„Hier soll alles angefangen haben? Mit dieser abgewrackten Bretterbude?“ Solch ungefilterte Gedanken behalte ich lieber für mich. Denn mein Spielpartner Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff pflegt einen weit eleganteren Konversationsstil.
Und angesichts des hölzernen Verschlags an der heutigen Spielbahn 3 kommen ihm ganz andere Assoziationen in den Sinn.
„Mein Vater war ein leidenschaftlicher Golfspieler und war es irgendwann leid, immer bis zum britischen Golfplatz nach Sennelager fahren zu müssen. Da beschloss er, seinen eigenen Golfplatz zu bauen, denn er wollte es nicht länger als drei Minuten Fußweg bis zum ersten Abschlag haben.“
Das ist nun über 50 Jahre her. Ausreichend brach liegende Weide- und Ackerflächen waren im Familienbesitz reichlich vorhanden und Bagger fahren konnte Graf Caspar (1926-2009) auch.
1974: Die Eröffnung der ersten 9 Löcher
Zahlreiche Top-Spieler sind angereist und ein paar prominente Hobbygolfer. Ein Riesenereignis für das keine 20.000 Einwohner zählende Städtchen am östlichsten Zipfel Nordrhein-Westfalens. Die Spielbahn 1 ist dicht umlagert. Alle Spieler haben ihre Bälle sauber auf dem Fairway platziert. Dann betritt der prominenteste Teilnehmer die Teebox – Konstantin II. von Griechenland. Seit der Abschaffung der Monarchie ein Jahr zuvor hat er viel Zeit zum Golfspielen – aber offensichtlich nicht genug. Der Ball hebt ab, verfehlt das Fairway deutlich und zum Glück auch die Köpfe der raunenden Menge. Der Ball landet irgendwo im Dickicht der angrenzenden Wälder.
Graf Marcus hat die Golfleidenschaft seines Vaters nur zum Teil geerbt – Oldtimerrennen, Triathlon, Fahrradfahren, Kitesurfen, Tennis und Skifahren gehören schließlich auch noch zu seinem sportlichen Portfolio. Sein bestes Handicap hatte der 63-Jährige mal bei 14. Jetzt, Anfang Oktober, kommt er erst zum zweiten Mal in diesem Jahr zum Golfen. Seiner spielerischen Eleganz merkt man die mangelnde Spielpraxis nicht an. Und nur gelegentlich verfehlt ein Ball mal leicht das Ziel.
An der Spielbahn 6, einem kurzen Par 3 (130 Meter ab Gelb), kommt dem agilen Unternehmer (1.500 Angestellte u. a. in vier Reha-Kliniken, einem 135-Betten-Hotel und einem Mineralbrunnen im einzigen privaten Heilbad Deutschlands) noch eine dynastische Erinnerung: „Mein Vater hat täglich Golf gespielt. Auch mit Gipsarm. Und damit hat er hier einarmig sogar mal ein Hole in One geschlagen. Es blieb übrigens das einzige seines Lebens.“ Aus den einstigen 9 Löchern sind längst bestens gepflegte 18 Loch auf rund 70 Hektar Grundfläche geworden. Lediglich die Grüns könnten ein wenig mehr greenkeeperliche Aufmerksamkeit gebrauchen.
Der ähnlich große, berühmte gräfliche Kurpark liegt gleich nebenan. Insgesamt gehören dem Grafen stattliche 180 Hektar. Der Übergang zum Golfplatz vollzieht sich nahezu unmerklich. Leise plätschernde Bachläufe, uralte Eichen, klare Teichhindernisse, sanft geschwungene Hügel und überraschende Sichtachsen lassen hier ebenfalls an englische Parklandschaften denken.
Große Pläne für den Golfplatz
Aber Marcus Graf Oeynhausen-Sierstorpff will es dabei nicht belassen. Zum 1.1.2027 will er ein neues Golfkapitel in Bad Driburg aufschlagen. Mit 15 weiteren Spielbahnen, einer Golf Academy, einem neuen Clubhaus und einer runderneuerten Anlage. Die ungefähr 450 Mitglieder des Golfclubs zahlen dann statt Mitgliedsbeiträgen ein Nutzungsentgeld, quasi ein Spielrecht und können ihren geliebten Platz weiterhin nutzen. Die Pläne sieht auch der frisch gebackene und nahezu einstimmig gewählte Präsident Peer Kraatz überaus positiv: „Für unsere Mitglieder ist das eine langfristige und sichere Perspektive. Der Platz wird an Attraktivität gewinnen und wir können unserer Lieblingsbeschäftigung auf zukünftig deutlich mehr Spielbahnen nachgehen.“
Für die Umsetzung seiner golferischen Pläne hat sich Graf Oeynhausen vor sechs Jahren einen erfahrenen Vollprofi geholt – Volker Schwartz, der zuvor sechs Jahre lang CEO in Bad Griesbach mit seinen sieben Hotels und 128 Spielbahnen war. Volker ist mein Flightpartner bei einem vom Club-Pro ausgerichteten 4er-Chapman-Turnier. Vor allem leitet er das benachbarte Hotel mit dem etwas sperrigen Namen „Gräflicher Park – Health & Balance Resort“. Das hat eine bald 250-jährige Geschichte; schon Friedrich Hölderlin und Annette von Droste-Hülshoff waren hier zu Gast. Heute machen Golfer während der Saison nur ungefähr drei Prozent der Gästeschaft aus, weiß Volker Schwartz zu berichten. Das ließe sich mit dem richtigen Angebot aber leicht mindestens verdoppeln: „Denn in Deutschland gibt es nur wenige hochkarätige Golfresorts, wo man aus dem Zimmer direkt auf die Golfrunde gehen kann.“
Inzwischen sind wir an der 8 – einem originellen Par 3. Der Abschlag hoch über dem Grün, bestens bewacht durch einen stattlichen Baum links und einen eindrucksvollen Bunker rechts. Hier ist der Platz terrassenförmig angelegt, die Bahnen 7, 14 und 9 liegen unter uns. Das Beste aber ist der Panorama-Blick auf Bad Driburg. Den wusste auch schon Platzgründer Caspar Oeynhausen zu schätzen und ließ hier (mit Sponsorengeldern und Mitglieder-Spenden) einen schmucken weißen Pavillon errichten, samt Zapfhahn für das Heilwasser aus einer der gräflichen Quellen.
Unweit von hier ist er begraben, im gräflichen Mausoleum, der Familiengruft mitten im Wald. Die wiederum liegt nicht so weit entfernt von einer Wiese am Waldesrand hoch über Bad Driburg, wo bald das neue Clubhaus entstehen soll. Marcus Oeynhausen hat sich den Platz ganz gezielt ausgesucht. Und den will er mir unbedingt zeigen: „Hier werden wir eine großzügige Terrasse haben und – ganz wichtig – Abendsonne.“ Am 1. Januar 2027 werden die neuen Zeiten anbrechen. Ob er bei seinen Plänen dynastisch denkt, möchte ich zum Abschied von dem 63-jährigen dreifachen Familienvater wissen: „Ja klar. Wir planen immer auf Jahrhunderte und für die nächsten Generationen. Inzwischen ist schon die achte Generation im Familienbetrieb und die neunte Generation ist bereits geboren.“
Georg-Nave-Straße 24a, 33014 Bad Driburg. Tel. 05253-7104.
Zur Internetseite.
Greenfee: 18 Loch wochentags 60 Euro, Samstag und Sonntag 68 Euro.
Gräflicher Park Health & Balance Resort, Brunnenallee 1, 33014 Bad Driburg. Tel. 05253-95230. Zur Internetseite. Doppelzimmer ab 169 Euro inkl. Frühstück und Spa-Benutzung. Golfpaket: 2 Übernachtungen mit Halbpension inkl. 2 Greenfees ab 327 Euro p.P. im Doppelzimmer.
1 Kommentar
Die Planungen hören sich toll an.