Als ich vor rund 30 Jahren auf dem Rückflug von der damaligen Open das bekannteste deutsche Boulevardblatt zum Lesen bekam, konnte ich unter dem Kleingedruckten im Sportteil einen Dreizeiler lesen. Dieser lautete: „Langer nur Dritter bei den British Open!“ Es war zu jener Zeit schon eine Sensation, dass man überhaupt über Golf berichtete. Dies war nur dem damaligen Sportchef H. Jung, der größten deutschen Zeitung, zu verdanken, der mit Golf begonnen hatte.
Die Sportreporter jener Zeit, wie Harry Valerien, Eberhard Stanjek uvm. entdeckten damals zusammen mit den in Rente gehenden Fussballstars wie Franz Beckenbauer und Co.auch den Golfsport. Bernhard Langer war damals bereits absolute Weltklasse, matchte sich mit Ballesteros, Faldo, Norman, Mark McNulty uvm. Auch die Generation vor Langer, wie Tom Watson, J. Nicklaus, Arnold Palmer, Lee Trevino waren noch aktiv.
Ein Tiger Woods war noch im Babyalter als Langer sensationell sein erstes Masters gewann. Wenn dann diese Größen gelegentlich in Mitteleuropa aufteeten und Dank Ballesteros zum ersten Mal der Rydercup außerhalb Grossbritanniens in Valderama stattfand, wurde das Interesse an Golf hierzulande, auch Dank der Erfolge Langers, größer. Schätzungsweise 70 Prozent der heutigen deutschen Golferinnen und Golfer spielten damals noch nicht und die meisten Golfhelden jener Zeit sind den wenigsten der heutigen Golfer noch ein Begriff. Mit Tiger Woods änderte sich dies schlagartig. Auch Otto Normalverbraucher, wenngleich er nicht spielte, wurde durch Woods mit Golf konfrontiert. Sicherlich trugen dazu auch die entsprechenden Nebengeräusche aus dem Leben von Woods bei.
Einer aber blieb immer konstant: Keine Skandale, nur Jahr um Jahr Erfolge. Präzision, wie ein Schweizer Uhrwerk, dies zeichnet seinen Weg bis heute aus.
Bewundernswert dabei, alles ein Ergebnis jahrelanger hoher Trainingsintensität und Selbstdisziplin. Wenn Langer bei der 147. British Open, mit 61 Jahren als ernsthafter Gegner gegen Leute wie Suri, Sam Locke (19), Fowler, Day, Finau, Schaufelle usw. – alle Anfang zwanzig – antritt, könnten dies seine Enkeln sein. Die meisten seiner Kontrahenten von damals sind längst in Pension.
Leider haben auch die Erfolge Langers nicht den großen erhofften Golfboom, wie bei Boris Becker im Tennis, in Deutschland gebracht. Die Fußstapfen Langers sind seinem prädestiniertem Nachfolger Martin Kaymer trotz dessen Majorsiege, immer noch zu groß. Er scheiterte auch heuer wieder am Cut bei den Open im Gegensatz zu Langer. Vergleiche zwischen Sportlern verschiedener Generationen hinken jedoch immer und sind zugegeben auch unfair.
Wer, wie ich selbst noch, die Bilder von damals üblichen Persimmonholzschlägern im Kopf hat und diese gespielt hat und dies mit dem heutigen Material und Technik vergleicht, versteht, von was ich spreche.
Jahrhundertgolfer, wie Langer kann man nicht aus den Ärmeln schütteln. Aber es muss sich sicher einiges im deutschen Golf, beginnend mit der Infrastruktur, ändern. Sam Locke mit 19, dass erhoffte neue schottische Wunderkind, schaffte ebenfalls den Cut in Carnoustie. Er wird als Amateur noch von der Paul Lawrie (ehemaliger Majorsieger) Stiftung gefördert.
Ein Wort zu den diesjährigen Bedingungen in Carnoustie. Noch nie hatte ich den Kurs mit so humanen Bedingungen erlebt.
Bei all meinen Besuchen zeigte er Zähne, sprich Windböjen, Regen, dichtere, grüne Roughs und Fairways. Nur diese heurigen, außergewöhnlich sonnigen Bedingungen ermöglichten die niedrigen Scores.
Sie sollten bei einem Schottlandtrip, Carnoustie als „Muss“ im Programm haben.
Im übrigen würde ich den Besuch einer Open immer den Besuch einer Rydercupveranstaltung vorziehen.
Mit den besten Wünschen für tolle Golfrunden
Ihr
Heinz Schmidbauer
2 Kommentare
Toller Bericht, lieber Heinz.
„Nur Dritter“ bei der Open war damals typisch, weil noch niemand in den Redaktionen einen Ahnung hatte, wie schwer es war, überhaupt den CUT zur Open zu überstehen.
Keine Skandale ist richtig, wobei es sich Langer langsam leisten könnte, auf die Werbung einer „Privatbank“ zu verzichten, die in ominöse Geldwäsche-Vorwürfe verstrickt ist/war.
Dass B. Langer (im Gegensatz zu Faldo, Lawrie und Els) kein eigenes Jugendförderungsprogramm auf die Beine gebracht hat, ist bedauerlich. Vielleicht liegt es daran, dass er noch aktiv spielt, was Els aber auch macht. Ernie Els‘ Programm ist, wie Carnoustie zeigte, sehr erfolgreich, wobei man sich wundert, dass es nur weiße Spieler hervorbringt. Aber immerhin: Spieler von Weltrang, von denen man in Deutschland nur träumen kann.
Herzlichen Dank Eugen.
Leider verfalle ich manchmal wieviele andere ältere Exprofis auch , in den Fehler von der Vergangenheit zu berichten.
Wahrscheinlich der bekannte Generationskonflikt den auch wir mit unseren Eltern ,Stichwort 68er Generation, hatten. Nur eben Langer scheint zeitlos.
Besten Gruss
Heinz Schmidbauer