Vor ein paar Tagen bekam ich Besuch von einer langjährigen Freundin, eine der berühmtesten Skisportlerin des Landes. Sie ist begeisterte Golferin und auch seit vielen Jahren, neben unserer Freundschaft, auch meine Golfschülerin.
Die Diskussion welche sie als ehemalige Olympiateilnehmerin in Gange setzte war, dass Golf ja jetzt wieder im Olympiaprogramm ist und sie es schade findet, dass die Besten der Branche nun nicht teilnehmen, darüber äußerte sie großes Unverständnis.
Meine persönliche Meinung dazu war kontrovers und pro der Absagen der Topleute, obwohl ich selbst, 1972 als blutjunger, frisch examinierter Sportlehrer einen Job bei der südkoreanischen Olympiamannschaft hatte und den beeindruckenden Einmarsch in das Stadion, damals bei der Eröffnung, live miterleben durfte. Die Tage von München, mit aller Tragik, sind mittlerweile Geschichte und der damals noch vorherrschende Gedanke des “reinen Amateurs” führte sogar dazu, dass der ehemalige Präsident der IOC Avery Brundage, bei den 72er Winterspielen einen weiteren, späteren Golfschüler von mir, Karl Schranz, zum Entsetzen der Österreicher disqualifizieren ließ, wegen angeblichen Verstoßes gegen den Amateurstatus.
Verbot von Sponsoring
Wiederum viele Jahre später bei den Winterspielen von Albertville, war ich ebenfalls Betreuer eines Sportlers, der wie seine Kollegen Kopf und Kragen bei seinem Sport riskierte, aber schon damals waren sie alle astreine Profis. Das IOC untersagte nun diesen Sportlern jegliche Art von Sponsoring während und 14 Tage nach dem Ende der Spiele, sowie bei Olympia irgendwelche Reklame zu tragen oder für den Sponsor zu werben.
Zeitgleich aber verdient das IOC Milliarden mit der Vermarktung der Spiele und natürlich auch mit den Wettkämpfern.
Nun gibt es eben Sportarten, die ich als die rein olympischen bezeichne. Ringen, bereits in der Antike ein Schwerpunkt der Spiele, will man jetzt sogar streichen. Auch Leichtathletik, Schwimmen usw. für diese Sportarten sind Olympische Spiele der Höhepunkt. Nie haben diese Sportarten so eine mediale und publikumswirksame Aufmerksamkeit als bei den Spielen. Bei Sportarten wie Boxen tritt niemand der weltbesten Profis – nur als Beispiel – bei Olympia an, um einen Sport zu nennen wo Profis den Amateuren den Vortritt lassen. Vielleicht ein Beispiel für Golf?
Randsportarten zieht es zu den olympischen Spielen
Verständlicher Weise, drängen viele viele Randsportarten darauf, ins Olympische Programm aufgenommen zu werden. Das IOC ist natürlich über weitere Vermarktungsmöglichkeiten und längere Sendezeiten glücklich, bedeutet es doch noch mehr Geld, auch wenn man dafür klassische Olympiasportarten wie eben das Ringen, rauswirft.
Stellen sie sich nun vor, der Sponsor, Geld- und Brötchengeber von Profis, also auch Golfprofis will seinen Gegenwert. Diesen kann und darf ihm aber sein “Angestellter”, sprich Profi, nicht geben – siehe oben.
Den Zwiespalt, dass man bekannte Profisportler und Sportarten benützen will um noch mehr Geld zu verdienen, ohne Gegenleistung von Seiten des IOC, muss man verstehen. Ich werbe hier für das Verständnis der Spitzenpros die eine Teilnahme absagen, vielleicht auch auf Druck Ihrer Geldgeber, die keinen Gegenwert sehen. Natürlich sind Profis – bitte darum dies nicht als Diskriminierung zu verstehen – der zweiten Reihe gerne bereit mitzuspielen, weil man hier die Chance hat, sich etwas ins “Rampenlicht” zu spielen. Auch dafür habe ich Verständnis. Sportlich gesehen, dürfte aber der Wert so einer Golfmedaille eher fraglich sein.
Nicht jede Sportart sollte olympisch sein
Meine Meinung, dass nicht jede Sportart olympisch sein sollte und ein weiteres Aufblähen der Spiele für viele Zuseher zu einer Sättigung und damit Desinteresse führt, konnte ich beim dem Gespräch mit meiner Diskussionspartnerin nur schwer vermitteln.
Der Presse konnte ich entnehmen, dass sogar Kar-Heinz Rummenigge vom FC Bayern bei der FiFA und UEFA für eine Verkleinerung des Teilnehmerfeldes bei WM`s und EM`s plädierte, da sogar Fußball Angst vor einer Überforderung der Zuschauer hat. Zumindest mir ging es so, bei der letzten EM und bei Olympia dürfte es nicht anders werden. Es fehlt ja noch, dass dann die Formel 1 auch noch ins Olympiaprogramm aufgenommen wird!
„Golf hat genügend eigene spannende Olympiaden“
Eine Reduzierung auf die eigentlichen olympischen Sportarten wäre gut und Golf hat genügend eigene spannende Olympiaden, wenn wir an das letzte Major denken:
“Jimmy Walker und sein Caddy Andy Sanders, an dem Ort wo sie vor vielen Jahren Freunde wurden, als der talentiertere Sanders an MS erkrankt, wird der andere 16 Jahre später nun Majorsieger und widmet diesen Sieg seinem Freund und Caddy.
Diese filmreife Geschichte des neuen PGA Champions Jimmy Walker und seines langjährigen, kranken Freundes und jetzigen Caddys Andy Sanders braucht kein Olympia. Golf hat in seiner langen Geschichte viele Storys dieser Art und es sollte dabei bleiben.
Der Journalist eines Artikels der SZ hat in meinen Augen recht, als er schrieb, die Affäre um das Doping, das Verhalten des IOC`s und der Skandal um die Wiedernominierung der Russischen Mannschaft beschleunigt nur das Sterben der Spiele. Die reihenweise Absage und das wenig Interesse der Öffentlichkeit an der Ausrichtung von Spielen, wie Hamburg, Garmisch usw. scheint den Funktionären des IOC egal, solange sie exotische Ausrichtungsorte finden. Brasilien bräuchte sicher das Geld dringender für andere Dinge als leere Sportstätten nach den Spielen.
Vielleicht bin ich mit meiner Ansicht, was die Teilnahme von Golf bei Olympia betrifft alleine im Golflager, aber mein Artikel sollte zumindest zum Nachdenken anregen.
Über Ihre Sicht zu Golf bei Olympia würde ich mich, per email oder in den Kommentare, freuen.
Ihr
3 Kommentare
Prinzipiell finde ich es gut, dass Golf wieder olympisch ist.
Die Frage lautet allerdings wie lange noch…
Ein Armutszeugnis sind leider die vielen Absagen der Profis. Wenn ich mir die Begründung von z.B. einem Rory Mcllroy anhöre, könnte ich nur noch kot*en.
Konsequent wäre es, wenn es wieder rausgenommen werden würde.
Vielen Dank an dieser Stelle an Martin Kaymer und einigen andere, die den olympischen Gedanken in sich tragen. So muss das sein!
zum ersten : danke für diese äusserungen
zum zweiten: weder golf , noch fussball, noch tennis, und einige sportarten mehr
haben bei „OLYMPIA“ etwas zu suchen
zum dritten: solange funktionäre in 5*-suiten , athleten in schlechten jugendherbergen
übernachten, ist der olympische geist mehr als tot
zum vierten: der oberfunktionär dr. bach hat seine glaubwürdigkeit kläglich verspielt- respekt für den nurdiskuswerfer robert harting,teile bedingungslos seine meinung- IOC, FIFA, UEFA sind effektiver wie jegliche mafia, bleibt nur verachtung.
zum fünften: olympia nur noch geldgenerierungsmaschinerie (für wen ??)
zum sechsten: soll kein rundumschlag sein, nur nachdenklich machen, w0 OLMPISCHER GEIST UND FAIRPLAY geblieben sind (falls überhaupt jemals vorhanden, sind nur noch rudimentäre spuren vorhanden)
erich schumacher
Lieber Heinz,
deine Analyse teile ich voll und ganz. Das Milliardengeschäft des IOC betreibt im Grunde Ausbeutung der Sportler, wenn diese nicht einmal einen Werbewert für ihre Sponsoren lukrieren können. Und die eigenen Sponsoren vor den Kopf zu stoßen, ist ausgerechnet von den Spitzenpros etwas viel verlangt. Das diese sich daher nicht darauf einlassen wollen, ist völlig nachvollziehbar.
Liebe Grüße,
Silvester
dr. silvester schröger
a-5020 salzburg
Hallo Heinz;
Danke für diesen wirklich sehr guten Artikel, der das Thema Olympia – auch abseits von Golf – perfekt auf den Punkt bringt. Es freut mich, daß nicht alle dem ‚Olympiakommerz‘ blind folgen und ich finde Deine Zeilen sehr mutig und hoffe, daß dies auch Andere zum Nachdenken anregt.
Liebe Grüße,
Axel Färbinger
Servus Heinz,
Grundsätzlich und ohne Einschränkung halte ich Deine Meinung für gut.
(wollte gerad “ richtig “ schreiben, aber dieses Wort passt nicht. Einfach deshalb weil es wieder eine Sache ist, die jeder aus seiner Sicht auch anders sehen darf und dann auch nicht Unrecht hat)
Mich stört auch sehr, wenn z.B. Ringen nicht mehr Olympisch sein darf.
Auch stört mich, dass es letztlich alles eine Geldsache ist. Dies mit extrem hohen Beträgen für die Organisation. Was machen die eigentlich mit den vielen Millionen. Gibt es da eine übergeordnete Prüfstelle.
Früher gab es mal eine Basketball Manschaft aus den USA, die damals schon Profi waren und für Shows um die Welt zogen.
Die durften damals auch nicht mitmachen, weil sie dafür Geld bekamen.
Heute dürften sie sicherlich mitmachen. Es geht heute mehr um die Show. Allerdings sind wir Zuschauer da auch nicht unschuldig.
Schau Dir heute mal das Geheul der Zuschauer bei einem Fußballspiel an.
So war es sicher im römischen Reich bei den tödlichen Gladiatoren Kämpfe.
Hysterie pur.
Auch muss anerkannt werden, dass Spitzensportler nicht mehr nebenbei Sport machen können und hauptberuflich irgendetwas arbeiten.
Ein Sportler muss täglich trainieren und den Kopf und Körper nur für den Sport frei halten.
Deshalb brauchen die auch finanzielle Unterstützung.
Deine Meinung, dass ja die zweite Garnitur bei Olympia mitmachen könnte, würde ich auch als gut sehen. Da können einige dann durch gute Leistungen bekannt werden.
Es wird sicherlich so kommen, dass diesmal die Golfprofis hingehen, die wollen. Ob es ein zweites Mal in vier Jahren auch noch Golf bei Olympia gibt, bezweifle ich.
mfg Werner Deil