Es gibt Golfer, die machen aus Ihrem Sport einen Beruf. Drei von ihnen stellen wir vor.
Abgetaucht: Auf der Suche nach dem „Weißen Gold“
Golfballtaucher Sascha Kruse kam in Sachen Berufswahl schon früh auf den Golf-Geschmack „Schon vor 25 Jahren, als kleiner Junge, habe ich bemerkt, dass auf Golfplätzen unglaublich viele Bälle im Wasser landen. Nachdem ich dann meine ersten beiden Bälle wieder herausgefischt hatte, ist in mir der Jäger und Sammler zum Vorschein gekommen“, erzählt der Mann aus Lentföhrden. 2003 absolvierte Kruse extra eine Tauchausbildung, um das „Weiße Gold“ professionell bergen zu können. Dennoch ist das kein leichtes Unterfangen: Die Sicht in den Wasserhindernissen ist meistens sehr trüb, so dass die Bälle nicht zu sehen sind. Kruse muss sich oft mit den Händen durch den Teich tasten.
Von März bis Anfang November ist Kruse in den Gewässern norddeutscher Golfplätze unterwegs. „Da geht es mir ähnlich wie dem Eismann“, sagt der Taucher. „Der muss auch zusehen, dass er sein Geld im Sommer verdient. Im Winter will den keiner sehen.“ Die Fundstücke verkauft der Schatzsucher als Gebrauchtware in seinem Online-Shop und verhilft seinen Kunden so zu günstigen Bällen. Doch nicht nur Golfbälle, auch Schlüsselbunde, Smartphones und sogar eine – leider leere – Registrierkasse hat Kruse schon aus dem Wasser gezogen. Könnte er sich vorstellen, überhaupt noch einmal einem anderen Job nachzugehen? „Solange niemand den unsinkbaren Golfball erfindet, möchte ich unbedingt in der Branche bleiben.“
Bunte Bilder machen das Golfer-Leben leichter
Auf ganz andere Weise haben sich Felix Espermüller und seine Kollegen dem Golfball verschrieben. Für die Münchener ist ihre Geschäftsidee „Sign your flight“ eine Herzensangelegenheit, die sie parallel zu ihrem Jobs in einer Werbeagentur vorantreiben. Ihre Zielgruppe sind Golfer, die es leid sind, immer wieder zu rätseln, welcher Ball nun ihnen gehört. Espermüller schafft Abhilfe beim Problem mit dem weißen Einheitslook: „Sign your flight“ produziert und vertreibt Golfball-Tattoos – hauchdünne, farbenfrohe Aufkleber, die zur Markierung und Identifizierung von Golfbällen dienen. „Die Grundidee wurde vor drei Jahren auf dem Golfplatz geboren, als wieder einmal einer meiner Bälle verloren gegangen war“, erzählt Espermüller. „Dann haben wir drei Jahre neben unseren Hauptjobs an dem Projekt gefeilt. Und seit 2013 funktioniert es! Endlich haben wir unsere geheime Mischung aus Lack, Kleber und Farbe gefunden: Die Tattoos kleben zuverlässig und weichen auch bei Regen nicht auf. Und sie lassen sich ganz ohne Hilfsmittel auf den Ball aufbringen – einfach aufkleben und schon kann es losgehen.“ In Zukunft möchte der kreative Kopf nun in jedem Jahr eine neue Kollektion auf den Markt bringen und so für noch mehr Farbe im Golfsport sorgen.
Schmiedekunst in Perfektion: Die Legende aus Japan
Ein wahrer Meister in Sachen Golfschläger ist Katsuhiro Miura aus Japan. In seiner Manufaktur in der japanischen Stadt Hirneji – über Jahrhunderte bekannt für die Herstellung von Samurai-Schwertern – schmiedet Miura Golfschläger. Unterstützt wird er dabei von seinen, von ihm selber ausgebildeten, Söhnen Yoshitaka und Shinei. Der Beginn seiner Karriere liegt in den 1950er Jahren: „Als junger Mann hatte ich die Gelegenheit, in einer Golf-Manufaktur zu arbeiten. Der Prozess der Herstellung faszinierte mich enorm und so begründete sich mein Interesse an der Golfschläger-Schmiedekunst“, erzählt Katsuhiro Miura. Über die Jahre perfektionierte Miura seine Kunst. Mit speziellen Schmiedetechniken stellt er in mehreren Arbeitsschritten sicher, dass der Stahl jedes Schlägers feinkörnig und gleichmäßig ist, ohne Hohlräume oder kleine Blasen. Vor allem Pros wissen diese Präzision zu schätzen. Sogar Spieler der US PGA und European Tour sollen die sagenumwobenen Eisen spielen. Über die Namen der berühmten Spieler bewahrt Miura jedoch Stillschweigen.
Was schätzt der berühmte Schlägerschmied an seiner Tätigkeit besonders? „Ich komme im Rahmen meiner Arbeit mit Leuten verschiedenster Altersgruppen und unterschiedlichstem spielerischen Können zusammen“, so Miura. Und dann gibt es da natürlich noch die besonderen Seiten an seiner Arbeit: „Zurzeit arbeite ich an einem einzigartigen Schläger. Er ist aus dem gleichen Material wie die berühmten japanischen Schwerter, die Katanas. Das ist wirklich schwierig, aber dank meiner Erfahrungen aus der Vergangenheit und diverser Misserfolge habe ich nun einen Weg gefunden, einen Schläger aus diesem Material herzustellen.“
Vita der Golfexperten:
Katsuhiro Miura fing 1957 an, Golfschläger herzustellen. 1994 wurde Miura Golf Inc. mit Katsuhiro Miura als damals größtem Einzelgesellschafter gegründet. Der spezielle Miura-Schmiede- und Herstellungsprozess garantiert die Konstanz der Eigenschaften und hat dem japanischen Schmied den Beinamen „Die Hand Gottes“ eingebracht.
Sascha Kruse sucht als ausgebildeter Taucher seit dem Jahr 2003 für mehrere Golfclubs im Raum Norddeutschland nach Golfbällen aus Wasserhindernissen. Zu einem Bruchteil des Neupreises verkauft er die Bälle in seinem Online-Shop.
Felix Espermüller studierte Kommunikationsdesign. 1997 machte er sich mit zwei weiteren Partnern selbständig und gründete die Werbeagentur Spleen Advertising in München. 2012 gründete er mit zwei Partnern die Firma Sign Your Flight und ist verantwortlich für die Produktentwicklung, kreative Umsetzung und die Kommunikation.