Rory McIlroy beherrscht derzeit die Schlagzeilen der internationalen Golfpresse. Seinem Start-Ziel-Sieg bei der 143. British Open im Royal Liverpool Golf Club in Hoylake ließ er am Wochenende einen weiteren Coup folgen. Mit seinem Erfolg bei einem Turnier der World Golf Championship (WGC), dem Bridgestone Invitational in Akron/Ohio, übernahm der Nordire zum ersten Mal seit März 2013 wieder die Spitze der Weltrangliste und löste den Australier Adam Scott als Branchenprimus ab.
Die Erfolge des 25-jährigen Profis aus Holywood, einem Vorort von Belfast, werfen abermals ein Schlaglicht darauf, wie erfolgreich Golfer von der grünen Insel sind. Obwohl die Republik Irland und Nordirland, die im Golf gemeinsam als Irland auftreten und unter dem Dach der 1891 gegründeten Golf Union of Ireland organisiert sind (übrigens der älteste nationale Verband der Welt) nur über sieben Millionen Einwohner verfügen, haben irische Profis in den letzten sieben Jahren acht der wichtigsten Golfturniere der Welt, die so genannten Majors, gewonnen – eine Quote von fast 28 Prozent. Es begann mit Padraig Harrington aus Dublin, der 2007 die British Open gewann, 2008 diesen Triumph wiederholte und im selben Jahr auch noch die PGA Championship seiner Erfolgsbilanz hinzufügte.
Seitdem wird die Geschichte von Kollegen aus Nordirland fortgeschrieben: 2010 und 2011 gewannen Graeme McDowell und Rory McIlroy die US Open, Darren Clarke triumphierte 2011 bei der British Open und nun McIlroy, der sich bei diesem Turnier zum „Champion Golfer of the Year“, wie der Sieger offiziell tituliert wird, krönte. Deshalb kann sich die Insel mit Fug und Recht als „Home of Champions“ bezeichnen.
Bei der Suche nach den Gründen für diese grandiose Erfolgsserie stößt man schnell auf zwei Tatsachen. Einmal ist Golf in Irland Volkssport, den rund 430 Golfclubs gehören mehr als 150.000 Mitglieder an. Da praktisch jedes Dorf über einen Golfplatz verfügt, ist der Zugang vor allem für Kinder und Jugendliche zu diesem Sport leicht – und dazu noch zu äußerst zivilen Preisen. Sobald junge Iren an Turnieren teilnehmen, sie sich für nationale Wettkämpfe qualifizieren, kommt ihnen die Vielfalt der irischen Landschaft zu gute.
McIlroy, der schon im Alter von 16 Jahren mit 61 Schlägen auf diesem Platz am Giant’s Causeway, eine der größten Touristenattraktionen Nordirlands, den Platzrekord aufstellte, nannte die Entscheidung die beste, die der Veranstalter, der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A), in diesem Jahr getroffen habe. Bei der Verkündung im Frühjahr, dass die Veranstaltung nach 1951 zum ersten Mal wieder in Portrush stattfinden werde, wies Peter Dawson, der Chef des R&A, ausdrücklich darauf hin, dass die vielen Erfolge von irischen Golfern bei der Entscheidung, The Open Championship, wie das Turnier offiziell heißt, in Portrush auszutragen, eine entscheidende Rolle gespielt habe.