Geht das überhaupt? Diese Frage stellt sich unwillkürlich, wenn man den Plan von Reinhard-Karl Üblacker aus Mühldorf hört. Der 50-Jährige will Profi-Golfer werden – innerhalb von vier Jahren. Allerdings: Angefangen mit dem Golfspielen hat er erst vor rund eineinhalb Jahren. Nun trainiert er täglich für sein Ziel. Unterstützt wird er dabei von Denis Prössel, Pro im Quellness & Golf Ressort Bad Griesbach und selbst ehemaliger Tourspieler.
Der Himmel ist grau, es nieselt. Deutscher Winter. Auf der Driving Range des Golfodroms ist nicht viel los. Doch Reinhard-Karl Üblacker schlägt unermüdlich den Ball. Immer wieder teet er die Kugel auf, holt konzentriert Schwung und schlägt. Der 50-jährige Österreicher ist hochmotiviert. Das muss er auch sein. Denn er hat ein hehres Ziel: Innerhalb von vier Jahren will der sportliche Mühldorfer Profi-Golfer im Seniorenbereich werden. Also kein Golflehrer, sondern Tourspieler. Laut Wikipedia sind das Turnierspieler, auch Playing Pros oder Tour Professionals genannt, »die ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch Einnahmen aus dem Turnierbetrieb (…) und eventuell durch Werbeverträge bestreiten«.
Reinhard-Karl Üblacker muss, um ins Profi-Lager wechseln zu können, einen WHI (World Handicap Index) von 0 oder besser schaffen, darf in der Amateur-Weltrangliste nicht höher als Platz 1800 gereiht sein oder muss eine volle Kategorie auf einer 3rd Level Tour vorweisen können, erklärt PGA of Austria Generalsekretär Alexander Rueber. „Der Spieler hat sich da ein sehr herausforderndes Ziel gesucht und ich halte ihm natürlich die Daumen. Wenn er sein Ziel erreicht, wird er für viel Aufsehen sorgen und ich wäre sicherlich einer der ersten Gratulanten.“
Stramme Vorgaben. Zumal er erst im Juni 2020 die Platzreife gemacht hat. „Seit meiner ersten Golfstunde habe ich regelmäßig trainiert. Anfangs zwei- bis dreimal die Woche, inzwischen täglich“, sagt der Social-Media-Marketing-Experte. Denn ja, einen Beruf hat er auch noch. Aber den könne er auch nachts sowie vor und nach den Trainingsstunden erledigen, sagt er. Wie viele Opfer man im Leistungssport bringen muss, weiß Reinhard-Karl Üblacker aus Erfahrung: Zehn Jahre lang war er im österreichischen Bahnengolf (Minigolf) aktiv, gehörte zu den Top-3-Spielern der Alpenrepublik, war mehrmals niederösterreichischer Meister – „nur bei der Staatsmeisterschaft leider immer Vierter“.
Reinhard-Karl Üblacker ist von sich und seinem Potenzial überzeugt. „Ich bin extrem akribisch und hochmotiviert. Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Alle meine Freunde sagen, wenn das einer schafft, dann du!“, berichtet Reinhard-Karl Üblacker. Im vergangenen Jahr hat er knapp 30 verschiedene Plätze gespielt, an 16 Turnieren teilgenommen. Er nennt sich selbst auch „Hole-in-One-Reinhard“. Denn das hat er schon geschafft: ein Hole in One. „Das war am 24. April in Pleiskirchen auf der Bahn 13, 164 Meter.“ Jetzt geht’s an das konstante Spiel – und das Herunterschrauben des Handicaps. Aktuell hat er 8,7.
Nach einem Golfkurs im Quellness & Golf Resort Bad Griesbach, den Pro Denis Prössel leitete, blieb er gleich da und nahm im Anschluss eine Einzelstunde bei dem Golflehrer. Schnell entstand die Idee von der persönlichen Herausforderung. „Wenn ich Reinhard eine Aufgabe stelle, erfüllt er diese schnell. Er ist fit und kann den Schläger wirklich total schnell schwingen. Ich denke, er kann das schaffen!“, sagt Denis Prössel. Zweimal die Woche trainieren die beiden zusammen. Das geht natürlich auf die Dauer ins Geld. Deswegen hat sich der findige Sportbegeisterte eine zeitgemäße Art überlegt, seine Leidenschaft und sein Ziel zu finanzieren: Er hat sich auf der Internetseite „GoFundMe“ angemeldet und sammelt Spenden. Das Geld gibt er für Pro-Stunden und Analyseverfahren aus. Über 4000 Euro hat er bislang zusammen.
Alles dreht sich inzwischen bei ihm um Golf, so hat er zum Beispiel auch einen Instagram-Account und eine Homepage. Hier informiert er regelmäßig über seine Fortschritte. „Ich denke Golf, spiele Golf und träume Golf“, sagt er und schiebt den Ball im Nieselregen Richtung Fahne. Training ist das A und O – egal, wie das Wetter ist. Und im Laufe der Monate wird sich zeigen, ob es wirklich geht: in vier Jahren zum Golf-Profi.