Hitzewelle über Deutschland. Bei 37 Grad starten wir im August Richtung Westen und die Klimaanlage muss ganze Arbeit leisten. 110 km nordwestlich von Paris dann unser erster Stopp in Rouen. Es ist nicht mehr ganz so heiß und wir schlendern durch die Stadt der „100 Kirchtürme“, die an einer Seineschleife liegt. Eine eindrucksvolle Kathedrale, viele kleine Sträßchen mit bunten Fachwerkhäusern gesäumt, Läden und Straßencafes, die bevölkert sind von Einheimischen, Studenten und Touristen. Mit einem Pastis beginnt für uns der Urlaub.
Golf de St. Saens
Am nächsten Morgen steht der erste Golfplatz auf dem Programm: Golf de St. Saens (Par 70, 5403 m von gelb), der etwa 40 km nördlich von Rouen im Wald von Eawy liegt, dem größten Buchenwald Frankreichs. Die Startzeiten für alle Plätze habe ich von zu Hause aus gebucht. Wir sind aber früher dran und so erlaubt uns der nette Herr von der Rezeption, an der 6 zu starten, um einer Reisegruppe aus England aus dem Weg zu gehen. Er macht eine vage Handbewegung, wo sich Loch 6 befinden soll. Wir umrunden das Schloss, und nach längerem Suchen stehen wir am Abschlag. Da steht nur das Schild “6“, ansonsten gibt es keine Übersicht der Spielbahn, auch nicht auf der Scorekarte. Gut, dass mein Mann einen „Golf Buddy“ hat. Die Bahnen 6-9 laufen hügelig im Wald mit relativ kleinen Grüns, während die 1-5, eher eben, vom Flüsschen Varenne begleitet werden. Der Pflegezustand der Grüns ist gut, jedoch haben auch hier die Fairways unter der Hitze gelitten. Loch 10, ein Par 4, hat ein gut bewachtes Grün. Die nachfolgenden Bahnen sind zwar lang, aber eher ein wenig „hin und her“. Erst die Rückkehr zum Schloss wird wieder interessant: Auf der 17 muss der Annäherungsschlag aufs Grün sitzen, sonst rollt der Ball ins „Nirgendwo“ und die 18 endet dann vor den Augen aller Restaurantbesucher direkt vor der Terrasse. Wir duschen und wollen dann das Golfermenü unter dem Sonnenschirm auf der Terrasse genießen. Aber das Essen wird ein Reinfall: Fisch in pappiger heller Soße, das Hühnchen so alt wie das Schloss und mit den Pommes könnte man eher Divots ausbessern… Wir hoffen auf Besserung und fahren die 38 km weiter nach Dieppe.
Golfplatz Dieppe Pourville
In der Hauptreisezeit ist es hier brechend voll. Ein Rummelplatz ist am Hafen aufgebaut, überall Umleitungen und die Menschenmassen schieben sich durch die Stadt. Wir fahren hoch zum Golfplatz Dieppe Pourville (Par 70, 5534 m von gelb), der über der Stadt auf den Klippen liegt. Der Platz wurde schon 1897 als Parkland-Course gebaut und prächtige Villen stehen entlang der Straße. Wir haben erst eine Abschlagszeit für 14.30 Uhr bekommen, da morgens ein Turnier angesagt ist. Laut Dame im Proshop könnten wir vor 7.30 Uhr starten, aber es sind für die Nacht schwere Gewitter prophezeit. Wir fahren also wieder hinunter in die Stadt und schauen uns abends das Feuerwerk an. Nachts kracht es gewaltig, Blitze zucken am Himmel und es regnet sintflutartig. An einen früheren Start ist nicht zu denken. Wir decken uns mit Proviant im Supermarkt ein, und als wir wieder auf den Parkplatz kommen, blinzelt die Sonne durch die Wolken und der Regen hat aufgehört. Schnell zum Golfplatz! Das Turnier wurde abgesagt, ein paar der Spieler halten sich wacker an der Bar und wir können sofort starten. Überall sind die Bunker gut gefüllt mit Wasser und teilweise stehen auch auf den Grüns die Pfützen. Obwohl die ersten Bahnen leicht erscheinen, darf man sich nicht täuschen lassen, ab Loch 5 wird es ernst. Man sollte immer auf dem Fairway bleiben, denn sonst lauert dichtes Rough. Es gibt einige enge Par 4 mit 400m. Obwohl sich manche Löcher ähneln, bleibt der Platz in guter Erinnerung. Schade, dass wir das Meer nicht sehen können durch den Dunst. Wir trinken noch in der Sonne ein Bier auf der Clubterrasse und fahren dann weiter auf der Küstenstraße 80 km nach Etretat.
Etretat hat wohl die meist fotografierte Sehenswürdigkeit der Normandie: Die Felsennadeln! Ein Küstenpfad führt an den Klippen der Alabasterküste entlang. Das Wetter ist immer noch herrlich, 25 Grad und so nehmen wir ein erfrischendes Bad im Meer. Abends bekommen wir noch im „Cours d’Eau“ einen freien Platz und zum ersten Mal genießen wir die normannische Küche mit frischem Fisch und Meeresfrüchten.
Golf Etretat
Wir sind wieder früh wach und können unsere Abschlagszeit auf 9.10 Uhr im Golf Etretat (Par 72, 5641 m von gelb) vorverlegen. Per Mail hatte ich hier einen „Golfpass Normandie“ geordert (3 Greenfee für 150,-€), den wir jetzt ausgehändigt bekommen. Wir putten noch kurz und stehen dann pünktlich am Abschlag. Der Platz ist wirklich das Highlight unseres Urlaubs. Er wird jedes Jahr vom Europäischen Golfmagazin zu den besten Golfplätzen Frankreichs gekürt. Direkt auf den steilen Klippen gelegen, bietet er atemberaubende Aussichten auf die Stadt und die vom Meer in Jahrhunderten geformten Kreidefelsen. Viele Bunker, abwechslungsreiche Fairways, Bäume, Büsche, Blumen. Was will man mehr? Am spektakulärsten ist Loch 10. Man schlägt am Clubhaus in eine Schlucht Richtung Felsennadeln ab, läuft dann einen schmalen Pfad hinunter um dann wieder steil bergauf in Richtung Grün zu schlagen. Jeder gelochte Putt wird mit Klatschen belohnt, denn in unmittelbarer Nähe, nur durch einen Zaun begrenzt, bewegt sich die Völkerwanderung der Touristen auf dem Küstenpfad. Gut, dass die nicht wissen, in welcher Gefahr sie sich oft befinden!
Golf Champ de Bataille
Wir nehmen Abschied und fahren knapp 100 km ins Landesinnere nach Le Neubourg. Hier liegt unser nächstes Ziel, der Golf Champ de Bataille (Par 72, 5615 m von gelb). Er liegt im Park des gleichnamigen Schlosses aus dem 17. Jahrhundert, das man gegen Gebühr besichtigen kann. Besonders der Barockgarten ist erwähnenswert. Der Empfang auf dem Golfplatz ist sehr nett, der dazugehörige Proshop sehr gut sortiert und so habe ich kurzerhand meine Golfgarderobe ein wenig aufgepeppt. Der Parcours liegt im Wald, verlangt Kondition, ist eng, technisch, verfügt über sehr abwechslungsreiche Löcher und ist perfekt gepflegt. Es gibt einige kurze Par 4, kein Par 3 misst mehr als 160 m von gelb, aber sie sind gut geschützt und die Bälle rollen gut auf den Grüns. Auf den Löchern 1-5 ist noch Wasser im Spiel, danach nicht mehr. Es ist ratsam, öfters den Driver stecken zu lassen und die Eisen bzw. das Hybrid zu nehmen. Das Restaurant ist sehr empfehlenswert und auch viele Nichtgolfer kommen hierher, um das Menü zu genießen.
Golf Barriere St. Julien
Derart gestärkt, fahren wir die 60 km nach Pont l’Eveque, wo ein vorzüglicher Käse hergestellt wird. Hier, mitten im Herzen des Pays d’Auge gelegen, in einem Naturschutzgebiet, liegt der nächste Golfplatz, der Golf Barriere St. Julien (Par 72, 5629 m von gelb). Der Platz ist gut gepflegt, sehr hügelig, große Grüns, von Bunkern geschützt. Man hat immer wieder schöne Ausblicke. Die ersten 9 Bahnen sind relativ breit, hier hat man Birdiechancen. Dagegen die Fairways 12-14 und das 18. Loch fordern den Golfer deutlich mehr. Ein kleines Manko ist die nahe Autobahn, die man an manchen Löchern doch hört.
Als nächstes ist ein Besuch in der Destillerie „Domaine de la Pommeraie“ in Gonneville-sur-Honfleur auf dem Programm. Hier wird edler Calvados hergestellt, den man auch probieren kann. Für heiße Temperaturen empfiehlt sich eher ein Cidre, also ein Schaum-Apfelwein, den es großer Auswahl gibt. Er wird aus sogenannten „bols“ getrunken, die an Müslischüsseln erinnern. Noch besser schmeckt uns der „Poire“, ein Cousin des Cidres, aber wie der Name schon sagt, wird er nicht aus Äpfeln, sondern aus Birnen hergestellt. Neueren Datums ist die Fabrikation des „Pommeau“, einem Aperitif aus Calvados, gemischt mit Apfelsaft, der dann 18 Monate im Eichenfass ruht. Jetzt kennen Sie sich in der Getränkewelt der Normandie aus. Die kulinarische Basis der Region bilden Milchprodukte, von der Sahne über die Butter bis zu den verschiedenen Käsesorten, von denen der Camembert sicher der berühmteste ist. Und natürlich die reiche Palette an Fischen und Meeresfrüchten nicht zu vergessen.
Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis Honfleur, einer der reizvollsten Orte der Normandie und ein vielbesuchter touristischer Anziehungspunkt. Rund um das alte Hafenbecken drängeln sich pittoreske, schmale 6 Stockwerke hohe Häuser. Zahlreiche Maler versuchen, die Stimmung auf ihren Bildern einzufangen, um sie später an die Touristen zu verkaufen.
Golf Cabourg le Holme
Am nächsten Morgen sind es keine 40 km bis zu unserer letzten Station dieser Reise, Golf Cabourg le Holme (Par 69, 4997 m von gelb), dem zweitältesten Platz der Normandie. Dem rustikalen, aber charmanten Clubhaus sieht man das Alter an, das Puttinggrün davor ist winzig. Hier spielen wir das erste Mal nicht allein. Zu uns gesellt sich Victor, ein Anwalt aus Paris. Er erzählt, dass er hier ein Ferienhaus hat und immer die Ferien verbringt. Er spielt nur mit Eisen, hat irre lange Schläge, aber auch großes Streupotential. Die kurzen Par 3 und Par 4 Bahnen 1,2 und 13-18 schlängeln sich durch urige Dünentäler und haben klaren Linkscharakter. Die restlichen Bahnen, durch eine Landstraße getrennt, verlaufen flach durch saftige Wiesen und Felder. Schmale Fairways, viel Wasser und geschickt gesetzte Bäume und Buschwerk verlangen präzise Schläge. Das Signaturloch ist die 16, das direkt über dem Meer verläuft. Hier sprintet Victor schnell zu seinem Haus, weil er etwas holen will. Das Haus ist eine Villa und steht direkt am Meer. Anscheinend verdienen auch die Anwälte in Frankreich nicht schlecht. Nach der Runde baden wir ein letztes Mal im Atlantik und schauen uns die von der „Belle Epoque“ geprägten Altstadt von Cabourg an. Vorne an der langen Strandpromenade wartet ein großes Kasino auf zahlungswillige Kunden. Wir geben das Geld lieber im Restaurant aus und essen ein letztes Mal frische Meeresfrüchte und Fisch, bevor wir morgen wieder die Heimreise antreten müssen.
Normandie, wir kommen wieder!