Seit vielen Jahren beobachte ich, wie immer mehr “Wunderkinder, nach ihrem Wechsel ins Profilager, im Niemandsland verschwinden.
Aus eigener Erfahrung, als ich vor Jahrzehnten ins Profilager wechselte, kann ich mich noch erinnern, dass bei einem meiner ersten Profiturniere in Luxemburg in meinem Flight ein englischer und französischer Profi mitspielten, die plötzlich genauso lange Schläge wie ich selbst spielten und Putts versenkten, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Auch Putts aus 1 bis 2 Metern waren nun einfach viel schwieriger als in meinem früheren Amateurleben. Es ging nämlich plötzlich ums „Überleben“.
Nun scheint mir in letzter Zeit ein Trend einzutreten, was ich in Deutschland und Österreich so beobachte, wie es vor Jahren auch im Tennissport war.
Junge Talente wollen die Laufbahn als Golfprofi einschlagen
In der Spitzenzeit eines Boris Becker oder einer Stephanie Graf versuchten viele junge Talente die Profilaufbahn einzuschlagen. Getrieben sehr oft vom Ehrgeiz der Eltern oder des Umfeldes, war man von einer erfolgreichen Profilaufbahn überzeugt, da die Jungstars bereits im Amateurlager alles leicht besiegten. Die Parallele zum Golfsport ist sehr ähnlich. Es bekommen junge Amateure bei einem meist unterbesetzten Profiturnier eine Wildcard und erzielen oft beachtliche Ergebnisse. Schon sieht man sich als der neue Tiger Woods und die Dollars klingeln, noch dazu wenn man über ein vermeintlich phänomenales Handicap verfügt.
Soeben komme ich aus einem meiner vielen USA Trips zurück und was dort im Nachwuchsbereich an Talenten heranreifen, ist nur mit dem schier unerschöpflichen talentiertem Skinachwuchs Österreichs zu vergleichen. Bereits in sehr frühen Jahren müssen sich in den USA und GBR die Jugendlichen in starkbesetzen Wettkämpfen Woche für Woche beweisen. Das bei uns so sehr bewertete Handicap spielt dabei eine untergeordnete Rolle. (Lesen Sie dazu meinen Bericht “Handicap die heilige Kuh”).
Wenn man nur die Dichte der US Boys und Mädels inkl. derjenigen aus GBR und Spanien bei der Weltrangliste der Amateure nimmt, dann finden Sie in der Dichte nur ganz vereinzelt Namen aus anderen Ländern.
Das Schicksal der Spieler, die es nie schafften, ist immens lang. Wer erinnert sich noch aus deutscher Sicht an die Namen vieler deutscher Talente wie z.B. Oliver Eckardt, Tobias Dier, Sven Strüvers usw, die schon als neue Bernhard Langers gehandelt wurden? Meine Geschichte von dem Schicksal des schottischen Golfpros Callum Macaulay können Sie hier an anderer Stelle nachlesen.
In Erinnerung ist mir auch der Weg des Justin Rose. Als damals bester Amateur aller Zeiten, konnte ich seinerzeit live beobachten wie er fast am Gewinn der Britisch Open war, die er dann sensationell als 4. beendete. Hochdotierte Verträge und viele Wildcards zu großen Turnieren erfolgten prompt. Der Erwartungsdruck war aber auch für das Supertalent zu groß. Sofort nach der Open wechselte er ins Prolager und prompt verfehlte er Cut um Cut, schaffte die Tourschool nicht und mühte sich einige Jahre auf der Challenge Tour ab.
Mit großer Ausdauer schaffte er es letztendlich doch und gehört heute neben z.B . Sergio Garcia zu den wenigen etablierten ehemaligen Wunderkindern auf der PGA Tour. Ein weiteres negatives Beispiel ist der Italiener Manassero, der ebenfalls bei einer der Open glänzte und von dem man sich sehr viel versprach. Nach seinem Wechsel zu den Profis spielte er in den ersten beiden Jahren auch einigermaßen erfolgreich auf der Tour. Aber in der letzten Zeit ist er in einem sehr lange anhaltendem Formtief von einem Durchbruch soweit entfernt, wie von einem Scheitern.
Aktuell müht sich damit der als ebenso großes Wunderkind gehandelte junge Deutsche Foos mit der nicht zu beneidenswerten Erwartungshaltung ab.
Er kämpft mit den logistischen und finanziellen Problemen eines Berufsanfängers. Für einen erstklassigen Caddie, der Foos wohl Schläge pro Runde ersparen würde, fehlt das Geld. Für konstante Turnierplanungen der Status als festes Mitglied der PGA European oder Challenge Tour.
Um aber nicht länger auf die Gunst von Veranstaltern angewiesen zu sein, ist die Zielsetzung für Foos klar: „Kurzfristig muss er jetzt erst mal eine volle Spielberechtigung für die Challenge Tour schaffen“, dann eine Qualifikation für die European Tour. Dies erscheint für 2017 zweifelhaft, es sei den er schafft es über die beinharte Qualificationsschool.
Zwei Kategorien von Wunderkindern
Sergio Garcia, der Spanier hingegen, schaffte wie der neue Superstar Spieth (22) sofort den Sprung in die Weltspitze. „Als Sergio Garcia bei den British Open 1996 als 16-jähriger Amateur auf der Driving Range Bälle schlug, sind die anderen Profis stehen geblieben und haben ihm zugesehen“, erinnert sich Trainer Pugh. „Wenn du andere Pros beeindrucken kannst, dann bist du wirklich gut.“Seiner Erfahrung nach gliedern sich die sogenannten Wunderkinder in zwei Gruppen: „Da sind Spieler wie Garcia oder auch Rory McIlroy, die einfach eine unglaubliche Qualität beim Treffen des Balles mitbringen. Und dann ist da die zweite Gruppe, zu der ein Spieth oder Jason Day zählen: Die sind mental extrem stark und weisen ein sehr komplettes Spiel auf.“ Solche Wunderkinder wie diese sind natürlich das Vorbild von Teenagern wie Dominic Foos und deren Umfeld.
Matthew Fitzpatrick, wechselte ebenfalls wie Foos ins Profilager, nachdem er die Nummer eins der Amateurweltrangliste war. Die Klasse eines Jordan Spieth aber, der mit 21 Jahren die US Open gewann, besitzt er voraussichtlich nicht. Spieth hat den Sprung an die Weltspitze geschafft. Der 20-jährige Fitzpatrick wird auf Rang 43 geführt. Dominic Foos, der 2012 die Weltrangliste der Altersklasse 15 anführte, ist die Nummer 480.
Der Trend, dass heutzutage Spieler in jungen Jahren eher ihren Karrierehöhepunkt erreichen, aber auch früher aus diversen Gründen als „verbrannt“ gelten, siehe Tiger Woods, steht im Gegensatz zu den Spielergenerationen vor 15-20 oder 30 Jahren.
Ein Anliegen dieses Artikels ist mir, dass sich die Verantwortlichen von talentierten Nachwuchsspielern Ihrer Verantwortung bewusst sein müssen. Für mich steht neben dem Golfsport immer noch eine solide schulische oder wenn möglich zeitgleich berufliche Ausbildung im Vordergrund. Da auch angesichts der Stagnation im Golfsport in Deutschland und Österreich eine Auswegkarriere als Golflehrer, falls die Profikarriere nicht klappt, wenig zu empfehlen ist. Es kommen mittlerweile drei Golflehrer auf einen Club und die kämpfen sehr ums Überleben.
Ein Schulsportmodell, wie es zurzeit im bayerischen Bad Griesbach zusammen mit einer höheren Schule der Gegend entwickelt wird, scheint mir der richtige Weg zu sein.
In diesem Sinne viel Spaß und ein schönes Spiel
Ihr
2 Kommentare
Sehr gut geschrieben! Alles was Her Schmidbauer beschreibt, gilt auch für die Norwegischen „Wunder-kinder“. Wir haben einige sehr gute Spieler gehabt. Sie waren allerdings sehr gut, aber das langt nicht!
Um Erfolg zu haben, muss sowohl Talent wie auch Willen dabei sein – und auch noch finanzielle Kräfte dahinter. Wir haben schon zu viele jungen Golfer mit Talent, die jetzt versuchen, sich ein Leben als Pro zu schaffen. Dabei vergessen sie das System mit Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage ist in diesem Markt weniger als das Angebot. Leider. Ich bin ziemlich überzeugt, dass viele von diesen „nicht-gut-genug-Spielern“ wirklich bedauern, dass sie – ausser dem Golf – keine andere Schulung haben.
…stimme ich grundsätzlich zu! Bin aber absolut überzeugt, dass Manassero wieder kommt! Er war nicht nur als Amateur ein topgolfer sondern er hat auch schliesslich als pro auf der European Tour ein paar mal gewonnen!!! Es ist eine Achterbahnfahrt und selten geht es steil nach oben! Er ist erst 23 und hat 100% noch eine große Zukunft vor sich! Selbst Garcia, der vor einigen Jahren fast aufgehört hat, hat seine Topform noch nicht erreicht! Er kann ein Major noch gewinnen!! Es ist ein Prozess, der lange geht! Foos ist gerade mal 19 Jahre alt und hat auf der challange tour bereits gewonnen, sogar als jüngster Sieger aller Zeiten! Er ist ja ein volles Mitglied auf der CT!! In seinem Alter spielen einige erst college golf! Junge Talente sollten wir in D und A in ihrem Übergang ins Profilager besser unterstützen, dann würden es mehr schaffen anstatt alles in Frage zu stellen! Trotz des harten Wegs haben sich solche Spieler für das, was sie offensichtlich lieben, entschieden, wovor ich großen Respekt habe!! Es ist ihre Entscheidung und nur die Zeit wird uns noch zeigen, was richtig oder falsch ist!!