Golfplätze bieten nicht nur gepflegte Fairways und akkurat geschnittene Grüns, sondern geben der Natur genügend Freiraum, um sich zu entfalten. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft wird nur ein Bruchteil an Pflanzenschutzmittel und Dünger eingesetzt und natürliche Ressourcen werden bewusst geschützt. Wie sich Golfplätze zu wichtigen Ökosystemen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten entwickeln, erklärt Marc Biber, Geschäftsstellenleiter des Deutschen Greenkeeper Verbandes (GVD) und Umweltbeauftragter des Deutschen Golf Verbandes (DGV).
Wasserverbrauch auf einem Golfplatz
Das Vorurteil, dass Golfer die Natur zerstören, Giftspritzer und Wasserverschwender sind und die Tiere mit ihrem Sport vertreiben, hat mit der Realität wenig zu tun: „Aktuell ist die Ökobilanz der Mehrzahl der Golfanlagen positiv. In Deutschland wird die nachhaltige Pflege der Golfplätze sehr ernst genommen und ist ein zentrales Anliegen der Verbände“, erklärt DGV-Referent Marc Biber. Mit dem Projekt GOLF & NATUR stellt der DGV seit 2005 ein speziell für den Golfbereich entwickeltes Umweltprogramm zur Verfügung, das mit Erfolg optimale Bedingungen für den Golfsport mit dem größtmöglichen Schutz der Natur verbindet: „Viele Golfplätze bieten inzwischen nicht nur den Menschen einen idealen Ausgleichs- und Rückzugsort im Grünen, sondern haben sich längst zu wichtigen Ökosystemen und Landschaftsschutzgebieten ihrer Region entwickelt, in denen bedrohte Tier- und Pflanzenarten eine neue, ungestörte Heimat finden“, weiß VcG-Geschäftsführer Marco Paeke. Und mehr noch: Mit ihrer konsequenten ökologischen Ausrichtung wurden einige deutsche Golfplätze sogar mit zahlreichen Umweltpreisen ausgezeichnet. Mögliche Bedenken zum übermäßigen Flächen- und Wasserverbrauch oder einem negativen Einfluss auf die Artenvielfalt haben sich damit auf den meisten Golfplätzen längst erledigt.
Die Roughs: Natur-Reservate auf dem Golfplatz
Marc Biber zufolge ist unbestritten, dass für den Golfsport große Flächen nötig sind. Bei einem 18-Löcher-Platz sind es inklusive Infrastruktur (Clubhaus, Parkplatz etc.) etwa 50 bis 70 Hektar. Allerdings: Rund die Hälfte dieser Fläche sind Natur belassenes „Rough“ – natürlich belassene Areale zwischen den Spielbahnen ohne jeden Pflanzenschutz- und Düngemitteleinsatz, in denen Tiere und Pflanzen einen ungestörten Rückzugsort finden. Mit ihnen führt der Bau eines Golfplatzes in einigen Fällen zu einer Art ‘Renaturierung’. Beim Ausbau des Golfclubs Emstal etwa wurde unter der eingeebneten landwirtschaftlichen Nutzfläche der originäre Heideboden freigelegt und die Landschaft weitgehend in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. „Dort, wo vorher auf einer Fläche von 50 Hektar trostlose, intensiv bewirtschaftete Maisäcker dominierten, ist innerhalb weniger Monate blühende Natur zurückgekehrt“, so Marc Biber.
Moderne Anlagen reduzieren den Wasserverbrauch auf ein Minimum
Tatsächlich haben Golfplätze in regenarmen Monaten einen hohen Wasserverbrauch, weil die kurzgeschnittenen Spielflächen nicht austrocknen dürfen. „Durch ein gezieltes Wassermanagement kann der erhöhte Bewässerungsbedarf jedoch inzwischen auf ein Minimum reduziert werden: Moderne Anlagen mindern den Wasserverbrauch durch den Einsatz spezieller Sprinklerköpfe, die Messung von effektiven Verdunstungswerten und einer modernen Computersteuerung“, erklärt Marc Biber. Zusätzlich wird das versickernde Wasser, auch das vom Regen, das ganze Jahr über aufgefangen und in eigene Wasserreservoirs auf dem Golfplatz geleitet. Geschickt in die Spielbahnen eingebaut, sorgen die Speicherteiche auf dem Golfplatz für zusätzliche Attraktivität: Sie dienen häufig als Wasserhindernisse und stellen damit eine spielerische Herausforderung dar, die der Golfspieler auf dem Weg zum Loch meistern muss.
Biotope auf dem Golfplatz fördern die Artenvielfalt
Wer auf ökologisch ausgerichteten Golfplätzen genau hinschaut, wird, wie Marc Biber ausführt, mit etwas Glück auch seltene Tierarten beobachten können. Die Artenvielfalt auf deutschen Greens reicht von gefährdeten Heuschrecken und Libellen bis hin zu geschützten Vogelarten, deren Vorkommen auf Golfplätzen bis vor einigen Jahren für unmöglich gehalten wurde. Aber auch Nager, Igel und andere Kleintiere suchen den Schutz der Roughs, in denen auch zahlreiche Pflanzenarten Platz finden. Kurzum: Golfplätze und wertvolle Biotope schließen sich daher keineswegs aus. „Manchmal gibt es nach dem Bau eines Golfplatzes sogar eine größere Artenvielfalt – zum Beispiel wenn dort vorher intensive Landwirtschaft betrieben wurde und die Golfplatzplanung professionell durchgeführt wurde“, stellt Marc Biber die ökologische Nachhaltigkeit vieler Golfplätze einmal mehr heraus. Und Marco Paeke bestätigt aus eigener Erfahrung: „Durch eine abwechslungsreich gestaltete, schöne Landschaft zu gehen und dabei eine große Artenvielfalt zu erleben, macht einfach Spaß und ist für jeden Golfer eine besondere Freude. Natur und Golf: Das passt zusammen!“