Die Erfolge von Martina Eberl-Ellis, unter anderem ihr Europameistertitel, die sie im Laufe ihrer Amateurkarriere gesammelt hatte, sprechen eine deutliche Sprache. Die Golferin wusste schon sehr früh, dass für sie nur der Beruf einer professionellen Golfspielerin in Frage kommen würde und somit war es nur konsequent diesen Schritt zu wagen. Im Dezember 2002 startete die 31- jährige, die im April 2013 ihr zweites Kind erwartet, ihre Profikarriere und feierte mit den Madrid Ladies Masters (2007), der BMW Ladies Open (2008) und der Nykredit Masters (2008) drei Turniersiege innerhalb von zwölf Monaten. Am letzten Sonntag verabschiedete sich Martina Eberl-Ellis bei den UNIQA Ladies Golf Open in Österreich vom Profi-Golf- Sport.
Bereits vor Beginn der UNIQA Ladies Golf Open in Österreich gaben Sie bekannt, dass dies Ihr letztes Profi-Turnier sein wird. Eigentlich wollten Sie doch erst in Dubai, im Dezember, Ihre Karriere beenden. Wir kam es zu dem Entschluss?
Martina Eberl-Ellis: Ich fand Österreich war ein passender Abschluss meiner Karriere, da ich dieses Turnier, von allen LET-Events, am meisten gespielt habe und auch meine Familie mitnehmen konnte. Somit war mein Vater vom ersten Turnier an (Q-School in Grenoble), und mein Ex-Caddie und Freund „Mörtl“ Tscheliesnig von Anfang bis zum Ende, dabei. Mein Mann Tim, meine Tochter Linda, sowie meine Mutter hatte ich ebenfalls an meiner Seite! Das alles hat mir sehr viel bedeutet, was in Dubai unmöglich gewesen wäre. Hinzu kommt noch, dass ich die Zeit von jetzt bis Dezember mit Training weiter überbrücken hätte müssen, wofür mir schlicht die Zeit und Muße fehlt.
10 Jahre Profigolf heißt: Viele Entbehrungen, viel Trainingsschweiß, viel durch die Welt reisen. Hat sich die ganze Mühe im Nachhinein gelohnt?
Martina Eberl-Ellis: Ich bin mir sicher, dass es sich „gelohnt“ hat, was Erfolg, Sponsoren und Finanzen betrifft. Was mir jedoch immens viel gegeben hat war, so viele interessante, nette Menschen auf dem Weg kennenzulernen, Englisch fast wie Deutsch sprechen zu können und viele positive Erfahrungen auch mit mir selbst gemacht zu haben. Sicherlich waren Frust, Tränen, Blasen an Händen und Füßen, Muskelkater und Drang zum Perfektionismus fast Standardprogramm, aber wie heißt es so schön, „ ohne Fleiß kein Preis“. Ich habe es nie bereut mich für diesen Weg entschieden zu haben, nur mein Heimweh stand mir oft im Wege, was aber mit den Jahren auch besser wurde!
Was war Ihr schönster Moment in Ihrer sportlichen Karriere?
Martina Eberl-Ellis: Das war der erste Abschlag bzw. die Runde auf Gut Häusern bei den UniCredit Ladies German Open presented by Audi im Jahr 2009. Ich war im letzten Flight mit meiner besten Freundin Paula Marti. Tausende Leute applaudieren dir, bevor Du den ersten Schlag machst. Leider blieb mir der Sieg verwehrt, aber diese Woche war für mich der Wahnsinn und übertrumpft emotional fast alle meine Erfolge.
Welche Begebenheit bzw. welche Zeit möchten Sie in Ihrer Karriere streichen können, weil sie nicht gerade angenehm war?
Martina Eberl-Ellis: Das war sicherlich die Zeit vor dem LPGA Q-School-Final 2008 in den USA. Ich entschied mich Unterricht bei einem von Leadbetters Trainern in Champions Gate (Orlando, Florida) zu nehmen und dies drei Wochen vor dem Final. Es war der Drang immer besser zu werden, endlich einen richtig guten Golfschwung zu haben. Im Nachhinein schüttele ich nur den Kopf. Im Endeffekt hatte mir der alte Schwung drei Titel in zwölf Monaten eingebracht und die Schwungumstellung hat mir dann alles kaputt gemacht. Mit zwei Schlägen hatte ich die Tourkarte für die LPGA Tour verpasst. Seit diesen Wochen habe ich angefangen nicht mehr so konstant zu spielen, wie die Monate zuvor, gefolgt von Handgelenksverletzungen, die mir dann die Teilnahme am Solheim Cup 2009 verweigerten. Manchmal denke ich mir jedoch, es hatte alles seinen Grund – wenn ich in Amerika gespielt hätte, dann wäre ich heute nicht hier, mit dem, was ich jetzt habe. Wenn ich mich für den Solheim Cup qualifiziert hätte, dann hätte ich alles, wirklich alles erreicht, was ich immer wollte. Vielleicht sollte es mich ein wenig Demut lehren. So versuche ich zumindest mit diesen „Niederlagen“ umzugehen.
Bleiben Sie dem Profi-Golf-Sport weiterhin in irgendeiner Form erhalten oder konzentrieren Sie sich ab sofort nur noch auf Ihre eigene Golfakademie?
Martina Eberl-Ellis: Nein, ich möchte weiterhin dabei bleiben. Die Schule hat einen großen Teil meines Lebens eingenommen, aber ich möchte mehr machen, mit all meiner Erfahrung. Sei es von Jugendförderung bei Verbänden und Clubs, über Events und Moderationen bis hin zu manch anderen Überraschungen, die ich mir noch zutrauen würde.
Sie kennen die deutsche Golfszene sehr gut. Wer könnte Ihrer Meinung nach, außer Caroline Masson, die deutsche Fahne hochhalten und wen sehen Sie aus dem Nachwuchsbereich, die den Sprung ins Profilager schaffen könnte?
Martina Eberl-Ellis: Sandra Gal hat dieses Jahr sicherlich ihren Kritikern die „Beine gerichtet“ mit ihrem Abschneiden bei den US Open. Ich selbst weiß, wie schwer so ein Platz für die Open gemacht wird und umso konstant und gut zu spielen, wie sie es dieses Jahr gemacht hat, hat Deutschland für die olympische Spiele 2016 in Rio mit Caroline Masson und Sandra Gal zwei wirklich gute Proetten am Start. Ich habe bei den LGO (Ladies German Open) mit der jungen Karolin Lampert gespielt, die zwar noch viel lernen muss, aber auch die Zeit dazu hat. Sie ist gerade deutsche Meisterin geworden und hat sicherlich etwas in sich, was sie groß machen kann.
Die anderen Mädels kenne ich zu wenig. Sie müssten nur endlich mal Profi werden. Dieses lange Warten, dass macht sie nicht besser. Entweder packen sie es oder nicht. Angst darf es nicht geben. Amateurgolf ist irgendwann ausgereizt und bringt ihnen nichts mehr. Leider haben viele schon das bequeme Leben des Nationalkaders lieben gelernt, was das komplette Gegenteil, die Tour, nicht gerade schmackhaft macht.
Gib es noch irgendetwas, das Sie Ihren Fans zum Abschied mitteilen wollen?
Martina Eberl-Ellis: Ich kann einfach nur Danke sagen an alle meine Sponsoren, Fans, Familie, Management, Trainer und Freunde. Ohne dieses Riesen Team ist Erfolg im Profisport nicht möglich. Allein hätte ich das alles nie gepackt. Ich kann nur meinen Hut ziehen vor allen, die mich immer unterstützt haben, mir die Hand gereicht haben, wenn es mal nicht so lief. Ich werde diese Zeit nie vergessen, sie war wunderbar!