Selten war eine Mitgliederversammlung des Golfclubs Memmingen so gut besucht wie in diesem Jahr und nie verlief diese Veranstaltung so emotional wie 2018. Dafür gab es einen guten Grund: Nach 25 Jahren im Amt verabschiedete der Verein seinen Clubpräsidenten Hermann Kutter, bestimmte ihn zum Ehrenpräsidenten und wählte Martin Wartig zum Nachfolger. Das bisherige Vorstandsteam wurde, von Kutter abgesehen, ohne Gegenstimmen im Amt bestätigt und auf einer Position verstärkt – neben Tina Groll gibt es mit Stefan Kutter jetzt einen zweiten Vizepräsidenten.
Hermann Kutter zeigte sich überwältigt und sichtlich gerührt von der großen Resonanz bei der Versammlung. In seiner Rede ließ er das vergangene Vierteljahrhundert im Zeitraffer Revue passieren und äußerte sich darüber zufrieden, wie sich der Golfclub Memmingen in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt hat: „Mittlerweile zählen wir zu den beliebtesten Golfclubs und Golfanlagen im süddeutschen Raum – darauf können wir wahrlich sehr stolz sein“, sagte er und fügte hinzu: „Ich habe vor 25 Jahren gesagt, dass wir eines Tages in einem Park Golf spielen werden. Da stand hier noch kein einziger Baum. Jetzt haben wir tatsächlich riesige Blumenwiesen und einen total naturbelassenen Platz.“ Die Luftaufnahmen geben Kutter recht – die Anlage des Golfclubs Memmingen mit Busch- und Baumbewuchs, Wiesen, viel Wasser und zahlreichen Bunkern gleicht vielmehr einem botanischen Garten als einem Sportareal – die 27-Loch-Anlage mit großzügig angelegter Driving Range schmiegt sich harmonisch in die Landschaft ein.
Sonderlob für die Greenkeeper
Hermann Kutter dankte bei der Mitgliederversammlung dem Management, dem Vorstandsteam sowie allen Mitarbeitern und Mitgliedern für den großen Einsatz in den vergangenen Jahren. Ein Sonderlob hatte er für Head-Greenkeeper Konrad Kienle und dessen Team parat: „Eure Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten war großartig – macht weiter so.“
Kienle ist seit 1994 hauptverantwortlich für die Rasenqualität der Golfanlage auf Gut Westerhart. Mit seinem Helferteam sorgte er kontinuierlich dafür, dass die Rasenqualität auf Gut Westerhart während des kompletten Kalenderjahres in einem sehr guten Zustand ist. Ein weiteres Verdienst Kienles: Die 27-Loch-Anlage ist als eine der wenigen in der Region auch im Winter auf Sommergrün bespielbar.
Neuer Präsident des Golfclubs Memmingen ist Martin Wartig. Er engagiert sich seit vielen Jahren auf und neben dem Platz sehr stark für den Verein. Über die Wahl zum neuen Clubpräsidenten freute sich Wartig sehr. „Das ist eine große Ehre für mich. Mir ist klar, dass ich mir als Nachfolger von Hermann Kutter große Schuhe angezogen habe und dass es womöglich ein wenig dauern wird, bis ich darin laufen kann. Ich werde den von Hermann Kutter eingeschlagenen Erfolgsweg auf jeden Fall weitergehen und darüber hinaus eigene Akzente setzen – Ideen habe ich genügend im Kopf“, sagte Wartig. Seinen Vorgänger ernannte Wartig zum Ehrenpräsidenten und übergab dem langjährigen Führungskopf des Vereins die Ehrenurkunde.
Vereins-Management und sportliche Leitung des Golfclubs Memmingen blickten auf der Mitgliederversammlung auch auf die vergangene Golfsaison zurück und äußerten sich zufrieden über die Ergebnisse der Mannschaften im Spielbetrieb sowie die aktuelle Resonanz von Neueinsteigern und Jugendlichen.
„Das Interesse an unseren Schnupperkurs-Angeboten war noch nie so groß wie zum Start in diese Saison“, sagte Clubmanager Christian Montén. Mit den Teilnehmerzahlen bei Turnieren war der Verein ebenfalls hochzufrieden: 2017 nahmen fast 2.000 Golfer an den Turnieren des Vereins teil. 1500 Personen spielten darüber hinaus auf Gut Westerhart Foot-Golf, einer Kombination aus Fußball und Golf.
Der neue Vorstand Golfclubs Memmingen
Präsident: Martin Wartig (neu/für Hermann Kutter)
Vizepräsidentin: Tina Groll (im Amt bestätigt) + Stefan Kutter (neu)
Schatzmeister: Helmut Hermann (im Amt bestätigt)
Spielführer: Kurt Tauchert (im Amt bestätigt)
Schriftführer: Renate Grube (im Amt bestätigt)
Platz- und Naturschutzwart: Dietmar Maier (im Amt bestätigt)
Jugendwart: Petra Hiller, Carolin Westerberg (beide im Amt bestätigt)
Porträt Hermann Kutter
Wenn Hermann Kutter mit dem kleinen Elektroauto auf dem Platz des Golfclubs Memmingen eine seiner täglichen Runden dreht, kommt er aus dem Schwärmen kaum mehr heraus. Die vielen Bäume und Sträucher, die bunten Blumenwiesen, überall grünt und blüht es. „Anfang der 1990er Jahre habe ich gesagt, dass wir hier einmal in einem Park Golf spielen werden. Da stand hier noch kein einziger Baum. Heute ist tatsächlich alles groß gewachsen und naturbelassen“, sagt der mittlerweile 83-Jährige. Als Präsident und Naturschutzbeauftragter des Klubs sowie Landschaftsbauer hat er dafür freilich immer einen ganz besonderen Blick gehabt. Bei der Jahresversammlung des Clubs hat er nun nach 25 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit an der Spitze des Klubs sein Amt an Nachfolger Martin Wartig abgegeben. Mit viel Wehmut. „Es ist unglaublich schwer, so einen Posten von einem Tag auf den anderen aufzugeben“, sagt er. Gesundheitliche Probleme haben ihn letztlich aber dazu gezwungen. Auch den Schläger kann er schon eine ganze Weile nicht mehr selbst schwingen. „Ich bin jeden Tag auf meinem Golfplatz, aber ich kann nicht mehr spielen. Das ist furchtbar“, meint er. Kutter wird bei diesen Worten ganz schnell nachdenklich. Denn der Golfsport hat sein Leben in den vergangenen über drei Jahrzehnten geprägt wie kaum etwas anderes. Privat und geschäftlich.
Angefangen hat alles wenige Kilometer südöstlich, im Allgäuer Golf- und Landclub Ottobeuren. In den 1980er Jahren galten Golfplätze als ideale Alternative zur Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Kutter, damals Präsident seines Berufsverbands Garten- und Landschaftsbau (VGL) in Bayern, hatte Richtlinien festgelegt, wie Grüns aufgebaut und Plätze gestaltet werden sollten. Er hat die Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik, die noch immer Greenkeeper ausbildet und prüft, weiterentwickelt. „Ich hatte mich mit meiner Firma schon früh auf den Sportplatzbau spezialisiert und dann schnell festgestellt, dass der Bau von Fußballplätzen gar nicht soweit von der Gestaltung von Golfplätzen entfernt war“, erzählt er.
Zusammen mit anderen Firmen baute Kutter den Golfplatz und die Übungsanlage in Ottobeuren, gehörte sogar zum Gründungsvorstand des Vereins. In all den Jahren kamen Aufträge von etlichen Anlagen im Allgäu dazu. Es gibt in der Region kaum einen Golfplatz, an dessen Planung oder Bau der Memminger nicht auf irgendeine Art und Weise beteiligt war. Selbst Anlagen in der Schweiz findet man auf der Referenzliste. An eine Begegnung erinnert sich Kutter besonders: „Während der Planungen auf der Sonnenalp in Ofterschwang hat mir Karl-Heinz Fäßler seine Idee vom Grün an Bahn 17 mit Knetgummi vorgemacht – und wir haben’s auf dem Platz nachgebaut.“ Anfang der 1990er Jahre begann er das Projekt, in das er – auch nach seinem Rücktritt – noch immer so viel Herzblut steckt.
Als der einstige Investor beim Bau der Golfanlage Gut Westerhart westlich von Memmingen 1993 pleiteging, griff Kutter zu. Er übernahm die Anlage, zahlte die Gläubiger aus und baute den Platz zu Ende. Mit seinem Cousin Ulrich Groll entschloss er sich, die Trägerschaft und den Betrieb zu übernehmen – und in all den Jahren auch nachhaltig zu prägen. Am Design gab’s damals nichts mehr zu rütteln. Kutter meint heute aber grinsend: „So furchtbar viele Fehler haben die Leute vor uns gar nicht gemacht.“
In seiner Zeit als Präsident hat sich viel verändert. Der Golfsport generell, die Ansprüche der Mitglieder, aber auch der Zustand des Platzes und die Infrastruktur. An seinen Prinzipien hat er freilich immer festgehalten. Der 83-Jährige sagt: „Der Golfer muss sich nach dem Golfplatz richten. Nicht andersrum.“ Vielleicht mag er damit das eine oder andere mal angeeckt sein. Kutters Art als Chef und Präsident, als Unternehmer und Golfer scheint aber prima anzukommen. Er wurde zuletzt gleich doppelt befördert: „Sein“ GC Memmingen hat ihn ebenso zum Ehrenpräsidenten gemacht wie der Berufsverband Garten- und Landschaftsbau.