Wir stellen regelmäĂig KĂźnstler vor, die sich mit dem Thema Golf auseinander setzen. Doch wie kam es Ăźberhaupt zum Entstehen der Golfkunst? Hier eine kleine Entstehungsgeschichte.
Inhalt
Die ersten Aufzeichnungen Ăźber das Golfspiel finden sich in Form von Verboten des Sports. Sowohl Edward III von England (im Jahr 1363) als auch James II von Schottland (im Jahr 1457) versuchten das Spiel zu verbieten, da es bei BogenschieĂĂźbungen auf den Gemeindewiesen stĂśrte. Um das Jahr 1501 hatte Schottland mit James IV einen leidenschaftlicher Golfer. Schottland, wo DĂźnen, Flächen mit kurzem Gras und Sand, an der See häufig vorkommen, war prädestiniert zum Golfen: Im Jahr 1744 wurde die âHonourable Company of Edinburgh Golfersâ in Leigh gegrĂźndet und sechs Jahre später der âRoyal and Ancientâ von St Andrews. England hatte nur den âRoyal Blackheathâ. DĂźnenartiges Land kommt dort nur selten vor und da die Rasenmähmaschine noch nicht erfunden war, konnten Bahnen nicht erschlossen werden.
Porträts der Club-Vorsitzenden
Einige Golfclubs begannen ihre Vorsitzenden porträtieren zu lassen und als andere Golfspieler sich Reproduktionen wĂźnschten, fertigten Graveure Druckplatten an, mit denen Kunstdrucke hergestellt werden konnten. Der erste im Jahr 1790 hergestellte Druck war ein schwarz-weiĂer âMezzotintoâ (Kupfer-Tiefdruckverfahren), der den Vorsitzenden des Royal Blackheath Golf Clubs, William Innes nach einem Gemälde von L.F. Abbott zeigte. Das Motiv typisiert das Image eines frĂźhen Golfers: Innes in einem roten Golf-Jacket und weiĂen Kniehosen. Eine handkolorierte und handgedruckte Version ist als offene Auflage mit dem Titel âThe Goffers at Blackheathâ lieferbar.
Im Jahr 1850 wurde âThe Golfers – A Grand Match at St Andrews Linksâ von Charles Lees als Stich verĂśffentlicht. Das Bild zeigt eine Szene während des kĂśniglichen und historischen Jahrestreffens von 1841. Nach Aussage eines auf Golf-Motive spezialisierten Galeristen in London zählt dieses Motiv zu den meistverkauften in seinem Sortiment.
In den frßhen Tagen des Golfs benutzten die Spieler Schläger mit langen, hÜlzernen Schäften und bananenfÜrmigen KÜpfen. Die Golfbälle waren aus handgenähtem und mit Federn gefßlltem Leder, was den Sport damals relativ teuer und exklusiv machte.
Die Popularität bringt weitere Motive
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts lieĂen zwei Entwicklungen die Popularität von Golf und Golf-Kunst steigen: Im Jahr 1848 wurde ein Gummi namens âGutta-perchaâ entdeckt, woraus preiswerte und wasserfeste Golfbälle entstanden, sowie die Erfindung der Rasenmähmaschine, die Golfplätze im Binnenland ermĂśglichte. Beides machte den Sport erschwinglicher und von sieben Golfclubs im Jahr 1800, stieg deren Anzahl auf 2.300 im Jahr 1900.
Nachdem Golf leichter zugänglich geworden war, entstand mit lebhafteren und humorvollen Motiven auch ein breiteres Angebot an Golf-Kunst.
Golf-Karikaturen
Im Jahr 1890 verĂśffentlichte die Zeitschrift âVanity Fairâ Drucke von Karikaturen des KĂźnstlers âSPYâ (Sir Leslie Ward). Schon bald entstanden sogar Portraits von professionellen Golfern, die lange Zeit als BĂźrger zweiter Klasse gegolten hatten. Der British Open Sieger der Jahre 1861, â62, â64 und â67, Tom Morris (1821 – 1908), war einer der ersten, dessen Porträt gemalt wurde.
Zwei KĂźnstler trugen ganz besonders zu der Entwicklung der Golf-Kunst im 19. Jahrhundert bei: Francis Powell Hopkins (1830-1913) und Thomas Hodge (1827-1907) malten zusammen ca. 200 Motive in Ăl und Aquarell. Hodge malte Golfspieler in St Andrews, während Hopkins die meisten seiner Arbeiten um den Platz in der Stadt Westward Ho. Devon schuf. Er war auch einer der ersten Golf-Journalisten, der regelmäĂige Artikel fĂźr âThe Fieldâ schrieb.
Cecil Aldin und Clement Flower malten Motive, die heute durch die Verbreitung ihrer Kunstdrucke bekannt wurden: âThe Triumvirateâ von Flower, gemalt 1918, zeigt die Meister-Golfspieler J.H. Taylor, James Braird und Harry Vardon und ist eines der meistbeachteten Golf-Bilder des 20. Jahrhunderts.
In den dreiĂiger Jahren wurden nur wenige Kunstdrucke zum Thema Golf verĂśffentlicht, aber nach dem zweiten Weltkrieg fertigte Lawrence Jossett eine Anzahl Stiche mit Szenen aus dem 19. Jahrhundert, von denen heute noch einige Motive wie zum Beispiel âThe Last Greenâ und âThe Practice Shotâ erhältlich sind. In den fĂźnfziger Jahren begann der Engländer Arthur Weaver Auftragsarbeiten entgegenzunehmen und seine zeitgenĂśssischen Landschaftsbilder und Szenen umfassen inzwischen mehr als hundert Blätter, von denen 30 als Drucke reproduziert wurden.
Golf-Fantasielandschaften
Heute gibt es mindestens zwei Dutzend Kunstverlage, die zeitgenÜssische, traditionelle und humoristische Motive produzieren, sowie Bilder von Golf-Ausrßstungen oder sogar Golf-Fantasielandschaften. Zu der Popularität realistisch gemalter Golf-Landschaften hat mÜglicherweise auch das Fernsehen beigetragen, das in den 70er Jahren Golf fßr sich entdeckte und seitdem Bilder von den berßhmtesten und schÜnsten Golfplätzen der Welt in die Wohnzimmer ßberträgt.
KĂźnstler, deren realistische Bilder sich seit mehr als zehn Jahren groĂer Beliebtheit erfreuen, sind Graeme W. Baxter, Terence Macklin und Linda Hartough. Graeme Baxter sagt von sich: âIch sehe mich als Teil einer langen Tradition von KĂźnstlern, die versucht haben, ein genaues historisches Abbild des Sports durch das Malen seiner Plätze zu geben. Golfer achten auf Detailtreue und nehmen sehr wohl war, wenn ein GrĂźn und seine Umgebung nicht genau gemalt istâ. Sein Kollege Terence Macklin sagt: âDie Leute wollen Realismus. Der Golf-Kunstmarkt verlangt nach zeitgenĂśssischen Golf-Motiven, die in traditioneller Art gemalt sindâ.
Die amerikanische KĂźnstlerin Linda Hartough sagt Ăźber Golfkunst: âEs ist eine Herausforderung ein groĂartiges Gemälde anzufertigen und gleichzeitig die Lieblingsszene eines Golfspielers darzustellen, aber mein Ziel ist es, in jedem Kunstwerk das ich kreiere, Ăźber die dargestellte Szene hinauszugehen. Wenn man ein Golf-Loch betrachtet, muss man sehen was einem Golfspieler daran gefällt und wie er es spielt. AuĂerdem muss man es als Landschaft betrachten – als ein Kunstwerk.â
Loyal H. Chapman, seit vielen Jahren als Golf-KĂźnstler bekannt fĂźr seine Serie â18 Infamous Golf Holesâ lebt nach eigener Auffassung in den besten zweier Welten. Obwohl er mit Handicap 0 hervorragend Golf spielt, scheint sicher zu sein, dass sein Hauptbeitrag zu diesem Spiel seine wunderbar mystische Art und Weise ist, die seine Vorliebe fĂźr Golf mit der unendlich vielfältigen SchĂśnheit unserer Erde so meisterhaft zu Kunstwerken kombiniert.