
Interview mit Alex Cejka: „Es geht mir nicht besonders gut“
Herr Cejka, Sie kommen von der US Open, haben dort allerdings den Cut verpasst.
Alex Cejka: Es war ein bisschen unglücklich. Ich hatte mir in der Woche davor in Memphis einen Nerv eingeklemmt, daher konnte ich nur neun Löcher Proberunde spielen und praktisch nur chippen und putten. Im Turnier konnte ich dann zwar spielen, aber nur mit 60 Prozent. Ich habe nur drei Fairways getroffen in zwei Tagen. Das ist bei einer US Open tödlich. Na ja, jetzt ist es schon viel besser. Ich hoffe, ich kann hier was reißen.
Wie geht es Ihnen insgesamt?
Cejka: Es geht mir nicht besonders gut. Das ist das schlechteste Jahr meiner Karriere, gesundheitlich. Seit Monaten kämpfe ich mit meiner Allergie. In New Orleans habe ich mir den kleinen Zeh gebrochen, dann kam noch die Sache mit dem Hals. Es kann nur aufwärtsgehen.
Was können Sie bei der BMW International Open überhaupt von sich erwarten. Letztes Jahr waren Sie ja starker Dritter.
Cejka:Die letzten zwei Tage lief es schon viel besser. Am Sonntag habe ich in Washington gut trainiert und auch hier schon ein paar gute Bälle geschlagen. Ich habe hier immer gut gespielt in den letzten Jahren. Ein Sieg wäre natürlich optimal.
Was machen Sie, um fit zu werden?
Cejka: Beten. Nein. Im Ernst, ich gehe zum Physio. Bei der Sache mit dem Zeh konnte man nicht viel machen, außer mit Schmerzmitteln zu spielen. Letzte Woche konnte ich zum ersten Mal wieder mit normalen Schuhen spielen. Der Hals ist die ganze Woche behandelt worden, es geht schon besser, und auch mit der Allergie ist es ein bisschen besser.
Wie bricht man sich den kleinen Zeh?
Cejka: Ich habe gegen den Schläger getreten, gegen den Putter.
Frage: War kein guter Putt?
Cejka: War kein guter Putt.
Wie lautet Ihre sportliche Bilanz dieser Saison bislang?
Cejka: Ich bin ein bisschen enttäuscht. Es gab drei, vier Turniere, die hätte ich besser beenden müssen. Ich habe jetzt noch vier Monate, in denen ich Gas geben muss. Als nächstes werde ich kommende Woche in Paris spielen. Insgesamt spiele ich dieses Jahr ein paar mehr Turniere in Europa.
Wie schwer ist es, immer wieder mit diesen ganzen Verletzungen fertig zu werden?
Cejka: Es ist mental schwer. Als Sportler hat man ja immer irgendwelche Kleinigkeiten, aber jetzt ist es schon extrem. Man ist fit vom Golfschwung her, und dann hapert es immer anderswo, so dass man nicht gut spielen kann.
Wie lange wollen Sie sich das noch antun?
Cejka: Ich bin auf einem guten Weg und hoffe, dass ich das bald lösen kann. Das Wichtigste ist jetzt, in Amerika die Tourkarte wieder zu machen. Im Golf kann es schnell gehen. Es kann in drei Wochen passieren bei der John Deere Classic oder erst am Ende der Saison in Florida. Es ist eine Frage der Zeit, wann alles zusammenklickt.
Noch einmal zurück zu Ihren Verletzungen. Erschwert das nicht die Motivation?
Cejka: Das macht die Motivation noch stärker. Je mehr Probleme man hat, desto motivierter muss man sein. Sonst kann man schnell im Keller landen. Ich bin positiv, wenn ich das nicht wäre, wenn ich nicht daran glauben würde, dann würde ich diese Turniere nicht spielen.
Ist es insgesamt schwerer geworden, vorn zu landen?
Cejka: Klar. Jedes Jahr kommen zehn Neue, junge Leute, direkt vom College, und die hauen die Bälle viel weiter und arbeiten noch mehr. Es ist nicht mehr wie in den 1980er Jahren oder so: Statt an die Bar muss man nach der Runde trainieren gehen, laufen, arbeiten.
In Ihrer schwierigen Situation – gibt es da Zuspruch von den Kollegen?
Cejka: In Amerika macht das jeder eher für sich selbst aus. Das ist ein Job, ein hartes Geschäft, man muss seine 900.000 verdienen, um dabei zu bleiben. Die Amerikaner gehen da ihren eigenen Weg, das ist nicht wie hier in Europa. Hier wohnt jeder im selben Hotel, und wenn du in die Pizzeria gehst, dann siehst du jeden.
Ist es da nicht eine Option, ganz nach Europa zurück zu kommen?
Cejka: Ich spiele mehr in Europa als früher, vier, fünf, sechs Turniere im Jahr. Aber mein Kopf ist in Amerika und da will er auch noch lange bleiben.
Interview mit Alex Cejka 2011
Für Alex Cejka war es ein wechselvolles Jahr: In der gesamten Saison 2011 litt er an einer Grasallergie, zum Jahresabschluss erreichte er trotzdem wieder zwei Top-10 Platzierungen. Wie wird 2012 werden?
Doch erstmal blicken wir zurück. Was charakterisiert ihre Golfsaison 2011, der Kampf mit der Allergie oder der gute Abschluss mit einem zweiten Platz beim Omega Mission Hills World Cup mit Martin Kaymer und dem achten Platz bei den Thailand Golf Championship?
Ich denke beides. Klar, meine Allergie hat mich vom Anfang des Jahres richtig belastet. Bis zur US Open konnte ich noch das ein oder andere Turnier spielen, ab da ging dann nichts mehr. Ich freue mich natürlich über die letzten beiden guten Ergebnisse des Jahres, denn ich habe wieder sehr gut gespielt.
Wie sieht es denn momentan mit der Grasallergie aus? Ist denn in den letzten Wochen eine Besserung eingetreten?
Ich kann leider noch nicht behaupten, dass die Grasallergie ausgeheilt wäre, denn dafür habe ich noch zu wenig gespielt. Ich befürchte, dass manchmal zu warmes Klima die Allergie zum Ausbruch brachte. Ich versuche die Faktoren, die zum Ausbruch führen, herauszufiltern und sie dann hoffentlich erfolgreich zu behandeln.
Also ist die Hitze teil weise Auslöser der Probleme?
Ich denke schon, denn bei sehr warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit tritt der Juckreiz meist heftiger auf. Ich kann es aber nicht genau beurteilen, denn es könnte auch an den Grassorten auf dem jeweiligen Platz liegen. Ich arbeite immer noch mit meinen Ärzten in Las Vegas und München daran, die genauen Auslöser für die Allergie herauszufinden und in den Griff zu bekommen.
Sie haben einen Albatros in Pebble Beach gespielt und beim World Cup spektakulär von außen eingechippt. Wie wichtig ist ihnen denn neben guten Scores auch spektakuläres Golf?
Es macht Spaß, wenn man außergewöhnliche Schläge macht, aber jeder weiß, mit einem spektakulären Schlag gewinnt man kein Turnier. Beim Albatros beim AT&T in Pebble Beach hat man es ja gesehen, ich habe am Ende kein Top 10 Gesamtergebnis erzielt. Der Albatros hat mir also nicht viel geholfen. Was wichtig ist bei Turnieren, man braucht Konstanz über vier Runden. Ein Albatros oder ein Hole in One kann dazu beitragen, dass man weiteres Selbstvertrauen bekommt, aber wie gesagt, die Konstanz ist wichtiger, als außergewöhnliche Schläge.
Schauen Sie sich solche Höhepunkte nochmals auf Video an?
Eigentlich gar nicht. Man sieht solche Schläge ab und zu noch im TV, wenn ich im Hotelzimmer bin und mir den amerikanischen Golf Channel anschaue. Wichtiger ist jedoch, dass man sich nach solch einem spektakulären Schlag wieder auf die nächsten Schläge konzentriert, dies ist auch für die meisten Spieler sehr schwer, denn man hat in dem Moment ein außergewöhnliches Glücksgefühl und verliert etwas den Fokus auf das Wesentliche. Das bringt nicht selten Unruhe ins eigene Spiel.
Wie viel Selbstvertrauen gibt ihnen denn jetzt der achte Platz, den sie am letzten Wochenende in Thailand erzielt haben für die neue Saison?
Ganz viel. Ich muss sagen ich bin sehr stolz und habe sehr gut gespielt. Dieses Ergebnis zeigt mir, dass ich wieder auf einem guten Weg bin. Ich weiß, dass ich ein guter Spieler bin und in den letzten Jahren weit unter meinem Niveau gespielt habe. Dies zeigt auch meine Platzierung in der Weltrangliste, wo ich vor ein paar Jahren noch unter den Top-50 war. Die Ergebnisse beim World Cup und in Thailand zeigen aber auch, dass mit mir immer noch zu rechnen ist. Ich muss versuchen mehr Konstanz in mein Spiel zu bringen, denn ich habe immer eine Runde dabei, die mir ein gutes Gesamtergebnis verhagelt. Wenn ich es schaffe die Konstanz in mein Spiel zu bekommen, dann kann ich Turniere gewinnen, da bin ich mir sicher.
Jetzt ist Winterpause, werden da die Schläger erst einmal in die Ecke gestellt oder trainieren sie weiter, um beim Saisonstart wieder in Form zu sein?
Eigentlich trainiere ich immer. Meine Kinder kommen nach Las Vegas, um gemeinsam Weihnachten und Silvester zu feiern, darüber freue ich mich sehr. Ich werde aber trotzdem täglich ein oder zwei Stunden trainieren, dass bin ich halt. Natürlich werde ich auch Ruhepausen einlegen, um mich zu erholen. Ich muss sagen, ich habe immer noch großen Spaß am Golfspiel und am Trainieren.
Fünf Turniere bleiben ihnen 2012 durch die „Medical Extension“ auf der US PGA Tour, ihre volle Tourkarte doch noch zu schaffen. Wie groß ist da der Druck für sie gleich am Anfang der Saison?
Es gibt immer Druck. Egal, ob ich eine Tourkarte habe oder nicht. Jedes Jahr beginnt der Kampf darum im Januar und endet im Herbst. Egal welches Turnier man spielt, die Konkurrenz ist immer groß. Es kommen immer neue und junge Spieler nach, die teilweise stärker sind oder die Bälle weiter schlagen und keine Angst haben. Bei fünf Turnieren gibt es natürlich einen gewissen Druck, denn ich muss ein paar sehr gute Ergebnisse abliefern. Wenn ich in Form bin, kann ich mich bei ein paar Turnieren unter die Top-5 spielen und die Tourkarte doch noch schaffen. Es wird allerdings nicht einfach werden.
Steht denn schon fest welche Turniere sie spielen werden?
Ja, ich werde zum ersten Mal bei der Human Challenge, der ehemaligen Bob Hope Classic, am 19. Januar 2012, an den Start gehen. Dann ist mein Plan als nächstes beim AT&T Pebble Beach National Pro-Am zu spielen, denn ich liebe dieses Turnier. Anschließend steht die Honda Classic im PGA National Resort in Palm Beach auf meinem Programm, wo ich meine Freunde Claudia und Jürgen Rassmann wieder treffen werde.
Sollte der Fall eintreten, dass sie bei den fünf Turnieren ihre Tourkarte nicht erzielen können, was passiert dann?
Ich bin in der Moneylist momentan auf Rang 163 und benötige nur $ 67.041,– an Preisgeld in den fünf Turnieren, um mich unter die Top-150 zu schieben. Schaffe ich das, bekomme ich eine Kategorie auf der US PGA Tour und kann dadurch noch einmal sieben bis zehn Turniere spielen. Ich habe auch eine „Medical Extension“ auf der European Tour bekommen und dadurch die Möglichkeit auf der European Tour zu spielen.
Macht man sich denn Gedanken über die berufliche und finanzielle Zukunft, wenn man wie Sie, einer hartnäckigen Krankheit ausgesetzt ist?
Klar, jeder in meiner Situation würde Angst um die Zukunft haben, wenn man sechs Monate nicht richtig spielen konnte. Man macht sich viele Gedanken darüber, wie es weiter geht. Ich versuche daran zu denken, welch tollen Beruf ich habe und die positiven Dinge in den Vordergrund zu stellen. Ich setzte alles daran und werde weiter kämpfen, um an meine einstigen Erfolge anknüpfen zu können.
Auf welcher Tour kommen sie denn am besten zurecht, Amerika oder Europa?:
Ich muss sagen auf beiden Touren. Ich mag beide Touren, doch momentan bin ich in Las Vegas zuhause. Auf der US PGA Tour zu spielen war immer ein Traum von mir, den ich mir erfüllt habe. Es macht großen Spaß hier, doch meine Wurzeln liegen in Europa. Ich habe noch viele Verbindungen und Freunde dort. Ich freue mich immer auch Turniere in Europa spielen zu können.
Gibt es für sie eine Spielsituation der vergangen Saison, die ihnen besonders stark im Gedächtnis geblieben ist. Zum Beispiel der Putt für den zweiten Platz beim World Cup?
Ich denke sie haben es richtig eingeschätzt. Beim letzten Putt in Mission Hills beim World Cup stand ich schon mächtig unter Druck. Es hat sehr großen Spaß gemacht mit Martin Kaymer zu spielen und ich hätte es schade gefunden, wenn wir nicht Rang zwei belegt hätten, denn wir haben uns sehr gut ergänzt und gut gespielt. Dieser Putt aus gut 5m war kein „Gimmie“, aber ich war mir sicher, dass ich ihn lochen konnte. Mein gutes kurzes Spiel hat mir in der Woche viel Selbstvertrauen gegeben. Ich hatte in den Runden zuvor auch ein paar Bälle von außen eingechippt und lange Putts versenkt.
Wir danken Ihnen für das Gespräch!
Fußball Fakten
Lieblingsverein: Eintracht Frankfurt.
Lieblingsspieler: Lionel Messi.
EM-Finale: Deutschland vs. Spanien. Sieger Deutschland.
Nicht Fußballprofi geworden, weil: „Ich bin zu klein“.