Beschwerden am Sprunggelenk gehören zu den häufigsten Sportverletzungen. Sie entstehen aber nicht nur beim Laufen oder Springen. Es reicht schon aus, einmal ungeschickt umzuknicken – und schon sind die Bänder gezerrt oder gerissen. Ob eine konservative Behandlung ausreicht oder operiert werden muss, hängt vom Krankheitsbild ab. Auf jeden Fall sollte das Gelenk erst einmal gründlich untersucht werden.
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Gelenk ist ein Scharnier
Das Gelenk ist ein reines Verbindungsscharnier zwischen Unterschenkel und Fuß, das von vielen Bändern stabilisiert wird. Besonders hoch ist die Verletzungsgefahr bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln und vielen Sprüngen, etwa beim Fußball, Handball oder Basketball. Aber auch beim Joggen treten häufig Beschwerden auf: Wer auf unebenem Boden umknickt, kann anschließend unter Schwellungen und Schmerzen am Gelenk leiden. In den meisten Fällen sind die Bänder des Sprunggelenks betroffen, am häufigsten das Außenband: Es wird etwa beim Umkicken aus einem Sprung heraus überdehnt und gezerrt oder es reißt ganz ab.
Arzt aufsuchen
Der Betroffene kann selbst kaum unterscheiden, ob es sich um einen Riss oder eine Zerrung handelt. Eine Zerrung kann manchmal schmerzhafter sein als ein Riss. Deshalb empfiehlt es sich, nach einer Umknickverletzung so bald wie möglich einen Arzt aufzusuchen. Ein nicht behandelter Bänderriss kann bleibende Gelenkprobleme verursachen und die Alltagsaktivitäten beeinträchtigen.
„Bandverletzungen am Sprunggelenk können in der Regel konservativ – also ohne Operation – behandelt werden“, erklärt Prof. Dr. Holger Schmitt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im Zentrum für sporttraumatologische Chirurgie an der ATOS Klinik Heidelberg. Für die erste Phase nach dem Unfall empfiehlt er die PECH-Methode: Pause, Eis, Compresse, Hochlagerung. „Dadurch geht die Schwellung des Gelenks zurück und die Schmerzen lassen nach.“ Anschließend erhält der Patient stabilisierende Stützverbände oder eine Gehschiene, womit er den Fuß wieder normal abrollen und belasten kann. Je nach Ausmaß der Bandschädigung kann der Patient schon nach zwei bis sechs Wochen wieder mit leichten sportlichen Aktivitäten beginnen. „Bei der konservativen Behandlung eines Bänderrisses ist es wichtig, dass das Gelenk ausreichend geschont wird“, betont Prof. Schmitt. Eine nicht ausgeheilte Bandverletzung könne nicht nur weitere Beschwerden verursachen, sondern auch das Arthroserisiko erhöhen.
OP bei Knorpelschäden
Neben den Verletzungen der Bänder treten oft auch Knorpelschäden auf, etwa in Folge vorheriger Verletzungen. „Knorpelschäden müssen operativ behandelt werden, da der Körper sie nur unzureichend von selbst reparieren kann“, legt Prof. Dr. Schmitt den Betroffenen ans Herz. Häufig werden Knorpelschäden durch eine Gelenkspiegelung des Sprunggelenks (Arthroskopie) behandelt. Im Anschluss sind intensive Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich. Nach etwa sechs Monaten kann der Betroffene wieder Sport treiben. Knochenbrüche am Sprunggelenk treten seltener auf, am häufigsten kommen sie in der älteren Bevölkerungsgruppe vor. Auch in diesem Fall ist eine Operation notwendig, um das Gelenk zu stabilisieren.
Vorsicht vor Überlastung
Neben akuten Verletzungen kann auch intensives Sporttreiben durch die immer wieder kehrende Überbelastung die Sprunggelenke schädigen. Mögliche Folgen sind Durchblutungsstörungen der Knochenareale, die unter dem Knorpel liegen. Werden diese über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend durchblutet, besteht die Gefahr, dass sich Knorpel-Knochenfragmente bilden, die sich frei im Gelenk bewegen. Das kann Schmerzen, Schwellungen und Blockierungen verursachen. „Freie Gelenkkörper sollten operativ entfernt werden. Nur so wird das Risiko eines späteren Gelenkverschleißes – einer Arthrose – gering gehalten“, führt Prof. Dr. Schmitt aus.
Prävention ist wichtig
Um Verletzungen am Sprunggelenk vorzubeugen, sollten Sportler auf gutes Schuhwerk achten und sich vor dem Training immer gut aufwärmen. Präventive Übungen zum Muskelaufbau helfen, das Sprunggelenk zu stabilisieren. Außerdem sollten Sportler eine Überbelastung des Sprunggelenks vermeiden. „Intensiver Sport führt häufig zu Stressreaktionen und -frakturen an Sprunggelenk und Fuß“, so die Erfahrung von Prof. Schmitt. Häufig werden sie erst spät erkannt und erweisen sich in der Therapie als hartnäckig: In manchen Fällen kann erst nach vier bis sechs Monaten wieder mit Sport begonnen werden.