Schon seit 2006 trägt die European PGA Tour das Eröffnungsturnier des sogenannten Desert Swing am Persischen Golf zum Jahresbeginn im Abu Dhabi Golf Club aus. Der deutsche Golfprofi Martin Kaymer konnte hier schon drei Mal die Siegestrophäe, genannt Falcon Trophy, in Empfang nehmen. Seit Jahren treffen sich zunehmend die Hochkaräter des Golfsports in Abu Dhabi, die gleichzeitig Hauptstadt des gleichnamigen Emirates ist. Die Spieler erfreuen sich an sehr milden klimatischen Bedingungen, der perfekten Rundumbetreuung und sind stets voll des Lobes über den herausfordernden und abwechslungsreichen Platz, der sich immer im Bestzustand präsentiert.
Von Thomas Klages
Schlichte Clubhäuser gibt es anderswo, aber nicht im Abu Dhabi GC. Wer das erste Mal über die Auffahrt am Eingang des verglasten Monumentes angelangt ist, mag überrascht sein über die mächtigen Ausmaße und mehr als großzügigen Glasflächen, die das Gebäude weniger erschlagend erscheinen lassen. Spieler, die ihr Equipment mitgebracht haben, genießen gleich am Eingang einen Valetservice, der Gästen die Bags abnimmt – später, vor der Runde, tauchen sie wohlbehalten wieder im E-Cart beim Caddymaster auf.
Einstieg in die Welt des Falken
Das überwältigende Clubhaus des Abu Dhabi GC
Um Fragen gleich nach dem Betreten des Clubhauses klären zu können, steht eine Rezeption wie in einem Hotel zur Verfügung. Von dort wird der Weg zu den Locker Rooms, dem Proshop mit reichlicher Auswahl an Kleidung und Equipment oder zum Restaurant gewiesen. Nach Anmeldung im Proshop und vielleicht noch ausstehender Zahlung des Greenfees führt der Gang zum Caddymaster, wo auch eventuell gebuchte Leihschläger in Empfang genommen werden. Beim Besuch gab es Leihbags mit fast neuen Taylor Made RBZ Stage 2-Sätzen, wobei die Eisen mit Stahlschäften versehen waren. Zur Erleicherung des Spiels auf der Runde haben die Carts einen großflächigen TFT-Monitor eingebaut, der als Platzführer mit GPS alle Spielbahnen und Wege bildhaft darstellt – und auch das eigene Spieltempo anzeigt.
Der großzügige Übungsbereich erstreckt sich hinter dem vor einiger Zeit eröffneten Westin Hotel und liegt unweit des ersten Abschlages. Eine kompakte Alternative zum National Course ist der 9-Loch (Par 36) Garden Course, dessen Pflegequalität mit der des 18-Loch Platzes vergleichbar ist. Wer gern gern einmal den Versuch unternehmen möchte, in der Dunkelheit Golf zu spielen, kann dies auf dem mit Flutlicht ausgestatteten Garden Course ausprobieren.
Willkommen in der grünen Wüste
Für das gesamte Layout des National Course ist der nicht gerade unbekannte Platzarchitekt Peter Harradine federführend gewesen. Gleich am ersten Abschlag fällt ein kleines Detail auf: Die bei uns üblichen gelben Tees für Herren sind hier Grün, die Damen greifen auf die klassischen roten Markierungen zurück. Durch die zuerst üppig erscheinenden Längenangaben in der Scorekarte darf man sich nicht verwirren lassen, denn als Maßeinheit gelten hier – wie auch sonst in den Emiraten – Yards. Gäste, die im November oder Dezember auf dem Platz spielen, müssen sich leider oft gefallen lassen, dass Carts ausschließlich auf den parallelen Wegen zu den Fairways benutzt werden dürfen, was dem Spielfluss natürlich nicht gerade zuträglich ist. Bedingt durch das stets im Januar stattfindende Turnier der European Tour ist dieser Umstand zur Optimierung der Platzgüte aber nachvollziehbar.
Schon nach den ersten Spielbahnen fällt auf, dass dieser Platz sehr wenig mit einem vermutet sandigen Wüstenplatz zu tun hat, sondern durch tiefgrüne Fairways und üppige Vegetation an den Flanken der Fairways mehr den unerwarteten Touch eines Parkland-Kurses vermittelt. Wer sich etwa an der Bahn 5 zwischen den Bäumen links des Fairways tummeln muss, denkt dort wohl eher an Golfplätze im hügeligen Hinterland der Costa del Sol, nicht aber an die staubtrockenen Emirate. Dass ein Ball abseits des geplanten Bahnenverlaufs landet, kann häufiger passieren, denn die Fairways sind nicht sehr großzügig breit geschnitten.
Challenge: Das querliegende Grün der 12. Spielbahn hinter einem Teich verlangt Genauigkeit
Die zudem rund neunzig Bunker auf dem Platz haben gewisse Anziehungskräfte, da sie immer geschickt platziert in den Spielverlauf eingreifen.
Keines der vier Par 3-Löcher kann als leichter Lieferant niedriger Scores herhalten, den alle Grüns sind mit Bunkern umgeben. Schläge aus dem Sand können hier auch schnell einmal in einem gegenüberliegenden Wasserhindernis verschwinden. Eine kleine Portion Mut auf dem erhöhten Tee der Bahn 12 (Par 3) zu haben schadet durch einen langen Teich vor dem Grün nicht – zu lange Schläge landen im dahinterliegenden Bunker oder der Natursteinwand als Abprallfläche.
Viele Faiways der Par 4- und Par 5-Bahnen werden durch teils langgezogene Wasserhindernisse begleitet. Das sieht zwar schön aus, bestraft aber Slicer und Hooker auf dem Fuße. Besonders herausfordernd wirkt die Bahn 17 (Par 4) vom Abschlag aus, denn hier hilft eigentlich nur ein langer Schlag diagonal über einen einschneidenden Teich, das im fast rechten Winkel weiterführende Fairway zu erreichen.
Start der letzten Spielbahn des National Course mit dem Clubhaus als Ziel
Regelmäßige TV-Zuschauer der Abu Dhabi Golf Championship kennen den Blick auf das finale Grün, denn hinter der 18. Spielbahn baut sich das beeindruckende Clubhaus auf. Um jedoch dort anzukommen, muss erst das 471 Meter lange Par 5 (grüner Abschlag) gemeistert werden. Die Profis verlassen das Grün auch mal mit einem Eagle auf der Scorekarte, was dem Amateur wohl eher selten gelingen wird. Das recht schmale Fairway zieht sich in langem Rechtbogen zuerst an einem Teich entlang, um später in den durch Bunker bewehrten Zieleinlauf zu münden. Wie überall auf dem Platz ist das Grün nicht sehr großflächig, aber als Ausgleich nur gelinde onduliert.
Stark in Pflege und Service
Das gesamte Areal punktet mit einer sehr hohen Pflegequalität und auch der Servicegedanke am Gast wird im Abu Dhabi GC hochgehalten. Diese Meinung wird unterstrichen durch zahlreiche Auszeichnungen, die dem Club über die vergangenen Jahre schon weltweit verliehen wurden: Top Ten-Platzierung des Clubhauses im Gebiet Asien/Pazifik, bester Platz im Mittleren Osten, beste Golfakademie, Top 100-Golfplatz bei ‚Golf World’, …
Nicht ganz unschuldig an der guten Reputation ist das Management der Anlage durch die international angesehene Firma Troon Golf mit Hauptsitz in Arizona (USA), die auch mit vielen anderen hochwertigen Plätzen in ihrem Portfolio Erfahrungen sammelte und glänzen kann.
Umwerfendes Layout auch auf der Bahn 8 des Abu Dhabi GC – photo: Troon Golf
Das 18-Loch Greenfee auf dem National Course kostet im teureren Herbst und Winter von Sonntag bis Mittwoch aktuell 650 AED (ca. 130 Euro), von Donnerstag bis Samstag 850 AED (ca. 170 Euro). Eingeschlossen ist die Nutzung eines E-Carts mit GPS-Platzguide, Bälle auf der Driving Range sowie Mineralwasser für unterwegs. Da das Wochenende in den Emiraten von Donnerstag bis Samstag dauert, ist der Preis zu der Zeit höher. In den Sommermonaten sind die Greenfees spürbar niedriger. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass es bei Tageshöchsttemperaturen von zum Teil mehr als 40 Grad nicht immer angenehm ist, zu spielen.
Wer sich nach der Runde in klimatisierter Umgebung erfrischen möchte, sollte die gediegen eingerichteten Umkleideräume im Clubhaus aufsuchen. Dort stehen Duschen samt flauschiger Handtücher, gekühltes Frottee und auch Ledermöbel zum Relaxen bereit.
Die Website des Abu Dhabi Golf Club bietet viele weitere Informationen samt einer Tee Time-Buchungsmaske unter: www.adgolfclub.com
Dank für die Unterstützung bei den Recherchen gelten Troon Golf EMEA sowie ProfSports UK.
Many thanks for the helpful assistance are going to Troon Golf EMEA and ProfSports UK.
Text: Thomas Klages, Fotos: Troon Golf (1), Th. Klages (3)