Nach dem dritten Durchgang hatte er die Führung kurz abgegeben, doch nach 72 Löchern stemmte Florian Fritsch den mächtigen Siegerpokal der HDI-Gerling German PGA Championship 2013 in die Höhe und feierte den Gewinn der Deutschen Meisterschaft der PGA Golfprofessionals.
15 unter Par notierte der 27-Jährige aus Neckargemünd nach Runden von 64, 70, 72 und 67 Schlägen auf dem Par-72-Platz von Golf Gleidingen in Laatzen bei Hannover, womit er am Ende zwei Zähler weniger auf dem Konto hatte als Golf-Team-Germany-Spieler Marcel Schneider. Den Wettbewerb der Damen entschied Steffi Kirchmayr aus Fürth mit 14 Schlägen Vorsprung souverän vor Jacqueline Dittrich für sich.
„Dieser Titel bedeutet mir sehr, sehr viel!“
Mit einem mächtigen Satz in den Teich des 18. Grüns feierte Florian Fritsch den ersten DM-Titel seiner Karriere, machte noch im Wasser seiner Freude mit einem lauten Jubelschrei Luft und kletterte anschließend tropfnass, erleichtert und überglücklich an Land. „Das war heute wirklich ein sehr schweres Stück Arbeit. Marcel hat das Beste aus mir herausgeholt, sonst hätte ich nie gewonnen.“ Marcel Schneider und Florian Fritsch, sie beide drückten dieser Deutschen Meisterschaft vor den Toren von Hannover ihren Stempel auf, lieferten sich über vier Tage einen an Spannung kaum zu überbietenden Wettbewerb, der alles enthielt: Ein 64er-Traumrunde von Fritsch am ersten Tag, phantastische fehlerfreie Vorstellungen mit Eagles und Birdie-Serien von Schneider in den Durchgängen 1 und 3, und eine Schlussrunde mit einem atemberaubenden, hochklassigen, dramatischen – und am Ende sehr unglücklichen Finish für Marcel Schneider.
Am ersten Tag hatte Florian Fritsch, mit in diesem Jahr bereits drei Siegen auf der Pro Golf Tour angereist, seine Favoritenrolle sogleich mit einer grandiosen 64er-Runde bestätigt. Da zauberte er auf den Back Nine, dem Albatros-Course von Golf Gleidingen, sieben Birdies auf seine Scorekarte, neun waren es insgesamt an diesem Tag. Dazu ein Eagle an Loch 3, wodurch ein Doppelbogey an der 5 und ein Bogey an Bahn 8 nicht weiter ins Gewicht fielen. Schneider brachte sich mit einer makellosen 66er-Runde auf Rang 3 in Position. Die treuen Grüns, moderate Temperaturen und Windstille bescherten den Spielern beste Bedingungen und exzellente Scores. Am zweiten Tag frischte der Wind merklich auf, zudem platzierte Turnierdirektor Simon Bowler die Fahnen deutlich anspruchsvoller auf den Grüns. Mit 70 respektive 71 Schlägen hielten Fritsch und Schneider ihr Spiel auf hohem Niveau und belegten am Ende des Tages die Plätze 1 und 2. Bewegung an der Spitze des Leaderboards dann am „Moving Day“: Marcel Schneider gelang einer weitere fehlerfreie 66er-Runde, mit gesamt 13 unter Par übernahm er die Führung. Fritsch kam mit Par ins Clubhaus und fiel mit 10 unter Par zurück auf Platz 3, denn ganz still und leise hatte sich der Ottobrunner Maximilian Tschinkel (65, 73, 66/-12) den Platz des ersten Verfolgers gesichert.
„Ich will gewinnen!“, sagte Marcel Schneider vor dem Start der Finalrunde und machte klar, dass der Sieg an diesem Tag nur über ihn führen und er diesen Titel niemandem kampflos überlassen würde. Wie groß sein Kampfgeist war, sollte Florian Fritsch aus nächster Nähe erleben. Maximilian Tschinkel hatte sich mit Bogeys an 4 und 9 sowie einem Doppelbogey an Loch 6 früh selbst seiner Titelchancen beraubt. Damit wurde die Finalrunde zu einem Duell zwischen Schneider und Fritsch. Der gestaltete seine Aufholjagd mit Birdies an den Löchern 1, 7, 10 und 14 äußerst erfolgreich, nur an Loch 12 musste er ein Bogey notieren. Doch Schneider hielt dagegen, stellte mit einem Eagle an der 13 auf 16 unter Par. Nach Par für beide an Bahn 15 begann für Schneider das Drama an der 16: Nach dem zweiten Schlag an diesem Par 5 kam sein Ball hinter dem Grün auf und sprang ins Wasserhindernis. Aus Schräglage dreieinhalb Meter unterhalb des Grüns musste er den gedropten Ball zurück aufs Grün und auf die von dieser Position aus kurz gesteckte Fahne spielen. Was ihm mit einem Weltklasse-Lob gelang! Den Putt verwandelte er sicher und rettete das Par. Fritsch aber spielte in aller Seelenruhe das Birdie und lag damit nur noch einen Schlag zurück.
Des Dramas zweiter Akt folgt an der 17, ein Par 3 mit Inselgrün: Weil Tschinkel und Fritsch ihre Bälle gefährlich kurz lassen, wählt Schneider ein Eisen mehr – und schlägt seinen Ball über das Grün hinaus ins Wasser. Wieder ein Drop, und spätestens jetzt glauben die Zuschauer, dass der Vorsprung endgültig verspielt ist. Doch Schneider zeigt Nervenstärke, holt aus – und locht den Chip zum Par! Gerettet! Vorerst zumindest, denn an Tee Nummer 18 folgt Teil drei des Dramas, diesmal ohne glücklichen Ausgang für Schneider: Florian Fritsch platziert seinen Drive nervenstark auf dem Fairway, Schneider jagt seinen Abschlag unter dem Druck von Fritschs perfekter Vorlage zweimal in Folge rechts ins Out-of-bounds! Am Ende kann er nur noch zum Triple-Bogey einlochen und verliert diese Deutsche Meisterschaft der PGA Golfprofessionals mit zwei Schlägen Rückstand auf Florian Fritsch. „Der Druck von Florian war am Ende sehr groß“, gratulierte Schneider fair dem neuen Champion, der den großen Siegerpokal und den Preisgeld-Scheck von 10.000 Euro erhielt.
So eng die Entscheidung bei den Herren war, so deutlich fiel sie bei den Damen aus. Steffi Kirchmayr, gewöhnlich auf der Ladies European Tour und der LET Access Series am Start, nahm zum ersten Mal an der HDI-Gerling German PGA Championship teil – und siegte souverän. Bereits in Runde 1 zeigte sie mit einer 69er-Runde ihr Können und erspielte sich einen Vorsprung von sechs Schlägen auf Titelverteidigerin Jacqueline Dittrich. Nach vier Durchgängen (69, 77, 73, 69) lagen 14 Zähler zwischen der neuen Deutschen Meisterin und der PGA-Vize-Championesse 2013. „Es ist meine erste DM und mein erster Turniersieg überhaupt als Professional“, freute sich die 28-Jährige, die ihren Triumph ebenfalls mit einem Bad im Teich des 18. Grüns feiern durfte. Motivation für die kommenden Wochen nimmt sie aus Gleidingen mit, außerdem 1800 Euro Preisgeld und „die Gewissheit, dass ich Runden unter 70 spielen kann“.
Das will sie in den kommenden Wochen nun auch der internationalen Konkurrenz beweisen – und 2014 wieder den deutschen Kolleginnen in Gleidingen. Dann wird die HDI-Gerling German PGA Championship erneut vor den Toren von Hannover ausgetragen werden, das gaben Jens Wohlthat und Dr. Joachim ten Eicken bekannt, die Repräsentanten des Turnier-Titelsponsors HDI-Gerling, der die Deutsche Meisterschaft seit nunmehr 18 Jahren als Partner begleitet und in dieser Form möglich macht. Auch Marcel Schneider will dann wieder dabei sein und diesen Titel nach Hause bringen, den ihm Top-Favorit Florian Fritsch am 72. Loch noch entrissen hat. Spannend bis zum letzten Putt, so viel jedenfalls steht fest, wird es auch nächsten Sommer wieder auf der Golfanlage Gleidingen.