In „Der Preis ist heiß“ könnte man die NRW-Senior/innen Meisterschaft ohne weiteres umbenennen. Denn nicht nur das serienmäßig schwül-warme Sommerwetter, sondern auch das spannende Finale selbst sorgte bei den Mitspielern wie Zuschauern gleichermaßen für schweißtreibende Hitzewallungen. Insgesamt 23 Damen und 73 Herren waren in diesem Jahr im GC Wasserburg-Anholt gemeldet.
Am ersten Tag setzte sich Norbert Weber mit 1 über Par (73) an die Spitze des Teilnehmerfeldes und unterstrich damit seine Position als Titelverteidiger. Gemeinsam mit Norbert Dahlhoff aus Hösel (76) und Ernst-Erich Schüller vom GC Dreibäumen (77) bildete der Schmitzhofer den Leaderflight, gefolgt von sechs Spielern, die am ersten Tag Ergebnisse zwischen 78 und 79 Schlägen eingereicht hatten. Bei den Damen legten die beiden Debütantinnen Uschi Beer (Düsseldorfer GC) und Désirée Spandau (Schmitzhof) 76 bzw. 78 Schläge vor und traten mit der Silbermedaillengewinnerin aus 2009, Dorothea Mosgalik (79), zur Finalrunde an. Die doppelte Titelverteidigerin Edeltraud Jacob hatte nach der 1. Runde 81 Schläge notiert, bei der Vizemeisterin von 2010 waren es 80 Schläge.
Der zweite Tag begann zunächst mit einem Donnerwetter. Durch die dichte Regenwand konnte man den 1. Abschlag direkt hinter der Terrasse kaum erkennen. Mit 30 Minuten Verspätung wurden die Spieler jedoch bei bestem Wetter gestartet – die Meisterschaft nahm ihren weiteren Lauf. Und hätten es die nachmittags auf dem Wetterradar zuckenden Unwetter bis an die niederländische Grenze nach Anholt geschafft, wäre noch der eine oder andere Weg in die Schutzhütten hinzu gekommen. So blieb es einfach unerträglich schwül, aber trocken.
Bei den Damen bahnte sich spätestens auf den letzten Spielbahnen ein Nervenkrimi an. Mit einem Schlag Vorsprung vor der Nationalspielerin Uschi Beer teete Désirée Spandau auf der 18 auf, traf mit ihrem zweiten Schlag nicht das Grün, chippte aber vielversprechend nahe an die Fahne. Ihr „Zitterputt“ fiel nicht, so dass sie zum Bogey lochte und 78+76=154 Schläge addierte. Uschi Beer zeigte jedoch auch Nerven, beendete das letzte Loch mit einem 3-Putt und notierte somit insgesamt einen Schlag mehr (76+79=155). Nach raschem Informationsaustausch am 18. Grün stand schnell fest, dass bisher Karin Gumpert vom G&LC Köln mit 80+81=161 Schlägen als beste Teilnehmerin im Clubhaus war und dieses Ergebnis die Bronzemedaille bedeutete. Als „Baby-Senior“ wurde Désirée Spandau herzlich von ihren Mitstreiterinnen als Siegerin gefeiert. Selbst konnte sie ihren Sieg kaum fassen. Vizemeisterin wurde Uschi Beer.
Bei den Herren zeichnete sich schon nach 9 Löchern ab, dass nicht nur der Leaderflight Aussicht auf Edelmetall haben würde. Takashi Iso aus Krefeld trumpfte nach zehn gespielten Löchern mit 1 unter Par auf. Auch der Sieger von 2009, Heribert Konrath aus Haus Kambach, lag nach 9 Löchern sehr gut. Bei Nobert Weber hingegen, der mit 3 Schlägen Vorsprung gestartet war, lief es nicht optimal. Am Ende war es Heribert Konrath, der sich mit einer Par-Runde und damit insgesamt 150 Schlägen (78+72) den Wanderpokal und den Meistertitel sicherte. Unter nervlicher Höchstbelastung brachte Takashi Iso am Sonntag eine 73 ins Clubhaus und wurde nach 152 Schlägen (79+73) mit der Silbermedaille belohnt. Das Nachsehen hatte Titelverteidiger Norbert Weber, der zwar schlaggleich die Meisterschaft beendete (152), mit seiner 79 am zweiten Tag jedoch die schlechtere zweite Runde gespielt hatte und somit Bronze erhielt.
Ob die Nachricht, dass seine Ehefrau Désirée den Pokal wie er selbst im vergangenen Jahr als Debütant mit nach Hause nehmen würde, den gescheiterten Titelverteidiger entschädigte…? Ins Gespräch brachte Weber jedenfalls die „entspannende Vorbereitung beim gerade erst gefeierten Hochzeitstag“ und bot seiner erfolgreichen Frau Dienste wie „darf ich deine Schläger waschen“ an. Vielleicht hat er bereits in Österreich Gelegenheit dazu, denn das starke Golfpaar befindet sich bereits auf dem Weg zu den European Senior Championships.
Ein wenig Wehmut zeigte Goerdt Stubbe bei der Siegerehrung als er ankündigte, mit der bevorstehenden Vollendung seines 70. Lebensjahres alle Ehrenämter aufgeben zu wollen. „Die Jüngeren müssen nun kommen“, begründete Stubbe seinen Abschied und genoss die Siegerehrung seiner Senioren/innen.
Mit 75 Jahren war Emil Nettelbeck vom GC Juliana der älteste Teilnehmer, er belegte mit HCP 7,1 Rang 29. Nur 2 Jahre jünger ist Hans-Jürgen Ecklebe vom G&LC Köln. Mit zwei konstanten 79er Runden und HCP 3,3 erreichte er Platz 7. Ein besonderes Lob richtete sich an das Greenkeeping-Team, das den Golfplatz in Wasserburg-Anholt bestens für die Meisterschaft präpariert hatte.
Den Verdacht, der Golfclub habe speziell für die NRW-Seniorenmeisterschaft ein neues Clubhaus errichtet, konnte Anholts Vorstandsmitglied Wolfgang Stöhler nicht bestätigen. Wohl aber unterbreitete er das Angebot, die Anlage nahe der niederländischen Grenze im kommenden Jahr zum vierten Mal in Folge für dieses Verbandswettspiel zur Verfügung zu stellen.