Viele Golfplätze haben Probleme mit dem Eigenkapital?
Neuester Konkursfall ist die bereits 20 Jahre alte Golfclub Pischelsdorf – Innviertel, Gmbh.
Lange Zeit war Golf ein “In-Sport”, was aber nicht heißt, dass es überall einen Golfclub geben muss. In Österreich, hier besonders in Oberösterreich setzte man in vergangenen 20 Jahren darauf, dass Golf ein Massensport, ähnlich wie Tennis wird, der vor allem den Tourismus fördern sollte. Viel zu wenig wurden dabei Standortanalysen gemacht. Golf erfordert neben einem großen Einzugsgebiet auch die entsprechende Infrastruktur. Mit annähernd 170 Plätzen bei rund 8 Millionen Einwohnern, den Klimaverhältnissen und vor allem die auch nicht immer günstigen landschaftlichen Gegebenheiten im alpinen Österreich sind keine idealen Voraussetzungen um alle diese Plätze wirtschaftlich zu führen. Oft war oder ist die Begeisterung für Golf vom gesunden wirtschaftlichen “Know- How” übertrumpft worden.
Mehrfach wurde ein alter Spruch: “Walk in your customers shoes” einfach ignoriert. Würden Sie Urlaub in einem Club machen, ohne dass entsprechende Infrastruktur vorhanden ist? Wenn wir Golfurlaub machen, dann doch dort, wo uns ein gutes Klima erwartet und mindestens 2, 3 oder mehr 18 Lochanlagen in unmittelbarer Nähe im Urlaub zu bespielen sind. Man macht ja auch kaum Urlaub in einem Skiort, der nur einen Skilift zu bieten hat.
Dass Golf stagniert, wurde in den letzten 4-5 Jahren ja ausreichend belegt, siehe auch die von den negativen Zahlen Ihres Tochterunternehmens, des Weltmarktführers in Golf Taylor Made, zeitweise unter Druck geratene Adidas-Aktie. Ob die ständigen Regelveränderungen und die von mir schon oft zu komplizierte Einstiegshürden in Sachen Golf durch den Verband, das Interesse an dem Sport massiv anheben, darf mehr als bezweifelt werden.
Der Verdrängungswettbewerb hat begonnen
Viel mehr sprechen die Tatsachen, dass der Level an Golfspielerinnen und Spielern sich nach den “Boomjahren” der 90er Jahre, sich wie bei anderen Sportarten eingependelt hat.
Der Verdrängungswettbewerb zwischen den einzelnen Anlagen hat begonnen, auch wenn es viele noch nicht wahrhaben wollen.
So hat jetzt auch der schon 20 Jahre alte oberösterreichische Golfclub Innviertel, überraschend Konkurs angemeldet. Er hat Verbindlichkeiten von ca. 300.000 Euro.
Die Anlage in der Gemeinde Pischelsdorf, Oberösterreich, rentiert sich beispielsweise nicht. Der Geschäftsführer der dortigen Golfclub Innviertel GmbH, Florian Forstenpoitner, hat deshalb am Landesgericht Ried im Innkreis einen Konkursantrag eingebracht, berichtet der Gläubigerschutzverband.
Die Oberösterreichische Nachrichten berichtete:
“Es wird unter Golfern und Touristikern darüber diskutiert, ob es nicht zu viele Golfplätze (oder zu wenig Golfer) gibt. Ein Blick auf die hinterlegten Bilanzen der Golfplatzbetreiber in Oberösterreich zeige, dass etliche der 28 Betreiber massive Probleme mit dem Eigenkapital haben und sich offensichtlich nur durch großes Engagement und persönliche Haftungen der Eigentümer über Wasser halten können. Bisweilen mussten auch die Banken schon kräftig aushelfen”. Neben der Pleite des GC Innviertel Pischelsdorfs und der Pleite der Golfplatz Betriebs GmbH in St. Oswald bei Freistadt zeigt ein Blick auf die hinterlegten Bilanzen der Golfplatzbetreiber in Oberösterreich, dass etliche der 28 Betreiber massive Probleme mit dem Eigenkapital haben und sich offensichtlich nur durch großes Engagement und persönliche Haftungen der Eigentümer über Wasser halten können. Bisweilen mussten auch die Banken schon kräftig aushelfen.”
Einigen der Golfplätzen geht es gut, besonders denjenigen, die kräftige Sponsoren und Kapitalgeber in der Hinterhand haben und bei denen die Markt- und Standortanalyse stimmt.
Dieses Stimmungsbild aus Oberösterreich ist nur ein Querschnitt für das Golfgeschäft im allgemeinen, dass aber künftige Investoren in Golfanlagen zu denken geben sollte. Besonders das Angebot der einzelnen Golfanlagen ist zu wenig differenziert. Um neue Golfer zu gewinnen fehlt es einfach an günstigen “Public Plätzen” wie in den USA, wo man ohne großen Aufwand einfach Plätze in Ballungsgebieten erstellt. Darauf kann man unter einfachen Umständen mit ein paar golfenden Freunden die ersten Schritte zu dem Sport machen. Da gibt es keine großen Hürden, wie Prüfungen, Aufnahmegebühren, hohe Greenfees komplizierte Regeln (bei 2 über Par wird der Ball aufgenommen!) um den Einstieg in den Sport zu machen. Wo wären in Österreich die Masse an Golfern, wenn es nicht die vielen kleinen günstigen Skilifte für jedermann gäbe? Andererseits fehlen aber auch die wirklichen, absoluten “Topplätze” , von denen es nur eine wenige gibt. Diese können ja auch gerne um Bezug auf meinen steuerlichen Artikel zu nehmen, auch als Privatclub geführt werden.
Man darf auf die nächsten Jahre gespannt sein: “Quo vadis Golf”!
Ihr
Heinz Schmidbauer