Julia Smailes ist seit 2003 im Steigenberger Hotel Treudelberg und wurde in den Golfsport quasi reingeboren. Ihr Vater ist Golflehrer. Geboren auf der Wendlohe, die Jugend auf Gut Kaden verbracht – Golf ist ihr Leben. Das Talent ihres Vaters wurde ihr leider nicht vererbt. Heute ist sie Golf & Sport Managerin, mit Ihr sprachen wir darüber wie sie der Golfsport im Golfclub Treudelberg verändert hat und welches die fünf größten Missverständnisse beim Golf sind.
Durch den Golfboom in den 2000ern hat sich der Bereich extrem aufgelockert. Kommen seitdem andere Gäste auf Ihren Platz, weil es auch günstigere Möglichkeiten gibt?
Definitiv. Es gibt mittlerweile für jeden Golfer den richtigen Club. Es gibt die Elitären Clubs, wo man sich noch einkaufen muss, aber auch zahlreiche, wo man auch, ich sag mal mit abgeschnittener Jeans und kurzen Ärmeln willkommen ist. Und diese Clubs haben dann auch eine andere Preispolitik. 90 % der Plätze sind heute ohne Aufnahmegebühr und mit monatlichem Beitrag – Nicht teurer als ein Fitnessstudio. Wir haben uns im Steigenberger Hotel Treudelberg auch umgestellt. Früher musste man sich auch bei uns einkaufen und hatte dann eine lebenslange Mitgliedschaft. Das entspricht nicht mehr der Zeit. Es gibt jetzt am Anfang eine kleine Bearbeitungsgebühr und dann einen jährlichen Beitrag, flexibel gestaltet und da muss Golf auch hingehen. Früher wusste man, wo man sein Leben verbringt. Aber die jungen Leute wissen ja gar nicht, was die Zukunft ihnen bringt und wo sie hin verschlagen werden. Deswegen sind die meisten Clubs flexibler geworden und eben auch nicht mehr so elitär.
Wie findet man seinen Club?
Ich denke, wenn man sich im Internet umguckt bekommt man nicht den richtigen Eindruck. Man sollte auf die Anlage fahren und sich dort umgucken. Jeder Club hat eine Driving Range, und auch wenn man noch keine Platzreife hat, kann man sich hier mal ausprobieren. Auf dem großen Platz kann man meistens aus versicherungstechnischen Gründen nur spielen, wenn man irgendwo Mitglied ist. Dann ist man nämlich automatisch im deutschen Golfverband versichert und es kann ja immer mal ein Ball querfliegen.
Hat sich die Klientel im Steigenberger Hotel Treudelberg seitdem sehr verändert?
Das hielt sich in Grenzen. Aber es ist natürlich wichtig Neugolfer und junge Leute für den Sport zu begeistern, deswegen haben wir eine ganz aktive Jugendarbeit. Dann war für uns gut, dass wir in die zweite Bundesliga aufgestiegen sind, da wird man bekannter, die Leute sprechen drüber. Und die flexiblen Mitgliedschaften oder der Tag der offenen Tür – wir sind schon sehr in Bewegung. Aber wir sind ein Stück weit alten Traditionen treu geblieben, abgeschnittene Jeans und trägerlose Tops sind bei uns noch nicht so etabliert, aber das machen wir auch bewusst. Wir wollen uns schon noch ein wenig von anderen Clubs abheben. Wir haben ein gesundes Mittelmaß hier.
Und Golf ist perfekt in Corona-Zeiten?
Ja, wir hatten nur einmal eine kurze Schließphase, aber seitdem sind haben wir geöffnet. Es ist der perfekte Sport zu zweit mit viel Abstand an der frischen Luft. Da man kaum noch etwas machen darf, ist das sehr attraktiv. Es gab durch Corona sehr viele Neueintritte. Jeder auf dem Platz hat mindestens einen Fußballplatz für sich. Wer da nicht in der Lage ist Abstand zu halten, der spielt foul.
Ich möchte mit Golf anfangen. Was muss ich tun?
Der beste Start ist immer ein Schnupperkurs. Der geht bei uns zwei Stunden und kostet 25 Euro und da wird man von dem Golflehrer einmal in alle Facetten reingeführt. Da bekommt man einen guten Eindruck, ob man sich für den Sport begeistert oder nicht. Man trifft nicht zwangsläufig den Ball, aber man merkt, ob es einem Spaß macht.
Wie ist es als Anfänger im Golf?
Früher war das mit Sicherheit etwas schwieriger und man wurde mehr beäugt. Aber heutzutage wissen alle, dass sie auch mal Anfänger waren und da wird man abgeholt und angeleitet. Es gibt auch Turniere für Anfänger – also da ist man direkt integriert. Auch die Altmitglieder freuen sich, wenn sie gute Tipps geben können. Im Golf geht es ja neben der körperlichen Seite auch viel um Geselligkeit. Danach noch ein Getränk zusammen zunehmen und über die Runde sprechen. Da freut man sich über jedes Mitglied. Man muss Golf nicht können, um die Vorteile genießen zu können.
Wie verbessert man sein Handicap zügig?
Mit Trainerstunden. Alleine wird das nichts. Man kommt vielleicht voran, aber es schleichen sich Gewohnheiten ein, die man dann im schlimmsten Fall nicht mehr rausbekommt. Also Trainerstunden und viel üben.
Wie kommt man zum Golf?
Ich glaube größten Teils durch Freunde und Verwandte, die den Sport betreiben. Große Sportidole gibt es im Golf nicht wirklich. Früher Bernhard Langer und dann Martin Kaymer. Das waren Aushängeschilder, aber es ist immer noch nicht der Sport, über den so viel gesprochen wird. Wir haben allerdings auch Kooperationen mit Umliegenden Schulen, als Art AG können Kinder dann Golf spielen. Da bleiben auch viele dabei und dann auch oft später die Eltern.
Braucht man für Golf nicht sehr viel Zeit und Flexibilität?
Früher schon. Da spielte man immer über 18 Löcher und musste im Schnitt 5 Stunden dafür einplanen. Heute gibt es kleine Runden über neun Löcher. Das schafft man in zwei Stunden, wie gesagt, Spielfilmlänge. Das kann man unterbringen. Dass das akzeptiert wird, war aber ein langer Weg und für Altmitglieder auch schwierig zu erkennen. Mittlerweile werden aber auch Turniere über neun Loch gespielt und wir haben sogar eine Neunloch-Mitgliedschaft ins Leben gerufen. Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Das ist eben Zeitentsprechend. Wir haben alle nicht mehr so viel Zeit. Junge Leute mit Familie und Job sind froh, wenn sie sich zwei drei Mal die Woche für drei Stunden loseisen können. Und auch die Älteren, die Körperlich 18 Löcher nicht mehr schaffen. Homeoffice hat natürlich zeitlich wieder mehr Flexibilität gebracht, das haben wir auch gemerkt. Es gibt kaum noch freie Startzeiten.
Was ist das Schöne an Golf?
Es ist sportlich und entstressend, man kann es bis ins hohe Alter betreiben und eine kleine Runde hat gerade mal Spielfilmlänge – die Zeit hat jeder. Wie eine kleine Tratschwanderung. Und man kann sich immer weiter entwickeln, man ist draußen, die Geselligkeit, wenn wir sie wieder haben, und die Gemeinschaft. Das ist alles Golf. Es gibt für jeden das passende Angebot. Keiner muss Turniere spielen. Für mich gibt es alles im Golf. Man kann alleine spielen, im Team, man lernt Menschen kennen, treibt Sport und entspannt sich. Golf ist wirklich eine schöne Sache.
Golf & Country Club Treudelberg
27 Löcher, die für jede Spielstärke die entsprechenden Herausforderungen bieten.