Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der Golfsport eine Hochburg für begeisterte Cannabis-Nutzer ist? Schließlich wird Golf allgemein als eine eher konservative Sportart angesehen. Sogar in den USA, wo über dieses Thema viel offenherziger gesprochen wird als hierzulande, ist das Ergebnis einer neuen Umfrage eine Überraschung.
52 Golf-Profis wurden anonym befragt, wie sie zur Nutzung von Cannabis stehen. Dabei sprach sich nicht nur eine Mehrheit dafür aus, das Verbot von Cannabis in den Sportregularien zu kippen. Immerhin einer von fünf Teilnehmern gab an, selbst schon Cannabis konsumiert zu haben. Noch vor wenigen Jahren wäre so eine Enthüllung undenkbar gewesen. Was sind die Hintergründe dieser plötzlichen Entwicklung?
Ein prominentes Beispiel
Wenn der Cannabiskonsum eines Spielers öffentlich wird, hat das immer noch harte Konsequenzen. So wurde 2019 Robert Garrigus für drei Monate von der PGA Tour suspendiert, nachdem er positiv auf den Cannabis-Inhaltsstoff THC getestet wurde. Nach eigenen Angaben nimmt er Cannabis auf ärztliche Anordnung zur Behandlung von Knie- und Rückenschmerzen. Garrigus kritisierte nach seiner Suspendierung die Drogenpolitik der PGA Tour. Er hätte eine Genehmigung für die Nutzung eines Schmerzmittels wie Oxycodon erhalten können, das als Opioid ein hohes Suchtpotential besitzt. Für die deutlich sanftere Alternative Cannabis seien im Regelwerk hingegen keine Ausnahmen vorgesehen. Er führt das vor allem auf das soziale Stigma zurück, das mit dem Gebrauch von Cannabis verbunden sei.
Steigende Akzeptanz von Cannabis
Dabei ist gerade dieses Stigma in den USA seit einiger Zeit auf dem Rückzug. In vielen Bundesstaaten ist Cannabis entweder für medizinische Zwecke oder auch zum Freizeitgebrauch legalisiert worden. Das hat zum entstehenden einer blühenden Industrie geführt. Sogar der Anbau für den Eigenbedarf ist in Bundesstaaten wie Kalifornien zulässig. Dort ist es mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, in einem Growshop feminisierte Cannabissamen von hochpotenten Züchtungen zu kaufen. Moderne Sorten wie Runtz von Zamnesia sind auf einen besonders hohen Anteil des berauschenden Inhaltsstoffs THC optimiert. Und auch an den Terpenprofilen der Pflanzen wird gearbeitet, um ein besonderes Aroma zu erzielen. Cannabis wird mittlerweile so ähnlich behandelt wie hochwertige Weine oder Spirituosen. Allerdings wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die neue Einstellung gegenüber Cannabis auch in den etablierten Organisationen des Profi-Sportes ankommt. Denn bei allem Verständnis für die medizinische Nutzung von Cannabis, bestehen immer noch Bedenken, ob das Wunderkraut nicht auch zur Leistungssteigerung verwendet werden kann.
Auch CBD bei Golfern beliebt
Weitgehend ausgeräumt sind diese Bedenken hingegen auf CBD-Produkte. Diese sind nicht psychoaktiv und werden daher allgemein deutlich besser akzeptiert. Die PGA Tour rät trotzdem von ihrem Gebrauch ab, da in vielen Produkten Spuren von THC enthalten sind. Diese können ausreichen, um ein positives Ergebnis bei einem Drogentest zu verursachen. Eine Sperre wäre die Folge. Trotzdem ist die Nutzung von CBD-Produkte unter Golf-Profis noch weiter verbreitet als der Cannabiskonsum. Rund 30 % der besten Golfer der Welt nutzen regelmäßig CBD und lassen sich dabei auch von den Warnungen der Sportverbände nicht abschrecken. Möglicherweise kommen die Tourveranstalter in der Zukunft also gar nicht darum herum, ihre Regeln an eine neue Realität anzupassen.