Vielen Golfern dürfte der Name des Autors Ulrich Kaiser schon unter die Augen gekommen sein. Sei es bei den spaßigen Kolumnen in Golfzeitschriften über den dicken Schorsch, den Pillenpeter und seiner Wenigkeit oder die Bücher übers Golfspiel mit eher satirischer Grundnote. Sein neuestes Buch „Tee Time“ dröselt über 190 Seiten in 66 kleinen Happen die mitunter seltsamen Verhaltensweisen und fast normalen Erlebnisse von Golfern zum Nachschlagen auf.
In der Sammlung kleiner Geschichten taucht etwa seine Rundenbeschreibung des Jahresmatchplays gegen Bollmann auf, der denn seine eher nicht golfaffine Neu-Ehefrau als Begleitung mitbringt. Ihre Unkenntnis über einfach alles treibt ihn zur Verzweiflung und der sicher geglaubte Sieg wird auf der Zielgeraden pulverisiert.
Wie schön es doch ist, auf einem leeren Platz zu spielen oder wie nervig das Dauergelaber zu mitteilsamer Spieler im Clubhaus wird auf heitere Art beschrieben und nett lesbar bildhaft rübergebracht. Der zwischen den Zeilen unsichtbar hochgehaltene Spiegel lässt den Leser wiederholt aufschrecken – wohl, weil er oder sie sich wiedererkennen.
Auch erfährt man im Buch endlich, dass die ewig störenden quakenden Frösche in den Wasserhindernissen eigentlich schöne Prinzen mit Handicap 4 sind – die aber durch ein Küsschen zum Leben als Golfer erweckt schummeln können wie verrückt. Kaiser scheint ganz offensichtlich ein Liebhaber Schottlands zu sein, was in mehreren Abschnitten klarwird. Wer das Buch in einem Stück liest, kann daher manchmal irritiert sein: Habe ich das nicht schon gelesen? Möglich, denn einige Passagen wiederholen sich sehr ähnlich formuliert an anderer Stelle. Liest man die 66 kompakten Kurzgeschichten jedoch unstrukturiert und alleingestellt oder wählt nach Laune aus dem Inhaltsverzeichnis, passt es wieder – der Zusammenhang würde sonst fehlen.
„Tee Time“ von Ulrich Kaiser kann also ohne Zucker oder Startzeit gelesen werden: einfach ein Kapitel aufschlagen und los. Unkompliziert können die Texte sogar Nicht-Golfern, die es ja noch vereinzelt geben soll, „Aha“-Momente bei Einblicken in das offensichtlich ziemlich schräge Leben der Golfspieler (und -innen) bescheren. Das Buch macht Spaß und ist schön zu lesen. Kaisers klare und manchmal ziemlich direkte Wortwahl zeigt auch, dass er nicht gerade schüchtern auftritt.
Ob „Tee Time“ mit seinen 66 Geschichten nun wirklich gleich 6 unter Par ist, sei dahingestellt. Schließlich empfindet auch jeder Golfer mal seine gute Runde als schlecht oder eine mittelmäßige eher gut. Eine sichere Empfehlung bleibt.
Erschienen ist dieses Buch (laminierter Pappband mit Schutzumschlag) im Kosmos Verlag. Es ist unter ISBN 978-3-440-13341-5 für 19,99 Euro (D) im Buchhandel oder via Internet erhältlich.
Text: Thomas Klages, Cover-Abbildung: Kosmos Verlag (Stuttgart)