Neues Golfregelbeispiel: Anfrage aus der Schweiz
Rechtshändiger Spieler simuliert linkshändigen Schlag, findet dadurch eine
Behinderung durch ein Hemmnis, nach Erleichterungsverfahren dann wieder
rechtshändig gespielt??? Inv. Nr. 354
Hallo Herr Pausch!
Ich habe da eine sehr interessante Regelfrage die bei uns im Club zu großen
Diskussionen führen.
Bei einem Turnier spielt ein Mitspieler seinen Abschlag fast ins Wasserhindernis.
Sein Ball kam ca. 15cm vor Holzblanken die im Wasserhindernis waren zur Ruhe.
Von den Holzblanken konnte er natürlich im Wasserhindernis keine straffreie
Erleichterung nehmen.
Deshalb will der Spieler einen linkshändigen Schlag machen und simulierte auch einen solchen Schlag. Beim simulierten Schlag kam auf einen Sprenglerdeckel der nicht mehr im Wasserhindernis war zum stehen. Jetzt erklärte er uns, jetzt kann auf Grund dieser Situation eine straffreie Erleichterung vom Sprenglerdeckel nehmen.
Von diesem Hindernis im Stand hat er mit einer Schlägerlänge straffrei Erleichterung genommen und jetzt kommt’s, er hat dann den Schlag wieder als Rechtshänder gespielt. Wir meldeten diese Vorgangsweise der Spielleitung, waren überrascht dass der Spieler keinerlei Konsequenzen daraus ziehen musste.
Bitte Herr Pausch können sie uns das bitte erklären?
Die Antwort auf diese Frage wird wieder in einer Woche veröffentlicht
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Die Frage von voriger Woche:
Mitbewerber wissen, dass Spieler einen Regelverstoß begangen hat, ignorieren
das aber. Gibt es eine Disqualifikation auch nach der Siegerehrung?
(Ganzer Regelanfragetext zu diesem Thema finden Sie im Beispiel von voriger Woche)
Antwort auf die Frage:
ich gehe davon aus, dass Sie von einem vorgabewirksamen Zählspiel reden und da verweise ich auf Regel 34-1 wo Beanstandungen von Strafen geregelt sind.
Ein Auszug: Eine „offizielle Bekanntgabe“ des Ergebnisses erfolgt entweder durch die
Siegerehrung oder durch den Aushang der Ergebnisliste, je nach dem, was zuerst geschieht.
Im Zählspiel darf keine Strafe aufgehoben, abgeändert oder verhängt werden, nachdem das Wettspiel beendet ist.
Ein Wettspiel ist beendet, wenn das Ergebnis offiziell bekannt gegeben worden ist.
Es gibt aber auch Ausnahmen:
Die Strafe der Disqualifikation muss auch nach Beendigung des Wettspiels verhängt werden, wenn ein Bewerber
(I) gegen Regel 1-3 (Übereinkunft über Nichtanwendung von Regeln) verstoßen hat; oder
(II) eine Zählkarte einreichte, auf der er eine Vorgabe eingetragen hatte, von der er vor Beendigung des Wettspiels wusste, dass sie höher war als die ihm zustehende, und sich dies auf die Anzahl der erhaltenen Vorgabeschläge ausgewirkt hat (Regel 6-2b); oder
(III) für irgendein Loch aus irgendeinem Grund eine niedrigere als die tatsächlich benötigte Schlagzahl einreichte (Regel 6-6d), es sei denn, es war eine Strafe nicht mitgerechnet, der er sich vor Beendigung des Wettspiels nicht bewusst war; oder
(IV) vor Beendigung des Wettspiels wusste, dass er gegen irgendeine andere Regel verstoßen hatte, die mit Disqualifikation geahndet wird.
Wie erwähnt wurden in den Punkten I) bis IV) die Ausnahmen genannt, die auch nach Beendigung eines Wettspiels zwingend noch zu einer Disqualifikation führen. Die Spielleitung hat in den genannten Fällen keine andere Wahl, als den Regeln auf diese Art und Weise Geltung zu verschaffen.
Der Satz „Die Strafe der Disqualifikation muss…“ drückt dies klar aus.
Wer sich dieser Entscheidung nicht stellen kann, hat in einer Spielleitung nichts zu suchen.
Für alle anderen weniger gravierenden Fälle gibt es nach Beendigung des Wettspiels eine „Amnestie“.
Dies entspricht dem im Sport weit verbreiteten Grundsatz, dass Wettkämpfe mit ihrem Ende entschieden sein sollen und nicht regelmäßig später „am grünen Tisch“.
Können auch Mitbewerber disqualifiziert werden:
Ja aber, in besonders gelagerten Fällen ist eine Disqualifikation auch von Mitbewerbern möglich, die den Spieler, Zähler oder die Spielleitung nicht auf einen möglichen Regelverstoß aufmerksam gemacht haben.
Unter solch außergewöhnlichen Umständen wäre es angemessen, dass die Spielleitung einen Mitbewerber oder andere Bewerber unter Anwendung von Regel 33-7 disqualifiziert, wenn sich herausstellt. dass er den Spieler, dessen Zähler oder die Spielleitung nicht auf einen Regelverstoß aufmerksam gemacht hat, mit der eindeutigen Absicht den Spieler das Erreichen eines falschen Ergebnisses zu ermöglichen.
Es ist aber eine Beweisfrage eines Bewerbers aus welcher Nähe oder wie deutlich er einen Regelverstoß beobachten konnte.
Gernot Pausch
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