Herr Rainalter, als Headgreenkeeper sind Sie verantwortlich für ca. 60 Hektar Rasenfläche. Was genau ist Ihre Aufgabe?
Kurz gesagt: die Organisation und das Management des kompletten Golfplatz-Teams von 8 Personen. Dazu gehören die fachgerechte Instandhaltung und Bewirtschaftung der kompletten Golfanlage, das Zeit- und Qualitätsmanagement des Pflegeteams, das Projektmanagement bei Um- und Neubauten sowie die Wartung des Maschinenparks. Denn Professionelles Greenkeeping umfasst viel mehr als das allgemein angenommene „Rasenmähen“. Auch wenn die richtige Schnitttechnik des Rasens eine Kunst für sich ist und natürlich Auswirkungen auf das Spiel hat.
Das klingt nach Millimeterarbeit.
Oh ja! Wir stutzen unseren Golfrasen auf den Grüns auf exakt vier Millimeter. Bei Turnieren sogar noch etwas kürzer. Bei feucht-warmem Wachstumswetter müssen wir dafür sogar täglich ran, weil das Gras zu schnell wächst. Die Golfer lieben ja schnelle Grüns. Die gibt’s aber nur, wenn der Rasen extrem gut gepflegt ist.
Der Golfplatz in Hellengerst liegt auf einem Hochplateau. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
Wir haben beim Bau des Golfplatzes damals die Auflage bekommen, diesen so naturnah wie irgend möglich in das bestehende Gelände zu integrieren. Daher haben wir beispielsweise auch runde und ovale Abschläge, quer zum Hang anstatt riesige, rechteckige Bauwerke. Für uns war und ist es wichtig, mit der lokalen Fauna und Flora zu arbeiten, diese zu bewahren und behutsam zu ergänzen. Allein in diesem Jahr haben wir deshalb unzählige Bäume und Sträucher für Feldhecken gepflanzt. Viele weitere kommen immer noch dazu.
Das heißt Golfsport kann auch naturnah ausgeübt werden?
Klar, das spielt bei uns eine große Rolle! Wir haben z. B. eine Reihe von Wildblumenflächen, Bienenweiden und Wildkräuterwiesen angelegt, die wir unterhalten und pflegen. Darüber hinaus gibt es auf dem Golfplatzgelände eine Steinmauer für Amphibien, ein Bienenhaus, viele verschiedene Nistmöglichkeiten, ein Insektenhotel sowie Feuchtbiotope. Beispielsweise der Schwarzstorch und andere Wildvögel verwenden diese nämlich gern für einen Zwischenstopp auf dem Weg in den Süden, um sich einfach eine Erholungspause auf der langen Reise zu gönnen. Andere wiederum ihren Nachwuchs auszubrüten. Unsere Golfanlage beheimatet so viele verschiedene Wildtierarten, dass es für Golfer beinahe unmöglich ist, während einer Golfrunde keinen Hasen, keinen Fuchs, kein Reh oder verschiedene Vogelarten zu sehen.
Aber wie geht das ökologisch mit der Golfplatzpflege zusammen?
Wir verwenden bei uns einen hochwertigen Langzeitdünger. Dieser ist umweltfreundlicher und kann nicht ausgewaschen werden. Bei uns auf dem Golfplatz wollen wir die circa ein Hektar Grünflächen nur bedarfsgerecht düngen, aber keinen extremen Wuchs erreichen, um etwas abzuernten. Außerdem düngen wir erst ab einer Bodentemperatur von 8°C, da bei geringeren Temperaturen kein Pflanzenwachstum stattfindet. Das Semirough und Fairway – insgesamt circa 23 Hektar Fläche – werden beispielsweise gar nicht gedüngt, da hier das Schnittgut liegen bleibt und somit für eine Eigendüngung sorgt. Die Rough- und Ausgleichsflächen werden seit Bestehen ebenfalls nicht gedüngt, jedoch zwei Mal pro Jahr gemäht und abgefahren, so entstanden die Wildkräuter- und Wildblumenwiesen.
Wie kamen Sie eigentlich zu Ihrem Beruf?
Als gelernter Zimmermann war ich schon früh mit Naturprodukten vertraut und als passionierter Jäger war und bin ich Liebhaber der Natur. Ich sehe mich ihr verpflichtet. Mit diesem Hintergrund habe ich den elterlichen Auftrag, für einen der besten Golfplätze des Allgäus zu sorgen und diesen so perfekt wie möglich zu gestalten und zu pflegen, gern angenommen. Ich ließ mich also bereitwillig von den hohen Firsten der Hausdächer holen, um mich „am Boden der Tatsachen“ der Golfplatzpflege zu verschreiben. So habe ich vor mehr als 25 Jahren die 3-jährige Ausbildung zum Fachagrarwirt Golfplatzpflege begonnen und diese mit Auszeichnung abgeschlossen. Ich schätze mich glücklich, auf unserer Golfanlage, in dieser wundervollen Natur, arbeiten zu dürfen – Die herrliche Landschaft, die Berge und die Weite, das ist wirklich einmalig. Und wenn ich genauer darüber nachdenke, muss ich sagen, dass ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen kann.
Machen Sie auch einfach mal nur so Kontrollfahrten, um den Platz zu inspizieren?
Ja natürlich, am liebsten ganz früh morgens oder zum Sonnenuntergang. Da fahren schon mal meine Söhne Luis und Vincent mit raus und wir genießen den Duft vom frisch geschnittenen Fairway. Das sind wertvolle halbe Stunden zum Durchatmen im wahrsten Sinne des Wortes.
Und was macht eigentlich ein Headgreenkeeper, wenn er mal nicht greenkeept?
Ich bin ein Naturmensch. Auch in meiner Freizeit mag ich es, an der frischen Luft unterwegs zu sein und gehe mit meiner Familie in die Berge, spiele leidenschaftlich gerne Golf oder gehe auf die Jagd. Ein Hobby, welches schon mein Vater pflegte und in der Zwischenzeit auch meine Söhne mit mir teilen.