Neu ist der Name, so wurde aus dem „Golfmarktbericht“ der Golfreport. Neu ist auch der Autor. Bislang von Falk Billion verfasst, ist dieser Report jetzt ein Werk von Christian Köhler. Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen.
Insgesamt ist der Report deutlich praxisnaher geworden und bietet mehr konkrete Beispiele von Golfanlagen. Gleichzeitig ist er auf der Analyse weniger konkret und fasst überwiegend andere Zahlen zusammen.
Der Golfmarkt in Deutschland
„Der Markt ist stabil und hat alle Aufgaben der letzten 20 Jahre gut gemeistert“, so versucht Christian Köhler zu Beginn seiner Präsentation, den Blick auf das Geleistete, und nicht auf die Defizite zu legen.
Klar sei: „Golf ist nicht mehr wirtschaftlich attraktiv für Investoren.“ Daher gebe es auch wenige neue Anlagen. Faktisch gebe es eine Stagnation in den vergangenen 10 Jahren. So hier ein Auszug dieser „Marktveränderungen“: Die Golfanlage Zschopau stellt den Betrieb am 31.3.23 ein, Schloss Reichmannsdorf hat den Betrieb eingestellt, der Golfclub Ostfriesland konnte den Spielbetrieb nicht weiterführen. Die GolfCity in Pulheim erweitert um 12 Spielbahnen, der GC Bergkramerhof hat seit Januar 2023 einen neuen Betreiber.
Leider wirft der Report nicht mehr, anders als in den Vorjahren, einen Blick auf die wirtschaftliche Situation der Golfanlagen.
Die Anzahl der organisierten Golfspieler ist in den letzten drei Jahren um über 40.000 gestiegen. Das entspricht einem Wachstum von 6,3 %. Ist das Wachstum bei der Anzahl der Golfspieler ein ökonomisch nachhaltiges Wachstum? Diese Frage könne man, Stand heute, nicht beantworten. Denn es sei nicht klar, wie viele der „Corona-Neugolfer“ auch wirklich beim Golfsport bleiben.
Wichtig sei es, die Altersstruktur der Mitglieder zu analysieren. Auffällig und im Einzelfall näher zu betrachten ist der deutliche Rückgang bei den Menschen von 41 bis 55 Jahren, da hier die wirtschaftlichen Auswirkungen durch wegfallende Mitgliedsbeiträge höher sind und dies auch Auswirkungen auf die nächsten Jahre haben kann.
Und anzuschauen, welche Beiträge die jeweiligen Altersstufen zahlen. Hieraus können sich wichtige Erkenntnisse für die Golfanlagen ableiten.
Golf in Österreich
In dem Kapitel Golf in Europa legt der Bericht einen Schwerpunkt auf Österreich. Der Golfmarkt sei dort sehr durch die touristische Ausrichtung geprägt. Ist Österreich ein Lernfeld für Deutschland? „In Österreich weiß man genau, wie viele Absolventen es von Platzfreifekursen es gibt.“ Derzeit sind zusätzlich über 18.000 Personen registriert, die mit einem Platzreifekurs begonnen haben. Damit kann das Potenzial an möglichen Neumitgliedern sehr deutlich und im Jahresvergleich analysiert werden. Diesen Wert kann in Deutschland nur jede Goflanlage für sich erfassen.
Heute bietet Österreich rechnerisch einen Golfplatz für circa 55.000 Einwohner, während in Deutschland mit mehr als 110.000 Einwohnern pro Golfplatz das Potenzial an Kunden nahezu doppelt so hoch ausfällt.
Golf wird in dem Report als Teil des Freizeitmarktes betrachtet. Verbraucher seien hybride, das bedeutet, sie gehen mehreren Freizeitaktivitäten nach. „Es gelingt der Golfbranche nicht, die Konsumenten vom Golfen zu begeistern.“ Die Konsumausgaben gehen grundsätzlich zurück.
„Die Kegler sind ein mahnendes Beispiel“, so Köhler. Überalterung, Sanierungsstau und ein unzeitgemäßes Image hätten zu einem massiven Mitgliederrückgang geführt.
Nachhaltigkeit als Handlungsfeld
„Seit 2005 gibt es Golf und Natur.“ Dies zeige, dass das Thema auf Clubebene schon länger präsent ist. Dies sei wichtig, weil immer mehr Kundengruppen sich nach Nachhaltigkeitskriterien entscheiden würden. Der Report wirft einen Blick auf die Sinus-Milieus und Ihre Bedeutung für die Golffanlagen. Die reine Einstufung von Zielgruppen nach Alter und Einkommen greife zu kurz.
Golfreport zum Download
Den kompletten Bericht mit rund 95 Seiten gibt es auf der Seite der Sommerfeld AG zum download.
2 Kommentare
Nicht nur die Anzahl der Golfer spielt für die Wirtschaftlichkeit einer Golfanlage eine Rolle, sondern auch der Preis der für eine Golfrunde bezahlt wird.
Jede Golfrunde kostet den Betreiber Geld die durch den Golfer/in zu bezahlen ist. Davon sind wird auf vielen Golfanlagen in Deutschland mittlerweile weit entfernt.
Das Produkt Golf wurde leider in der Vergangenheit verramscht und nicht als auskömmliches Produkt vermarktet.
In Zukunft werden Golfanlagen darauf angewiesen sein, Ihre Flächen für lukrativere Projekte einzusetzen.
Diese lukrativeren Projekte werden dann aber nichts mehr mit Golf zu tun haben, oder?