Wie jedes Jahr zum Jahresanfang stellte der Deutsche Golf Verband (DGV) bei seiner Jahres-Pressekonferenz die aktuellen Zahlen vor. In Corona-Zeiten, mit Schließungen im Lockdown einerseits, und steigendem Interesse am Golfsport andererseits, besonders spannend. Und die Schlagzeile „Kinder und Jugendliche interessieren sich wieder mehr für Golf“ verspricht gutes – und lenkt von einer Entwicklung ab: Deutschlands Golferinnen und Golfer werden immer älter.
Der Golfsport verzeichnete zum 30. September 2020 einen Zuwachs von 1,4 Prozent auf jetzt 651.417 registrierte Mitgliedschaften in deutschen Golfclubs. Im Vergleich zu den Vorjahren, in denen es immer nur ganz knapp für ein leichtes Plus gereicht hat, ist das eine positive Entwicklung.
„Offensichtlich haben viele Sportler, die ihre angestammte Sportart nicht mehr ausüben konnten, den Golfsport als sichere Alternative entdeckt“, so die Analyse von Claus M. Kobold, der Präsident des DGV, zum Zuwachs von mehr als 8.700 registrierten Mitgliedschaften in den Golfclubs und Golfanlagen.
652 mehr golfende Jugendliche
„Endlich – aber eigentlich auch wie erwartet – machen sich im Bereich Kinder und Jugendliche die breitensportlichen Maßnahmen unserer Golfclubs, aber auch des DGV, in Zahlen positiv bemerkbar. Der negative Trend der vergangenen Jahre konnte gestoppt werden“, sagt DGV-Sportvorstand Marcus Neumann. „Wir haben die Kinder und Jugendlichen nicht nur halten können, sondern können Zuwächse insbesondere bei den 15- bis 18-Jährigen verzeichnen. Insgesamt machen sich die enormen
Aufwendungen, wie beispielsweise mit dem bundesweiten DGV-Schulgolfprojekt Abschlag Schule oder etwa die Auswirkungen des Influencer-Camps bezahlt, das ja eben genau auf diese Zielgruppe abzielt“, blickt Neumann positiv auf die Zahlen.
In Summe sind es 652 mehr Jugendliche in der Altersgruppe der 15 bis 18-Jährigen. Das ist erfreulich, relativiert sich allerdings ein wenig, wenn man diese Zahl in Bezug zu anderen Altersgruppen setzt. So stieg die Zahl der Golferinnen und Golfer über 61 Jahre um 8.136, und auch die Altersgruppe darunter (56 bis 60 Jahre) legte um 4.005 zu. Während Altersgruppen zwischen 36 und 50 zurückgingen. Es zeigt sich also: der Golfsport hat ein Problem, Mitglieder in eben dieser Altersgruppe, der Berufstätigen, zu halten und zu gewinnen. Oder wie Dr. Falk Billion schreibt: „Nun trübt der stetig weiter steigende Seniorenanteil das Bild aber doch erheblich. Das Problem des mangelnden Nachwuchses ist durch den Zugang von Corona-Golfern jedenfalls nicht gelöst.“
DGV-Nachfrageanalyse
Der DGV hat im Rahmen der „Nachfrageanalyse Golf“ vom 16. November bis 4. Dezember 2020 rund 10.000 in Deutschland lebende und deutschsprachige Menschen im Alter ab 14 Jahren befragt. „Zusätzlich zu dem starken organisierten Sport, wächst auch der Markt der Menschen signifikant, die nicht organisiert Golf spielen. Hinzu kommt noch eine größere Anzahl von Personen, die eine Golf-Mitgliedschaft im Ausland haben“, so Claus M. Kobold zu den Ergebnissen.
Diese Entwicklung deutet auf ein weiteres Problem des Golfsports in Deutschland hin. Scheinbar interessieren sich viele Menschen für den Golfsport, finden aber gleichzeitig die angebotenen Mitgliedschaftsmodelle nicht attraktiv und entscheiden sich lieber für eine Mitgliedschaft im Ausland – oder eben gar keine Mitgliedschaft. Diesen Menschen ein attraktives Angebot zu machen ist für die Golfclubs eine Möglichkeit, neue Mitglieder zu gewinnen. Doch diese Angebote fehlen bislang.