Ganz am Ende dieses Turniers ergriff Howard Carpendale das Wort. Der deutsche Schlagersänger spielt seit mehr als 40 Jahren Golf und war am Sieg des Teams Europa massgeblich beteiligt. Aber um Punkte sollte es in seiner kurzen wie bewegenden Rede gar nicht gehen.
Howie also, wie ihn seine Fans nennen, ging bei der Abschlussgala im Badrutt’s Palace Hotel auf die Bühne, griff das Mikrofon und sagte: Erstens: Er habe noch niemals so viel Teamgeist, Gastfreundschaft und so ein professionelles Procedere bei einem Turnier erlebt wie beim Engadine Golf Club. Zweitens: In politisch instabilen Zeiten wie diesen, in Zeiten von Abgrenzung und Ausgrenzung, zeige der Golfsport, wie schön es sei, wenn Menschen aus unterschiedlichen Ecken der Erde zusammenkämen und beim Spielen einfach nur Spass hätten. Und drittens: Er habe bei noch keinem Turnier so viel geraucht wie bei diesem (»die Amerikaner machen mich immer ein bisschen nervös«). Und er rauche ausschliesslich auf dem Golfplatz. Am letzten Loch habe ihm ein Spieler eine Zigarette angeboten. Die habe er dankend abgelehnt und gesagt: Ich bin Nichtraucher!
Ein aussergewöhnliches Turnier
Es war ein aussergewöhnliches Turnier, ja. Zum ersten Mal fand der St. Moritz U.S. Celebrity Golf Cup für den Ryder Cup Trust auf den Plätzen des Engadine Golf Clubs statt – bereits zwei Mal wurde er in Monaco ausgetragen. Drei Tage lang gab es in Samedan und Zuoz bei strahlendem Sonnenschein prominentes Golf zu sehen. An den Start gingen Teams aus den USA und Europa. Darunter der amerikanische Frisbee-Champion Brodie Smith, der Basketball-Spieler Mike Conley Jr., Caroline Rominger und der in Düsseldorf geborene Ilija Djurdjevic, dessen bester Ball mit 430 Metern die Länge von fast fünf Fussballfeldern überflog – und der heute weiter schlägt als Tiger Woods.
Wer den 30-jährigen Longdriver in St. Moritz nicht erleben konnte, sollte sich unbedingt das kurze Video anschauen, das der Engadine Golf Club mit ihm im Badrutt’s Palace gedreht hat. Man sieht darauf Djurdjevic, wie er in gelber Hose und mit Schlägermütze und Golftasche eincheckt (»mein Vater hat mich gelehrt, dass Golf ein Gentlemens Sport ist«), aufs Dach des Hotels steigt und von dort aus über alles hinweg den Ball bis in den St. Moritzer See schlägt. Und dabei durchschwingt, dass einem nicht mehr als ein »Wow« einfällt. Fragt man Ilija Djurdjevic nach seinem Ziel fürs nächste Jahr, bekommt man prompt eine präzise Antwort. Er sagt: »Eine Ballgeschwindigkeit von 210 Stundenkilometern, ein guter Winkel, bessere Kontrolle.«
Aber zurück zum Cup. Am ersten Tag gab es ein Four Ball Better Ball Matchplay, das mit einem Barbeque in Zuoz endete. Man wird sich daran wahrscheinlich noch in vielen Jahren erinnern. Der Reporter der Weltwoche sprach von »der besten Party des Lebens«. Die Schottischen Rugby Spieler und Models, Thom und Max Evans, hatten dafür ihr Golfoutfit gegen Schottenröcke eingetauscht. Am zweiten Tag wurde Scramble Matchplay gespielt und am dritten ein Einzel Matchplay. Howard Carpendale vergass in seiner kurzen Ansprach im Badrutt’s nicht, sein spannendes Duell mit dem, wie er sagte, »hoch sympathischen« Nate Weidner zu erwähnen. Das Team Europa gewann am Ende mit 22,5 zu 18,5 Punkten.
Es war die Initiative von Ian Randell, dem CEO der PGAs of Europe, die Ryder Cup Trophy nach St. Moritz zu bringen. Randell hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Golfsport zu demokratisieren und den Nachwuchs zu fördern. Dieses Ziel verfolgt auch der European Development Trust vom Ryder Cup mit seiner Charity: Die Versteigerung von Reisen und ausgesuchter Kunst bei der Gala im Badrutt’s Palace brachte 50.000 Schweizer Franken ein – selbst ein Original-Picasso war an dem Abend dabei. Den Lifetime Achievement Award des Ryder Cup Trust erhielt der international bekannte Golf Coach David Leadbetter – vielen Golfspieler als der Mann mit dem Strohhut bekannt.
»Mit St. Moritz haben wir uns auch diesmal für einen besonderen Austragungsort entschieden. Die Plätze im Engadin zählen zu den schönsten in Europa«, sagte Susan Feaster Chairman, Monaco U.S. Celebrity Golf Cup für den Ryder Cup European Development Trust. Und verkündete gleich die frohe Botschaft, dass das Turnier 2021 erneut in St. Moritz stattfinden wird. Ohne Zweifel mit einer weiteren Signalwirkung für den Schweizer Golfsport. Und einem grandiosen Renommee für den Engadine Golf Club. Dessen Geschäftsführer, Ramun Ratti, war sympathisch berührt von der Begeisterung über die Organisation und Austragung des Turniers, und davon, dass »so viele Spieler und Spielerinnen den Weg zu uns nach St. Moritz gefunden haben.« Ohne Zweifel wird man viele von ihnen in 2021 im Engadin wiedersehen. Vielleicht sogar im Schottenrock.
Engadine Golf Club - Anlage Samedan
Eine der ältesten Golfanlagen in Europa (Gründungsjahr 1893) und der älteste Club in der Schweiz. Er ist umgeben von der atemberaubenden Bergkulisse des Oberengadins.
Der Golfplatz Samedan ist Heimat des Engadine Golf Clubs. Mit über 1300 Mitgliedern ist er einer der größten Golfclubs der Schweiz.