Auf der Suche nach den Limits im Golfsport sind Wissenschaftler überzeugt, dass das Leistungspotenzial noch längst nicht voll ausgeschöpft ist. Nur sehr selten werden im Golfsport Runden um die 60 Schläge oder sogar darunter gespielt (auf Par 72 Plätzen).
Die Golfindustrie investiert Millionen in Wissenschaft, Forschung und Medizin um noch mehr z.B. Länge, größere Präzision usw. bei Ihren Produkten wie Schläger und Bälle entwickeln zu können.
Steve Otto vom R & A mit seinem Team verantwortlich für die Zulassung von Schlägern, Bällen und so weiter, hat ein Verzeichnis von allen Schlägen, deren Längen und Lage bei allen wichtigen Turnieren der Vergangenheit archiviert. Aufgrund dieser Auswertungen wird auch über die Zulassung diverser Geräte entschieden. Überschreiten die Neuentwicklungen ein gewisses Limit, was ja technisch heute durchaus machbar ist, wird man im Interesse des Golfsports dagegen einschreiten. Man stelle sich vor Otto Normalgolfer schlägt mit einem neuentwickelten Driver im Schnitt mehr als 250 Meter, dann würden alle Profigolfer dieses Gerät ja über 350 Meter schlagen. Somit würde der gesamte Golfplatzbau weltweit verändert werden müssen, bzw. in Frage gestellt werden. Natürlich suggeriert die Golfindustrie seit Jahrzehnten mit jeder Neuentwicklung mehr Weite und Präzision, aber aus oben angeführten Argumenten wird R& A mit Recht hier gewissen Einschränkungen vornehmen.
Spätestens hier taucht auch im Golfsport die Frage der erlaubten Manipulationen auf. Wussten Sie, dass, wenn Tiger Woods einen exakten Putt einlocht, er sich auf sein gutes Auge verlassen kann?
Er hat allerdings dabei etwas nachhelfen lassen. In zwei Augenlaserop’s ließ er sich seine ursprünglich starke Kurzsichtigkeit um mehr als 100% neu einstellen. Kurz nach den Eingriffen gewann er dann fünf Turniere. Auch hier stellt sich dir Frage ob eine ungerechte Nachbesserung am menschlichen Körper, wie durch Medikamente, die im Alltag das Leben kranker Menschen erleichtern, für Sportler Doping darstellen. Das Beispiel von Woods zeigt, was möglich ist beim Streben nach Rekorden und Bestleistungen. Auf der Suche nach geeigneten Turnern geht man soweit, dass man Kinder, sowie deren genetischen Vorfahren begutachtet, um somit festzustellen, ob aufgrund des zu erwartenden Körperbaus diese Kinder für diesen Sport geeignet sind.
Dies erlaubt natürlich auch bei unserem Sport die Frage, wie sollen die körperlich besten Voraussetzung für das Golfen sein? Nach Ansicht des Sportwissenschaftler Erich Müller (SN vom 28.1.12), sind „die Belastungen der Knochen, Sehnen und Muskeln noch lange nicht ausgereizt in verschiedenen Sportarten“ ua. im Golf. Seiner Ansicht nach ist aber besonders das Entwicklungspotenzial der Software „Gehirn“ noch dramatisch groß!
Persönlich stehe ich solchen Wegen wie im Turnsport übertragen auf Golf kritisch gegenüber. Trotzdem sei die Frage erlaubt, warum Länder wie Spanien, Italien, Schweden und in letzter Zeit sogar Österreich in der Breite des Spitzengolfs, siehe Teilnehmer auf der European Tour oder der Challange-Tour seit Jahren mehr Spieler stellt als Deutschland. Bewusst werden hier nicht vergleichbare Länder wie USA und UK ausgeklammert.
Kein Wunderkind kommt aus dem Nichts. Neben Talent sind eine gute Schulung, ein passendes Umfeld, Trainingsfleiß und Wille Voraussetzung um im Spitzengolf zu bestehen. Ausnahmetalente wie bei uns Langer oder Kaymer wären wahrscheinlich auch in anderen Ländern Weltspitze geworden. Verantwortliche müssen sich daher in Deutschland über Ausbildung und Förderung des Nachwuchses in der Breite hinterfragen auf der Suche nach dem perfekten Golfer.
Welches „Extra-Tuning“ am Körper eines Golfers wird künftig akzeptiert? Ich halte zum Beispiel das oben erwähnte Lasern der Augen als durchaus legitim und habe die Erfahrung gemacht, dass viele Träger von Gleitsichtbrillen enorme Probleme beim Putten hatten, da sie optische Fehler bei der Ansprache des Balles begingen. Aus eigener Erfahrung ist das Ellbogengelenk nicht nur bei Tennisspielern , sondern auch bei Golfern eine Problemzone. Trotz OP`s spiele ich seit einiger Zeit mit einem Tapeverband, der mir sehr hilft die Schmerzen zu reduzieren.
Soll man Golfern verbieten, auszugleichen, was andere von Haus aus mitbringen, wenn es keine Schäden nach sich zieht? Wie diese Diskussion ausgeht ist ungewiss. Sicher aber ist: Die Rekordjagd im Golf nach der perfekten Golfrunde und dem perfekten Golfer ist noch lange nicht zu Ende.
Mit besten Grüßen
Ihr
Heinz Schmidbauer