Vor kurzem war ich mit meinem Freund und langjährigem Kollegen Golfpro Franco Torrano, zu Besuch bei dem wahrscheinlich größten Golfshop in Österreich, der von dem bekannten österreichischen Pro Franz Laimer, in dessem Golfzentrum in Bad Ischl im Salzkammergut betrieben wird.
Wie fast jedes Jahr erwarb dort Franco einen neuen Driver mit der Hoffnung, dass nun endlich seine Drives länger werden. Damit geht es ihm wie vielen anderen Golferinnen und Golfern, die verführt durch die entsprechende Werbung ebenfalls ständig auf der Suche nach mehr Länge bei Ihren Schlägen sind. Jegliche Argumente meinerseits gegen den Kauf wurden bei Seite gewischt.
In meinem Keller gibt es ein ganzes Zimmer voll mit Golfschlägern, Relikte aus vielen vielen Jahrzehnten meiner Golfkarriere, die Ende der 60er Jahre des vergangene Jahrhundert begann. Mein erster Schlägersatz, ab und zu betrachte ich ihn noch, hat kleine Persimmonholzköpfe, Stahlschäfte und auch die Eisen sind mit sehr kleinen Schlägerblättern ausgestatt. Heute kaum vorstellbar, dass man damit seinerzeit die Bälle richtig getroffen hat.
Mit der Entwicklung der Graphitschäfte und den vergrösserten Köpfen, besonders bei den Hölzern, setzte eine Revolution ein. Vergleichbar ist dies auch mit der Entwicklung im Tennis, von seinerzeit kleine Holzrahmen, bis zu den heute üblichen größeren “Patschen”. Einher ging natürlich auch das Erfolgserlebnis in beiden Sportarten, besonders im Amateurbereich. Im Golf ermöglichen die jährlich neuen Schläger auch weniger begabten Spielern plötzlich ungeahnte Weiten und auch Verbesserungen in Ihren Ergebnissen.
Natürlich blieb diese Entwicklung den Profis nicht verborgen und es setzte ein Wettlauf der Industrie ein, diese mit immer besseren Geräten auszustatten.
Üblicherweise müssen alle auf dem Markt kommenden Schläger von z.B. St. Andrews auf die regelkonforme Herstellung überprüft werden. Hier ist auch ein Graumarkt, wenn manche Hinterhofwerkstätten selber Schläger zusammenbasteln, die dann von vorwiegend Amateuerspielern in Unkenntnis der Regelkunde gespielt werden. Es gilt das Motto wo kein Kläger, da kein Richter. Nun im Profibereich wird da sehr genau darauf Wert gelegt, dass alles regelkonform ist.
Das Problem der großen Weiten
Die Entwicklung des Materials führte allerdings zu einem Problem. Die Profis erzielten plötzlich so große Weiten, dass die Plätze der Welt “zu klein” wurden. Damit ist gemeint, was früher etwa ein Par 5 war, wurde von den Profispielern jetzt mit den neuen Geräten öfters zu einem Par 4.
Hinzu kommt, dass heutzutage die Profispieler zunehmend athletischer geworden sind. Sehr selten sind man noch Spieler mit rundlicheren Formen. Wenn man beispielweise den US Spieler Bryson de Chambeau nimmt, der mit enormen Bodybuilding und den neuen Schlägern die Plätze in der Länge regelrecht auseinander nimmt.
Die Regelkommission hat in den letzten Jahren mit allerlei neuen Vorschriften, wie das Limtieren der Schaftlängen oder die Begrenzung der Schlägerkopfgröße versucht, diese Entwicklung einzudämmen. Nun ist man aber trotzdem an einem Punkt angekommen, der die obersten Regelhüter vor Probleme stellt, nachdem die erwähnten Begrenzungen anscheindend keine Wirkung zeigten.
Entweder man muss weltweit die Golfplätze umbauen, sprich die Längen verändern, was eigentlich nicht möglich ist oder, dass ist nun die neueste Idee, man versucht die Golfbälle so zu verändern, dass man damit nicht mehr so weit schlagen kann.
Das führt jetzt zu einer aufgeheizten Diskussion speziell unter den Golfprofis, da man die Absicht hat, dies erst im Profibereich einzuführen.
Die Entwicklung der Golfbälle
Die Entwicklung des Golfballs startet mit dem „Featherie“, einer Ballform, bei der in eine Lederhülle Federn gestopft wurden. Auch geschnitzte Holzkugeln wurden teilweise verwendet. Der sogenannte Guttin-Ball, aus Guttapercha, einem kautschukähnlichen Stoff im 18. Jahrhundert gefertigt, stellte neue Möglichkeiten der Produktion offen. So war es auch der Guttin-Ball, der als erster industriell gefertigter Golfball in die Geschichte einging. Mit dem Nachfolger des Guttin-Balles, dem Haskell-Ball, wurde dann die Entwicklung eingeleitet, die zu unseren heutigen Bällen führte. Beim Haskell-Golfball wurde ein Gummifaden um den härteren Gummi-Kern gewickelt und mit einer Gummi-Schale überzogen. Im Ergebnis stand so ein deutlich besser zu kontrollierender Golfball, der zudem auch mehr Weite generierte. Das Experimentieren mit verschiedenen Materialien führte dann zu den heute gängigen Ball-Konstruktionen aus Kunststoff, Gummi und Metallen. Die heute erhältlichen Golfbälle haben mit Ihren Vorläufern im Grunde genommen nur noch die Form gemein.
Das Prinzip hinter dem Ballflug
Die Dimensionen und das Gewicht eines Golfballs sind durch die Regeln vorgegeben: Er muss mindestens einen Durchmesser von 42,67 mm aufweisen und darf maximal 45,93 Gramm wiegen. Der Grund, aus dem ein Golfball jedoch mehr oder minder kontrolliert durch die Luft fliegt, liegt in der Struktur seiner Oberfläche. Diese ist mit einigen Hundert kleinen Dellen überzogen (sogenannte Dimples). Beim Auftreffen des Schlägerkopfes erhält der Ball unter anderem eine Rückwärtsrotation (Backspin). Im Zusammenspiel mit den Dimples wird so ein Auftrieb erzeugt, der den Ball deutlich länger (bis zu 3 Mal länger als ein Ball ohne Dimples) in der Luft hält. Daraus resultiert eine deutliche Steigerung der Flugweite. Benannt ist dieses als Magnus-Effekt bekannte Prinzip nach Heinrich Gustav Magnus (1802-1870), der die Wirkung von Strömungen auf rotierende, runde Körper untersuchte. Bemerkenswert ist auch, dass seitliche Rotation (Sidespin) weiterhin möglich ist. Dieser Umstand ermöglicht das kontrollierte Beeinflussen des Ballfluges (sogenannter Draw oder Fade). Leider führt dieser Umstand auch zu einer höheren Anfälligkeit, diesen Ballflug unbeabsichtigt zu erzeugen (sog. Slice oder Hook).
Golfbälle heute
Heute sind Golfbälle in verschiedenen Formen erhältlich. Grundsätzlich kann zwischen drei Hauptkategorien unterschieden werden. Zum einen findet man Distanzbälle, diese zeichnen sich durch einen relativ harten Kern und eine harte Schale aus. Ziel ist es, auf den Ball möglichst wenig Spin zu übertragen – dies soll gerade bei Spielern, die dazu neigen, dem Ball auch unerwünschte Sidespins mitzugeben, dazu führen, dass der Ball gerader fliegt. Ein geraderer Ballflug bedeutet hier auch in der Regel eine größere Schlagweite – daher der Name Distanzball. Diese Art Golfball wird üblicherweise in „2-Piece“-Konstruktion, also zwei Komponenten, Kern und Schale, hergestellt.
Die zweite große Gruppe von Golfball Konstruktionen wird üblicherweise als Spin-Ball bezeichnet. Auch der Zusatz „Soft“ beschreibt diese Kategorie. Spin-Bälle weisen einen sehr weichen Kern und eine weichere Schale auf. Diese Ball-Art nimmt deutlich mehr Rotation an, was in einem höheren Ballflug mündet. Besonders Golfer mit niedrigerer Schwunggeschwindigkeit profitieren von dieser Ball-Konstruktion. Der Ball fliegt durch das Mehr an Spin höher, bleibt also auch länger in der Luft. Ältere Golfer und Damen ziehen so den größten Vorteil aus den Spin Bällen.
Eine weitere Form, die technisch anspruchvollste, stellt die Kombination der beiden vorgenannten Konstruktionen dar. Beim Verbinden der Eigenschaften entstehen wahre Hightech-Bälle, mit optimierten, an die jeweilige Spielsituation angepassten Flugeigenschaften. Diese Bälle, als Multilayer-Bälle bezeichnet, weisen drei und mehr Lagen auf. Also neben Schale und Kern noch mindestens eine weitere. Das Maximum stellt derzeit ein Ball mit fünf Lagen dar, Die unterschiedlich weichen Schichten der Multilayer-Bälle führen zu spielsituations-optimierten Eigenschaften hinsichtlich der Annahme von Spins. Bei Distanzschlägen (mit dem Driver vom Tee, mit dem Fairwayholz oder langen Eisen) nimmt der Ball weniger Spin an. Dies führt bei Spielern mit höherer Schwunggeschwindigkeit zu einem längeren Ballflug. Im kurzen Spiel, also bei den Schlägen ins Grün, kehrt ein Multilayer-Ball dann seine weichen Eigenschaften hervor. Der Ball nimmt hier deutlich mehr Spin an und ist viel besser zu kontrollieren. Durch die weiche Rückmeldung vermittelt er auch beim Putten deutlich mehr Kontrolle.
So viel Technologie hat allerdings auch ihren Preis, und so stellen die Multilayer-Golfbälle die Gruppe der teuersten Bälle.
Noch gab es aufgrund einer fehlenden Standardisierung teils deutliche Abweichungen bei der Ballgröße und dem Gewicht. Standards wurden erst 1930 vom R&A sowie 1932 von der USGA festgelegt, wobei sich die Spezifikationen der beiden Organisationen bis 1990 unterschieden. Heute gilt global: Der Durchmesser eines Golfballs darf nicht weniger als 42,7 Millimeter betragen und das Gewicht darf 45,9 Gramm nicht überschreiten. Zudem sind viele weitere Parameter reguliert, wie beispielsweise die erlaubte maximale Anfangsgeschwindigkeit, sphärische Integrität und Symmetrie oder die Dimple-Tiefe
Meine Erinnerung an frühere Zeiten, es gab aufgrund einer fehlenden Standardisierung teils deutliche Abweichungen bei der Ballgröße und dem Gewicht. Standards wurden erst 1930 vom R&A sowie 1932 von der USGA festgelegt, wobei sich die Spezifikationen der beiden Organisationen bis 1990 unterschieden. Heute gilt global: Der Durchmesser eines Golfballs darf nicht weniger als 42,7 Millimeter betragen und das Gewicht darf 45,9 Gramm nicht überschreiten. Zudem sind viele weitere Parameter reguliert, wie beispielsweise die erlaubte maximale Anfangsgeschwindigkeit, sphärische Integrität und Symmetrie oder die Dimple-Tiefe.
So war in den Ausschreibung bei Golfturnieren bis eben 1990 immer darauf zu achten mit welchen Bällen man spielte. In den USA waren sie etwas kleiner als in Europa.
Ob nun eine unterschiedliche Einführung von Bällen für Profis und Amateure das Problem löst und ob sich diese geplante Änderung durchsetzt wird man sehen.
Mein kleiner Ausblick in die Problematik und die Entwicklung des Golfballes soll Ihnen lieber Leser deshalb einen kleine Einblick geben.
Mit den besten Wünschen für ein schönes Spiel
Ihr
Heinz Schmidbauer