Dem, der sich aufmacht, „Laranjal“ zu besuchen, soll gleich eine Warnung mit auf den Weg gegeben werden. Zwar gehört dieser neue Kurs zum „Quinta do Lago“-Resort, doch tut man gut daran, von der nördlichen Seite anzureisen. Die Anfahrt vom Zentrum des Resorts aus gleicht eher einer kleinen Expedition auf immer schmaler werdenden Pfaden durch das heimische Unterholz. Viel angenehmer, sogar auf frisch geteerter Straße, gelangt der Laranjal-Besucher vom Ort Almancil aus dorthin. Ein Schwenk Richtung Süden von der Hauptverkehrsstraße der Algarve, der Nationalstraße N 125, aus folgend, führt direkt am Platz vorbei zur Einfahrt.
Über merkwürdiges Verhalten bei der Ankunft sollte man sich nicht wundern. Ganz oben auf der Prioritätenliste des zuständigen Golfdirektors Nuno Gonalves steht der Servicegedanke. Was in Deutschland eher unüblich ist, wird hier gelebt: Im Laufschritt oder per Maxi-Cart verfolgt einer der stets eifrigen Clubmitarbeiter den Neuankömmling bis auf den Parkplatz – um ihn sofort freundlichst zu begrüßen und ihm das Golfbag aus der Hand zu nehmen. Das ist ein echter Valet-Service.
Golfplatz ohne störende Gebäude
Irgendwie ungewohnt wirkt der Platz schon beim Vorbeifahren – etwas scheint hier zu fehlen. Richtig, denn völlig untypisch für die Golfplätze an der Algarve ist hier weit und breit kein einziges Gebäude zu sehen, keine Fairwayvilla oder sonstiges nicht in diese naturnahe Umgebung passendes Bauwerk. Dies, so sagt Gonalves, sei aber auch eine zwingende Auflage gewesen, ohne deren Erfüllung der Bau dieses neuen Platzes gar nicht genehmigt worden wäre. Nur ein kompaktes Clubhaus wurde den Planern hier zugestanden. Etwas musste auch wiederhergestellt werden, was es hier vorher im Überfluss gab: Die schöne Orangenbaumplantage, die vor dem Baubeginn entfernt wurde. Daraus ergab sich auch gleich der Name „Laranjal“, der im Portugiesischen das Synonym eben für Orangenbäume ist.
Der neue Platz sollte eine verschmolzene Einheit mit der Natur werden. Der richtige Mann für dieses Vorhaben war der portugiesische Architekt Jorge Santana da Silva mit seinem Planungsbüro in Lissabon – nicht nur in Portugal als Platzdesigner bekannt. Er pflegt auch eine planerische Partnerschaft mit dem Architekten David Krause, der speziell in Norddeutschland kein unbeschriebenes Blatt ist. „Plätze designt von US-Architekten haben wir in der Gegend schon zur Genüge“, sagt Golfdirektor Nuno Gonalves. Er fährt fort: „Jorge ist flexibel sowie erfahren und weiß, dass genau hier ein solches Layout nicht hingehört.“
Was nun zum Schluss daraus entstanden ist, kann sich mehr als sehen lassen. Es ergab sich kein Platzlayout mit simplen Einheitsmerkmalen, sondern eine stets neue Herausforderung von Bahn zu Bahn, die spielerische Strategie und ein richtiges Vorgehen in den Vordergrund stellt. Die strahlend weißen Bunker schmerzen bei Sonnenlicht fast in den Augen, und tiefgrüne Fairways wie penibel gestutzte Penn A4-Grüns lassen den Spieler unbewusst vorsichtig werden, diese sehr gepflegten Oberflächen nicht unnötig zu malträtieren. Wer den Par 72-Kurs von den gelben Abschlägen spielt, freut sich zumindest über die nur 5.585 Meter Gesamtlänge und vor allem – wenig Rough.
Wellige Bahnen
Fast alle Bahnen präsentieren sich mit welliger Oberfläche, sodass trotz vermeintlicher Ebenheit beim Folgeschlag Schräglagen entstehen können. Die im Areal beim Bau neu angelegten Teiche, durch die starke Blautönung mit einem Hauch von Atlantik einhergehend, machen das Spiel sicher nicht leichter – aber abwechslungsreicher. Zudem wurden diese Wasserhindernisse mit kleinen und ansprechend gestalteten Bachläufen miteinander verbunden. Das wirkt sehr schön, führt aber wiederholt schnell einmal zu Ballverlusten oder Strafschlägen. Alle Bunker Laranjals, das sind nicht gerade wenige, sind nicht nur optisch auffällig, sondern auch spielerisch eine Herausforderung. Sogar für echte Bunkerhasser ist es ein Erlebnis, das Sandwedge durch diese feine und konsistente Masse gleiten zu lassen. „Den weißen und pulverförmigen Sand à la Augusta lassen wir uns aus der Region Lissabon liefern“, betont Gonalves, denn den gibt es in dieser Gegend nicht. Seine Ansprüche sind hoch: „Ein perfekter Pflegezustand, umfangreiche Serviceleistungen und schon beim Empfang der Gäste eine natürliche Freundlichkeit des Personals“ seien der Schlüssel zum Erfolg.
Schade, dass die Behörden dem kleinen kubusförmigen Clubhaus nur 20 Monate Lebenszeit zugestanden haben. Wer also noch ein Clubhaus braucht, sollte sich beeilen. Vor dem Abriss entsteht gerade das große und endgültige Pendant zwischen dem 9. und 18. Grün, gegenüber der bisher noch nicht vorhandenen Driving Range. Das war’s dann auch mit den Bauten Laranjals – eine feine Lösung für einen passgenau in die Natur eingebetteten Platz, der eine rosige Zukunft haben wird und sicher viele zum Staunen bringen wird.
An dieser Stelle möchten wir dem Golfdirektor der Plätze North, South und Laranjal, Nuno Gonalves, für das informative Gespräch vor Ort danken.
8135-024 Almancil
Algarve (Portugal)
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