Zwei Dinge bekommt jeder neue Greenfee-Spieler von Raphael Huber, Junior Operations Manager Golf, mit auf die Runde – eine Pitchgabel, damit man das Ausbessern der Marken nicht vergisst und eine in Deutschland wohl einmalig Information: „Genießen Sie 15 Minuten bayerische Gemütlichkeit an unserer Halfwayhütte, der Seehütte10…“. Er zitiert damit eine der wichtigsten Platzregeln. Von einer Zwangspause zu sprechen wäre verfehlt, denn das hölzerne Halfway-Seehaus mit dem weiten Blick in die voralpenländische Moorlandschaft möchte man am liebsten gar nicht mehr verlassen, wenn man einmal seinen Charme genossen hat. Neben regionalen Spezialitäten oder hausgemachtem Kuchen gibt es dort auch eine große Auswahl an Titleist-Bällen – was manchen platzunkundigen Spieler noch gerade rechtzeitig gerettet haben soll.
Die Golfrunde wird zur Safari
Noch vor fünfzehn Jahren waren hier nur Ackerflächen und Maisfelder. Nicht gerade ein Paradies für heimische Tierarten. Das hat sich hörbar geändert. An jedem der vielen Teiche, Bäche und Tümpel quakt und platscht es den Spielern entgegen. Rehe, Feldhasen und ein Biber – die Natur ist wieder da. Viele Wasservogelarten fühlen sich hier wohl und haben per Luftfracht auch gleich ein Sortiment Fischlaich mitgebracht. Kurzum – jede Platzrunde ist auch eine kleine Safari.
Vielleicht fühlt sich auch deshalb Dieter Müller hier so wohl. Der Gründer und CEO der Hotelkette MotelOne ist regelmäßiger Gast im Achental, obwohl er nicht gerade nebenan wohnt. Ihm gehören Platz und das 179-Zimmer-Resort nebenan. Warum er nicht einfach auf einem der vielen Münchener Plätze spielt? „Ich habe ja schon 1986 das Hotel übernommen und es entwickelt und es seitdem zum Resort Das Achental ausgebaut. Ich bin also ein Stück weit zu Hause in Grassau.“ Ein Jahr nach der Übernahme fing Müller an Golf zu spielen, heute hat er ein Handicap von 16,6. Der erfolgreiche Hotelier hat sich mit der Erweiterung um einen Golfplatz auf 75 Hektar Grund Zeit gelassen. Offizielle Eröffnung war 2014.
Ungestörtes Golfen
Ob es sich auf der eigenen Anlage anders spiele, möchte ich stellvertretend für alle Nicht-Golfplatzbesitzer wissen: „Ja, es spielt sich etwas anders, denn ich konzentriere mich nicht nur auf mein Spiel, sondern natürlich auch auf die viele Details auf dem Platz.“ Ob ihm dabei jüngst noch ein Verbesserungsvorschlag gekommen ist: „Vielleicht ein paar Regentage weniger wären schön.“
Auch kulinarisch an die Spitze
Auf einer ersten Runde wird schnell deutlich, was das erklärte Ziel im Achental ist: die Spitze der deutschen Golf-Resorts. Auch kulinarisch. Mit Edip Sigl hat Familie Müller vor drei Jahren einen Top-Koch aus München gewonnen. Im eigens gebauten Restaurant ES:SENZ hat der mit Chiemsee-Zander, Anis, Rettich und Zitronenverbene oder Mieral-Wachtel mit Morcheln, Sherry und wildem Brokkoli neue Genuss-Maßstäbe in der Golfwelt gesetzt. Besonders angetan hat es ihm die kleine Wagyu-Zucht eines Grassauer Nachbarn, die Basis für erlesenes Rindfleisch mit geräucherter Paprika, Schmand und Kraut: „Hier rund um den See gibt es unglaublich gute Produkte von passionierten Fischern und Landwirten.“
Weltweit einziges 3-Sterne-Golfrestaurant
Ein Schläger-Set hat der gebürtige Kölner (er hat bei Heinz Winkler gearbeitet und bei Peter Hesseler, der das bislang beste deutsche Golfclub-Restaurant in Gut Lärchenhof führt) bereits zum Einstand geschenkt bekommen. Inzwischen hat er nicht nur den dritten Stern im Guide Michelin bekommen (als einziges Gourmet-Restaurant an einem Golfplatz weltweit!), sondern auch die Liebe zum Golfsport in sich entdeckt:
„Ich kann da schon nach wenigen Schlägen komplett runterkommen. Vor der Arbeit neun Loch zu spielen, schöner kann der Tag kaum beginnen.“
Mit Simon Hangel hat Müller einen waschechten Achentaler als Golf & Leisure-Manager und PGA Head Professional für sich gewonnen, der eine PGA Premium-Akademie im Haus aufgebaut hat. Dort bringt er mit regelmäßigen Workshops bekannter Golfprofis Amateure auf neue Spiellevel. Nicht golfende Begleitpersonen werden in verschiedensten Schnupperkursen angefixt. Und wenn das nicht gelingt, bietet der 2.000 Quadratmeter große Spa noch ein paar andere Möglichkeiten.
Zwar sind nur rund 20 Prozent der Achental-Besucher aktive Golfer, aber viele Gäste kommen über Schnupperrunden oder abendliche Incentives auf der Driving Range auf die Golfspur. Dabei hilft sicher auch das sachkundige Hotelpersonal. Jedem Mitarbeiter bietet Simon Hangel die Möglichkeit die Platzreife zu erlangen. Jeder Barmann, jede Kellnerin soll wissen, worum es geht, wenn von Albatrossen, Chips und Longhittern die Rede ist.
Und der Platz selbst? Architekt Thomas Himmel und der frühere Präsident Horst Schaffer haben einen nur vordergründig leicht spielbaren Par-72-Platz kreiert. Viele Wasserhindernisse, uralte Eichen, ausgeprägte Bunkerlandschaften und ein paar S-förmige Fairways machen Achental zu einem Platz für Taktiker. Golf-Aficionado Schaffer: „Wir hatten mal einen der besten deutschen Spieler hier. Der hat seine erste Runde hoch in den Achtzigern gespielt und war völlig verzweifelt. Die zweite Runde brachte ihn immerhin in die Siebziger. Dann hat er stundenlang das Birdie Book studiert, die Bahnen analysiert und es lief besser…“
2.000 Bälle im Rough
Inzwischen ist der Golfplatz Das Achental auch ein gefragter Meisterschaftsplatz mit Auszeichnung zum 5-Sterne-Superioranlage des BVGA. Und gleichzeitig ein ziemlich ambitionierter Freizeitparcours. Jährlich über 2.000 beim herbstlichen Schnitt im Rough gefundene Bälle sprechen für sich. Achental, das heißt auch erstklassig gepflegte Grüns – dank 16-köpfigem Greenkeeping-Team; zehn E-Buggys samt Navi-Tablets und Minibar; Performance-Studio mit TrackMan-Simulator und Gratis-Tees an allen relevanten Stellen. Das vielleicht magischste Fleckchen entstammt allerdings einer anderen Zeit – das hölzerne Wegkreuz unter der markanten Eiche an Loch 3 mit Blick auf einen fein geharkten Bunker und ein kleines Schilf-Biotop. Und dazu quaken die Frösche im vielstimmigen Chor.
Weitere Infos zum „Das Achental“:
„Das Achental„, Mietenkammer Straße 65, 83224 Grassau
Tel. 08641-4010, Email: golf@das-achental.com
Greenfee werktags in der Hochsaison 110€, am Wochenende 145€, für Hotelgäste gibt es Sonderkonditionen.
Die Assoziation Golfland Chiemsee-Chiemgau vereint im Umkreis von 30 Kilometern sechs Golfplätze und bietet günstige Arrangements für Übernachtungen und Spiel an. Mehr Infos zur Chiemsee Golfcard gibt es hier.
Stand: 15.7.2024