Die seltsamen Methoden des neuen Pros
Wer richtig Golf spielen lernen möchte, der braucht selbstverständlich professionelle Hilfe, Unterrichtsstunden beim Profi, abgekürzt Pro. Sich selbst Golfspielen beizubringen, ist sehr schwierig. Nur mit Abschauen bei anderen oder Reinschauen ins Lehrbuch kommt der Golfanwärter nicht sehr weit, und er wird bald den Schläger an den Nagel hängen. So viele Pros wie es gibt, so viele Lehrmethoden werden auf dem Golfmarkt angeboten. Jeder Pro behauptet natürlich von seiner Lehrmethode, sie sei die beste und jeder Golfclub hat natürlich nur den Allerbesten unter den Pros verpflichtet. Hat der Pro noch einen ausländischen, am besten schottischen Akzent, dann ist das meistens bereits Beweis genug, dass er im Unterrichten unschlagbar ist, liegt doch der Schluss nahe, seine Wiege habe neben der Wiege des Golfsports im Golfland gestanden. Ob audio-visueller oder bewegungsbezogener Golfunterricht, ob ganzheitlich oder einzelelementar, fest steht, dass der Golfer seinen authentischen Schwung finden muss, um erfolgreich zu sein.
Dass Sie Ihren authentischen Schwung finden müssen, ist Ihnen spätestens seit Robert Redfords Spielfilm: »Die Legende von Bagger Vance« klar vor Augen geführt worden. In Ihrer Verzweiflung, trotz jahrelanger Suche immer noch nicht authentisch zu schwingen, haben Sie nach jedem Golfpro gegriffen, der in Ihrer Nähe auftauchte. »Sie müssen an Ihrer inneren Einstellung arbeiten«, inspirierte Sie Ihr letzter Pro und ließ Sie auf der Driving Range im Droschkenkutschersitz in sich kehren und auf den Klang der Golfkugeln hören. Seitdem wissen Sie, dass ein niedriges Handicap für Sie gar nicht mehr erstrebenswert ist. Sie ergründen jetzt die Tiefen der Löcher und das Bemühen des Golfers, das Leere auszufüllen, wie Jean Paul Sartre es in »Das Sein und das Nichts« umschreibt. Und Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Ihre Golffreunde auch vom Handicap-Trip herunterzubringen.
(Veröffentlichung aus „72 Ausreden für Golfer“ mit freundlicher Genehmigung des BLV Verlags)