Wenn man Carnoustie Links einmal bei Wind gespielt hat, dann kommt einem der Old Course in St. Andrews als leichte Golfwiese vor, obwohl auch dieser bei schlechtem Wetter durchaus seine Tücken haben kann.
Die Golfelite, welche sich heuer anlässlich der diesjährigen 147. Open in Carnoustie trifft, ergeht sich bereits im Vorfeld mit sehr respektvollen Aussagen über den Kurs. Warum bei Carnoustie die Bezeichnung „Royal“, sonst üblich bei derart berühmt- berüchtigten Plätzen, fehlt, ist ein Rätsel? Dem Gewinner des Silver Claret Jugs auf diesem Kurs würde der Titel Royal auf alle Fälle gut zu Gesicht stehen.
Angesichts der welligen, harten Spielbahnen, der extrem schnellen, oft nicht einsehbaren Greens ist Taktik oberstes Gebot für die Profis. Draufgängertum wird meist hart bestraft. Erfahrung im Umgang mit so einem extremen Linkskurs, gepaart mit dem notwendigen Quentchen Glück schränkt den Kreis der Favoriten sicher ein.
Ein Überraschungssieger nach 4 Runden ist eher die Ausnahme. Sogar Oldie Bernhard Langer darf mitspielen, obwohl er eigentlich bei den Senioren (ab 50) spielt. Allerdings hat er die Einladung seinem Sieg bei den Senioren British Open zu verdanken, was er bei der regulären Open nie geschafft hat. Langer zählt aber logischerweise mit 61 Jahren nicht mehr zu den Favoriten.
Bei den englischen Buchmachern werden der Weltranglisten-Erste Dustin Johnson aus den USA und dessen Landsmann und Nummer zwei der Welt, Justin Thomas, als potenzielle Sieger des mit 10,25 Millionen Dollar dotierten Traditionsturniers gehandelt. Auch Titelverteidiger Jordan Spieth, Rory McIllroy und US-Superstar Tiger Woods stehen wieder hoch im Kurs.
Martin Kaymer gehört in Carnoustie nicht zu den Titelanwärtern. Linkskurse und zuletzt inkonstante Leistungen des 33-Jährigen aus Mettmann in der bisherigen Saison sind nicht gerade seine Stärken im Moment.
Viel Vergnügen beim Zusehen, ob vor Ort oder am TV, wünsche ich allen Lesern des Golfsportmagazins.
Heinz Schmidbauer