Als Sportart muss auch in der Golfbranche über Nachhaltigkeit langfristig nachgedacht werden, da sportliche Aktivitäten meist auch die Umwelt belasten. Dabei hat der Golfsport mit Blick auf Umweltschutz einen zweifelhaften ruf. So titelte die TAZ 1993 „Zerstörerischer Golfboom“. Doch seitdem hat sich in der Golfbranche viel getan. Projekte auf Verbands- und Clubebene werden initiert, und es zeigt sich, in vielen Feldern ist der Golfsport besser, als sein ruf. Mit Blick auf Umweltschutz im Golfsport gibt es folgende Handlungsfelder.
Inhalt
Energiewende und Klimaschutz
Klimaschutz und Energiewende sind nationale und internationale Aufgaben, welche auch innerhalb des Sports von großer Bedeutung sind. Ziel muss weiterhin die Reduzierung des vom Sport verursachten CO₂-Ausstoßes sein. Neben dem Betrieb von Sportstätten tragen auch die Anfahrten zum und vom Sport zur Produktion von CO₂ bei. Auf die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Mobilitätslösungen im Sport sollte somit verstärkt ein Auge geworfen werden.
Ladesäulen auf Golfanlagen
Für die klimaneutrale Anreise bieten einige Golfclubs bereits Ladesäulen für E-Autos auf ihren Parkplätzen an. Ein Beispiel ist hier der Märkische Golfclub Potsdam. Mitgliedern und Gästen stehen dort drei Mennekes Amedio Ladesäulen bereit. Umgesetzt wurde das Projekt mit dem Berliner Anbieter Service4Charger. Dieser war für die Planung und Installation der Ladepunkte zuständig und übernimmt den Betrieb. Der Märkische Golfclub Potsdam musste somit nur die notwendige Fläche zur Verfügung stellen.
„Die Nachfrage nach Lademöglichkeiten ist innerhalb der letzten Monate enorm gestiegen, da viele unserer Mitglieder und Gäste rund 75 bis 100 km für die An- und Abfahrt zurücklegen. Umso größer ist die Freude der Spieler darüber, das E-Auto während der Golfrunde nun aufladen und die Heimfahrt mit voll geladenem Akku antreten zu können. Wir freuen uns, mit der neu installierten Ladeinfrastruktur unseren Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten“, so Martin Westphal, Geschäftsführer des Märkischen Golfclubs Potsdam.
Klimaneutrale Goflclubs?
Auf den Golfanlagen sind es vor allem die Clubhäuser, die Energie verbrauchen. Hier rüsten immer mehr Golfclubs ihre Heizungsanlagen um. Dieser Austausch bietet auch die Möglichkeit, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Ein Beispiel ist hier der Golfclub Reutlingen Sonnenbühl. Die alte Ölheizung wurde gegen eine Holzpallet-Anlage ausgetauscht. Die Anlage mit einem Wirkungsgrad von 93,1 Prozent liefert genügend Energie, um alle Bereiche des Golfclubs zu beheizen und Warmwasser bereitzustellen. Dies gilt für Restaurant und Küche, Sekretariat, Proshop, Duschen und WC‘s, Umkleiden, zwei Wohnungen, Werkstatt und darüber hinaus für den Aufenthaltsbereich des Greenkeeping-Teams. Auch das komplette Brauchwasser wird erwärmt – unter Einhaltung der Hygienestandards für Trinkwasser. Die Clubführung rechnet mit einem maximalen Verbrauch von jährlich 30 Tonnen Pellets, das entspricht circa 6.900 Euro. Zum Vergleich: Die alte Ölheizung verbrauchte 17.500 Liter Heizöl bzw. 9.150 Euro. Mehr zu dem Projekt steht hier.
In Reutlingen ist außerdem eine Solaranlage geplant. Sie übernimmt seither die komplette Stromversorgung inkl. Ladestationen der elektrischen Golfcarts. In diesem Bereich haben Golfanlagen durch ihre Flächen noch viel Potential. Im Allgäuer Golf & Landclub Ottobeuren wurde im Jahr 2019 die Installation einer großen Photovoltaik-Anlage auf einer neuen Caddiehalle verwirklicht. Mittlerweile stammt dort der Strom für die E-Tankstelle auf dem Parkplatz, die Elektrocarts und die Trolleys komplett von der Anlage auf dem Dach. Im Jahr 2019 hat die Anlage insgesamt 55.000 Kilowattstunden erzeugt, wovon 38.000 Kilowattstunden selbst verbraucht wurden. Mehr zum Thema Golf & Solar steht hier.
Naturschutz und Biodiversität
Golfplätze können wichtige Lebensräume für Vögel, Insekten und andere Tiere sein. Einige Clubs setzen sich für den Schutz der Tierwelt ein und schaffen spezielle Schutzzonen. Seit dem 2006 eingeführten Umwelt- und Qualitätsmanagementprogramm „Golf und Natur“ vom Deutschen Golf Verband in Zusammenarbeit mit dem Bund für Naturschutz steht der Umweltschutz bei vielen Golfclubs weiter oben auf der Agenda. Viele Golfanlagen stehen dem Programm dennoch reserviert gegenüber. Die Abwägung von Aufwand und Nutzen sowie das Ausmaß einer finanziellen und zeitlichen Belastung sind unter wirtschaftlichen Aspekten schwer abzuschätzen. Darüber hinaus müssen die eigenen Mitglieder überzeugt werden, dass eine Teilnahme am Programm für die Golfanlage, und somit auch für sie, vorteilhaft ist.2
Trotz umfassender Bemühungen und vielfältiger Aktivitäten zum Schutz der biologischen Vielfalt (Etwa diese Aktion in Baden-Württemberg) stagniert viele Projekte nach wie vor. Dies wirkt sich nicht nur gefährlich auf lebenswichtige Bereiche der Ökosystemleistungen aus, sondern verändert zugleich den sportlichen Erlebniswert von Natur und Landschaft nachteilig.
Beispiele aus Mecklenburg Vorpommern
Sitzkrücken für Raubvögel, Brutkästen für Vögel und Insektenhotels für Bienen und Marienkäfer sind nur einige der Maßnahmen für Artenschutz und -vielfalt sowie aktiven Landschaftsschutz. Dazu Rüdiger Born, Präsident des Golfverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Im Schnitt wird nur rund die Hälfte der Fläche eines Golfplatzes bespielt, die andere Hälfte bietet Lebensraum für Flora und Fauna und der wird im Nordosten ausgiebig genutzt etwa von Füchsen, Schmetterlingen und Vögeln.“
Im Folgenden eine Auswahl an Plätzen Golfplätzen, die sich dem Thema Natur in besonderer Weise verschrieben haben.
Ostsee Golf Resort Wittenbeck
„Wittenbeck ist sehr engagiert und nach meiner Einschätzung ein gelungener Vorreiter eines neuen Golfplatztypus: spielerisch attraktiv, gefühlvoll in die Landschaft geplant und verantwortungsbewusst geführt“, so beschreibt Marc Biber, Abteilungsleiter für Umwelt und Platzpflege beim Deutschen Golf Verband den an der Ostsee gelegenen Platz, der das Qualitätssiegel „Golf und Natur“ trägt und lebt. Zwei Insektenhotels, eine Wildkräuterwiese sowie ein pittoreskes Hühnerhaus für den Deutschen Sperber, eine gefährdete Haustierrasse, an der Bahn 14 direkt an der Streuobstwiese gehören hier zum Besteck für aktiven Naturschutz. Bei etwas Glück entdecken Golfer auf dem Platz Füchse beim Sonnenbad im Bunker. Immer auf dem Platz – Skudden (Rote Liste) und Dexter-Rinder, die hier ebenfalls zu Hause sind.
Golfclub Balmer See
Äußerst harmonisch und ohne größere Erdbewegung wurde die Golfanlage Balmer See auf der Insel Usedom in die Natur eingebettet. Hier kann es nicht nur bei einem Birdie passieren, dass Sportlern ein echter bird in Form eines Seeadlers ins Blickfeld rutscht. Auf dem 127 Hektar großen Platz steht rund ein Drittel der Fläche für Tiere und Pflanzen Verfügung. Den Seeadlern gefällt es so gut, dass sie sich hier ein Zuhause geschaffen haben.
Golfpark Strelasund
Mit Brutkästen für Singvögel und Sitzkrücken für Raubvögel engagiert sich der Golfpark Strelasund, der Gästen zwei 18-Loch-Bahnen bietet, für den Natur- und Umweltschutz. Wild- und Streuobstwiesen gehören ebenfalls zur 200 Hektar großen Anlage, von denen nur die Hälfte bespielt wird.
Jährlich werden auf dem Areal neue Bäume gepflanzt. Außerdem in Planung: eine Ladestation für E-Autos.
Golfanlagen – biodivers?
Da Golfanlagen stets mit hohen Stoffströmen in verschiedenen Bereichen verbunden sind, werden viele Energieträger und Materialien benötigt. Auch bietet der große Flächenbedarf für Golfanlagen wenig Ansatz für positive umweltspezifische Nachhaltigkeit, denn meist sind es ökologisch wertvolle Flächen, die hier verloren gehen.
Der Golf-Anlagenbau
Der brutto Flächenbedarf für eine 18 Loch Golfanlage beginnt bei ca. 50 Hektar und endet je nach Gelände und Genehmigungsauflagen oft bei 100 Hektar.
50-Hektar-Golfanlagen mit nur 20 Hektar netto Spielflächen ohne großräumige Ausgleichsflächen sind durchaus als Monokulturen einzustufen. Sie fördern weder die biologische Vielfalt noch den sportlichen Erlebniswert von Natur und Landschaft.
Die Platzpflege
Auch der Aufwand für die Platzpflege ist von zentraler Bedeutung. Das ist der Energiebedarf für das Mähen der Spielflächen und die Bereitstellung und Pflege des Maschinenparks. Auch der Einsatz von umweltbelastenden Düngemitteln und Pestiziden ist alles andere als nachhaltig – oder das Wässern in der Sommerzeit. Das es auch anders geht, zeigen Projekte wie der Golfplatz Bergkramerhof. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen.
„Sie wissen, dass uns in der damaligen problematischen Situation Ende 2016, als bei der Umstellung auf den pestizidfreien Golfplatz die Grüns wegen Entzugs von Pestiziden (wie bei einem Junkie der Entzug von Stoff) zusammenbrachen, 150 Mitglieder verlassen haben. Der derzeitige Platzzustand -ohne Pestizide- dürfte den Höhepunkt der bisherigen Platzpflege erreicht haben, insbesondere auch wegen der Erneuerung der Grüns vor 2 Jahren“, schrieb Präsident und Geschäftsführer Hingerl an seine Mitglieder.
Der Wasserverbrauch
Was lange Zeit in unseren Breitengraden kein Thema war, wird zunehmend wichtiger: die Bewässerung von Golfanlagen. In Hitzesommern reichen die Teiche und Drainagebecken oft nicht mehr aus, um Golfanlagen u wässern. Auch wenn man mit anderen Grassorten gegensteuern kann, das Thema ist komplex, und wichtig für Golfanlagen. In den USA hat der Golfverband ein 30 Millionen Dollar-Forschungsprogramm zur Reduzierung des Wasserverbrauchs auf Golfanlagen gestartet. „Die langfristige wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit von Golfplätzen (…) steht auf dem Spiel, wenn der Golfsport dieses wichtige Thema jetzt nicht vorantreibt“ sagt USGA-Chef Mike Whan bei der Vorstellung.
Short-Golf -Anlagen – nachhaltig, nicht biodivers!
Short Golf ist viel Golfsport auf kleiner Fläche. Short Golf wird auf Kunstrasen gespielt und es entfallen somit sämtliche Platzpflegeleistungen, es kommen also weder Geräte wie Mäher, Erifizierer oder Vertikulierer zum Einsatz, außerdem werden keine Materialien wie Dünger oder Pestizide verbraucht. Den größten Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet jedoch der extrem niedere Brutto Flächenbedarf einer solchen Short Golf Anlage – zumal diese Anlagen oft auf bereits befestigten Flächen auf entstehen. Was bleibt, sind die Anfahrten zum und vom Sport und die damit verbundene Produktion von CO2, dies allerdings in wesentlich kleinerem Ausmaß im Innenbereich von Siedlungsräumen.
Anlagenbau
Tennisplätze, Freizeitzentren, Turnhallen, Seniorenheime sind ideale Standorte für Short Golf. Der Flächenbedarf für Short Golf Plätze im Gelände beginnt bei 400 qm für eine Zweierkombination, eine Short Golf Insel, und endet bei 5.000 qm für eine 9- Loch Short Golf Wettbewerbsanlage. Das sind weniger als 1 % der Brutto-Spielfläche eines großen Golfplatzes und wertvolle ökologische Flächen bleiben weitgehend unberührt.
Warum Short Golf
Der Short Golf Spieler verzichtet zu Gunsten der Nachhaltigkeit für Umwelt und Klima auf das Erfolgserlebnis auf langen Fairways, verbessert aber schnell sein kurzes Spiel. Short Golf Golfer spielen auch kostengünstiger und mit weniger Zeitaufwand als Spieler auf großen Golfplätzen. Es lohnt sich, langfristig über Short Golf nachzudenken. Short Golf hat das Potential, den Zugang zum Golf zu vereinfachen. Synergieeffekte zwischen klein und groß, zwischen Tischtennis und Tennis, warum nicht auch zwischen Short Golf und Golf.
1 Kommentar
Ich finde es gut, dass auch im Gold zum Beispiel auf umweltfreundlichen Kunstrasen gesetzt wird. Ich denke, dass man an vielen Stellen für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz sorgen kann. Dies ist ein tolles Beispiel dafür.