Selten habe ich den Old Course in meinen vergangenen 14 Besuchen einer Open so schwer erlebt. Am 1. Tag, als das 21 jährige Nordirische Supertalent Rory Mc`Ilroy den Old Course mit einer 63 zerlegte, was nicht einmal einem jungen Tiger Woods gelungen ist, waren die Wetterverhältnisse eher noch akzeptabel. Wer den Old Course einmal gespielt hat, weis, bei Sonnenschein, Windstille und wenn man die extremen Bunker vermeiden kann, ist der Platz durchaus mit einem guten Score zu bespielen. Aber wie bei einer launischen Diva, wenn man Wind, Regen und eben diese Bunker in seiner Startzeit bekommt, stürzen sogar ehemalige und noch aktive Champs fürchterlich ab. z.B. der ehemalige OpenSieger Calcavecchia , kurzzeitig sogar unter den ersten drei, stürzte mit einer 80 am letzten Tag ab, genauso wie viele viele andere Stars.
Neu, der Abschlag am 17. Loch, dem sogenannten „Road Hole“. Er wurde heuer um 40 m verlängert. Vom Tee aus schlägt man über den Schriftzug des „Old Course Hotels“. Man sieht die Landezone nicht. Anhaltspunkt ist das O des Hotels, allerdings nur, wenn man einen Draw spielen kann, mit dem Driver. (Opensieger Sandy Lyle, sowie Colin Montgomerie, landeten hier im Aus! z.B.). Die Landezone ist nur ca. 20 m breit und rechts und links ist das Rough etwa 50 cm hoch. Tiger Woods der z.Z. mit dem Driver auf Kriegsfuss steht, wollte dies umgehen und versuchte mittels eines Fades und eines 3 Holzes (Ziel war dann links von dem Schriftzug) dem Problem aus dem Weg zu gehen.
Ergebnis: Er landete im dicken Rough und nur mit viel Glück (getoppter Ball) brachte er diesen aufs Vorgrün, kurz vor dem gefürchtetem Road Hole Bunker. Noch schlimmer erging es Jiminez. Seine Annäherung war zu lang und er landete an der Strassenmauer des „Roadholes“. Prima wie er das Problem löste: Er schlug den Ball, der ca. 10 cm an der Mauer lag, mit voller Wucht gegen die Mauer und von dort prallte er ab und kam auf dem Grün ca. 3 m vom Loch zum Liegen.
Am 2. Spieltag musste das Turnier sogar kurzzeitig unterbrochen werden, da der Wind die Bälle vom Grün wehte. Ein Trost für alle Amateurgolfer, von den gestarteten Profis, die Besten der Welt, waren und sind bei der B.O. immer am Start, spielten nur ca. 37 besser als Par. 4 Spieler spielten an den 4 Tagen Par und der Rest der etwa 160 besten Spieler der Welt kamen mit Ergebnissen bis zu 16 über Par ins Clubhaus.
Dies sollte allen Amateur -Golfern ein Trost sein, wenn Sie wieder mal mit dem Ergebnis unzufrieden sind. Wie überhaupt, dass HC -System hier bei uns eindeutig zu kopflastig ist und refomiert werden sollte.
Aus deutscher Sicht, sehr erfreulich der geteilte 7. Platz von Kaymer mit 6 unter Par und der geteilte 27.Platz von Siem. 200 000 Zuschauer, also mehr als in das weltberühmte Maracana Fussballstadion in Rio passen, besuchten die Open. Von früh morgens bis spät abends berichteten alle TV Stationen ununterbrochen, besonders diejenigen der englischsprachigen Länder , eine Zeltstadt so groß wie das Münchener Oktoberfest und die Printmedien kannten wie immer bei einer Open nur ein Thema vom Titelblatt bis zur letzten Seite… „The Open“.
Für den Golffan ein Schock, wenn man dann wieder in den deutschsprachigen Raum zurückkehrt und bis auf einen 3-Zeiler keine Information über diesen Weltevent liest. Außer in der „Bild am Sonntag“, dass ein gewisser Mikel Jordan (ehemaliger Basketballstar) beim Golfen seine Zigarre weggeworfen hat, kaum Infos in den Medien. Natürlich berichten die Fachmagazine auch hier, aber diese werden leider nur von Golfern gelesen.
Als vor vielen Jahren, Bernhard Langer noch mitspielte und er ein großartigen 5. Platz erreichte, ich war damals ebenfalls in St. Andrews, war der Titel des 3- Zeilers in der deutschen Presse: Langer nur 5. bei der B.O.
Diesmal hiess der Titel : Woods nur 23, achja der Sieger wurde auch noch erwähnt. Sollten Sie die Gelegenheit einmal zu einem Besuch der British Open haben, verpassen Sie diese Möglichkeit nicht.
Erst dann werden Sie die Golfwelt so richtig verstehen.
In diesem Sinne ein
schönes Spiel
Ihr
Heinz Schmidbauer