Ein Reisebericht von Thomas Klages
Perfekte Wahl … war das knappe, aber treffende Fazit des Wettergebahrens nach einem zweiwöchigen Aufenthalt im Juni 2005 auf der scheinbar unablässig von der Sonne verwöhnten Insel Zypern. Als drittgrößte und südlichste Insel der Mittelmeerregion ist der leider nach wie vor zweigeteilte Inselstaat ein eher weniger beachtetes Reiseziel für Golfspieler. Die ehemals auf Zypern starken Einfluss ausübenden Briten haben jedoch die Gunst der Stunde und die Schönheit dieser nicht gerade kleinen Insel schon lange erkannt und frönen auch im Frühsommer dort ihrem Hobby.
Stets um neue Zielgruppen bemüht sind auch die zypriotischen Fremdenverkehrsförderer zum Schluss gelangt, dass der Bau weiterer Golfplätze zuträglich für den Tourismus ist und forcieren daher weitere Projekte dieser Art. Die Schaffung von fnf Golfanlagen innerhalb der nächsten Jahre ist schon fast beschlossene Sache, sodass der Golfer neben den mittlerweile schon als Klassiker geltenden Zielen im Süden Spaniens und der portugiesischen Algarve bald ein weiteres Ziel ins Auge fassen kann.
Insbesondere die vielen Beschäftigungsmöglichkeiten auf Zypern sind es, die, neben fast sicheren 300 Sonnentagen pro Jahr, auch die nicht golfenden Familienmitgliedern einen Aufenthalt versen können. Hier ist das Mittelmeer am Wärmsten, die Regenwahrscheinlichkeit tendiert in den Sommermonaten gegen Null, bei großer Hitze kann man sich in die kühleren Bergregionen zurückziehen und kulturell kann man sich bis zum imaginären Lapsus sattsehen.
Die stets auffällige und nicht gespielte Freundlichkeit der Zyprioten ist es auch, die den Besuch dieser Insel noch angenehmer macht. Schon die eMail-Anfragen bei den drei als vollwertig anzusehenden Golfanlagen auf Zypern mit dem Wunsch nach Startzeiten fr die anstehende Urlaubsreise wurden ausführlich und herzlich beantwortet ohne die häufiger mitschwingende, kühle Sachlichkeit manch germanischer Vorzeigeclubs.
Bezogen auf die Monate Juni bis August lässt sich im Nachhinein zweifelsfrei konstatieren, dass der Golfer eigentlich keine Bemühungen auf sich nehmen muss, im Vorfeld minutiöse Teetimes zu erbitten. Der Ausdruck No problem, Sir … war häufiger zu hören, wenn man heimlich den Telefonaten der Clubsekretrinnen lauschte, als Interessenten um Terminangaben baten. Einzig der in einem noblen und hermetisch geschützten Resort areal beheimatete Golfclub Aphrodite Hills scheint, trotz augenscheinlich vieler leerer Zeilen im Terminbuch, auf eine Voranmeldung nicht verzichten zu wollen.
Die Anfahrt zu den Spielorten sollte man möglichst, trotz eventuell ngste schrenden Linksverkehrs auf der Insel, mit einem der zahlreich angebotenen Mietwagen erledigen. Die drei Plätze liegen zwar alle in der Umgebung der Stadt Paphos, die viele Urlauber gern als Feriendomizil nutzen, doch könnte der Preis für eine Taxifahrt in der Summe die Kosten für das Greenfee bersteigen.
„Secret Valley“
In einem geheimen Tal sollte der erste Platz, genannt „Secret Valley“, liegen, was den Nagel auf den Kopf traf. Unweit des Meeresrauschens findet der Besucher zwischen sich hoch auftürmenden und recht schroffen Felsenhängen das scheinbar immergrüne Kleinod namens Golfplatz. Es sieht aus, als würde dieser Kurs schon immer dagewesen sein – oder einfach dorthin gehren. Der mit leichten Schräglagen und findigen Details gespickte 18-Loch Kurs stellt sich trotz des warmen Klimas in erstaunlich gutem Zustand dar. Obskure Schotterflchen unterschiedlicher Ausdehnung sind fast jeder Abschlagfläche vorangestellt, was beim Teeshot an einigen Bahnen etwas mulmige Gefühle verbreitet. Mehr als wettgemacht wird dieser Umstand durch die zahllosen innerhalb des Areals gepflanzten, sehr farbenfrohen Büche und Pflanzen. Vorteil der Lage dieses Platzes ist eine fast stete, angenehme Windbrise, die das Tal durchstrmt und ein wenig Abkühlung verschafft. Das Clubhaus glänzt in einem prächtigen, modernen, jedoch nicht bertrieben noblen Interieur. Die topmoderne Ausstattung spiegelt den vor kurzer Zeit vollzogenen Renovierungsprozess wieder und lädt gerade dazu ein, sich hier noch ein wenig aufzuhalten. Das gesamte Personal ist extrem freundlich und zeigt keinerlei Ablehnung gegenüber Gästen ferner Länder.
Der Hausherr des inmitten des zweiten Golfplatzes „Tsada“ liegenden Klosters ließ sich zwar nicht blicken, obwohl der Grund und Boden dieses Kurses dem Kloster gehrt, doch war es auch so abwechslungsreich genug. In rund 500 m Hhe ber dem Meeresspiegel in den westlichen Ausläufern des Trodos-Gebirges wartet ein wahrer Challengekurs auf den Besucher. Auf diesem Platz geht es stets auf und ab, warten nicht einsehbare Grüns auf den Annäherungsschlag, betteln dichte Baumreihen nach neuen Opferbllen und fordern fast durchgehend seitliche Schräglagen die volle Konzentration des Spielers. Das hier rustikale, aber viel des ursprünglichen Flairs versprühende Clubhaus verlangt auch das CoolingDown nach der Runde auf der luftigen Terrasse zu verbringen. Interessant und auf Zypern eher selten, dass die Dame im Proshop, natürlich auch zuständig für das Handling des Greenfees sowie weiterer Wünsche, nicht nur des Englischen mächtig war, sondern gar Deutsch sprach.
„Aphrodite Hills“
Schon in der Fachpresse fand der dritte, erst im Jahre 2002 eröffnete, Golfplatz „Aphrodite Hills“ positive Erwähnung. Die Antwort-Mail des Golfmanagements auf eine vorsorgliche Startzeitenanfrage hin kann jedoch so manchen Empfnger zusammenzucken lassen. Der als Dokument angehngte „Rules Dress Code“ fr den Besuch dieses Areals liest sich beinahe wie ein Gesetzestext und lässt den kümmerigen Golfer sogleich zum heimischen Schranke eilen, um die Gte seiner Golfkleidung eindringlich zu berprfen. Doch so streng und extrem reglementiert war es vor Ort dann gar nicht – sogar meine zu dem Zeitpunkt noch nicht golfende Frau durfte, trotz vorheriger mehrmaliger und entschiedener Ablehnung, auf dem zweiten Sitz im Buggy platznehmen und am Schauspiel dieses tollen Courselayouts teilhaben. Das ebenfalls erwähnte Verbot, eigene Getränke mit auf die Anlage zu nehmen erwies sich sogar eher als Vorteil. Wie bei einem 1st Class Hotel bekam man den Buggy vorgefahren, bestückt mit zwei der bestellten, auffällig preiswerten Mineralwasserflaschen in einer eingeklinkten Kühlbox. Dem Spieler sei empfohlen, sich tunlichst den im Proshop erhltlichen Courseplanner zuzulegen. Neben den exakt vermessen abgebildeten Spielbahnen findet man darin auch hilfreiche Spieltipps des Platzarchitekten. Die Fairways und Grüns dieses Platzes sind vorbildlich gepflegt und verlangen dem Spieler so manch gute Idee zum erfolgreichen Spielverlauf ab. Umwerfende Ausblicke auf das Meer und die umgebenden Hgel mit steilen Abfahrten und Anstiegen sind hier garantiert.
Das Innere des Clubhauses vereint Eleganz gepaart mit landestypischen Elementen. Das dem Besucher hier auch flauschige Handtücher für die Dusche nach der Runde zur Verfügung stehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit aller Angestellten (bis auf den etwas gestressten Ober) war exemplarisch fr den positiv avisierten Ruf dieses aufstrebenden Ressortgolfplatzes.
Als Quintessenz der frühsommerlichen Golfexkurse auf die drei aktuellen Plätze Zyperns bleibt festzuhalten, dass sie unbedingt einen Besuch Wert sind, zudem die Preise wahrhaft als preis-leistungsgerecht gelten können. Nach weiteren Ausbaubemhungen bezogen auf die Zahl der verfügbaren Golfplätze traue ich Zypern zu, den schon erwähnten, klassischen Destinationen ein klares Paroli bieten zu können – klimatisch, preislich, qualitativ wie auch menschlich.
Quelle: Autor: Thomas Klages, Juli 2005