Zu sehr hat sich der Eindruck verdichtet, dass der DGV sich verselbstständigt hat und nach Höherem strebt. Wann immer man zwischen den Verbandstagen kritische Fragen stellt, wird abgeschottet oder abgewiegelt. Fragen über die Zusammenarbeit mit dem VcG beispielsweise werden hinreichend ungenau, gar nicht oder nicht richtig beantwortet.
Beispielsweise fragten wir, ob es eine wechselseitige Personalüberlassung mit dem VcG gäbe und wie diese verrechnet würde? Die Antwort von Herrn Dallmeyer: Ein harsches Nein. Blättert man im Internet, so gibt es im VcG-Team in der Geschäftsstelle einen für Recht zuständigen Mitarbeiter mit Namen Dr. Marc Seymer. Nach der Dallmeyer Antwort reibt man sich verwundert die Augen, denn einen Mitarbeiter Dr. Marc Seymer gibt es auch im Geschäftsbereich Recht & Regularien des DGV. Und da ist noch Marco Paeke. Er wurde in diesem Jahr als selbstständiger Unternehmensberater vom DGV als Marketing-Mann empfohlen, der in Workshops wachstumsmüde gewordenen Golfclubs auf die Sprünge helfen sollte. Was nicht gesagt wurde, ist dass Paeke in Personalunion Geschäftsführer der VcG und des Mainzer Golfclubs ist und nebenher noch eine Agentur betreibt.
Viele Fragen, wenige Antworten
Sodann weist der DGV in einem Schreiben vom 11. Juli 2008 unter Hinweis auf das Vereinsrecht darauf hin, dass individuelles Informationsrecht einzelner Mitglieder außerhalb der Mitgliederversammlungen nicht ausgeübt werden kann. Es bleiben uns im Grunde nur die Verbandstage, unser Recht auf Information auszuüben. Aber haben wir die Zeit, alles in angemessener Tiefe auszuloten, um dann zu entscheiden oder zu verwerfen? Zu den Mitgliederversammlungen werden wir mit Papier überschüttet. Das allein ist schon eine Zumutung, denn hinter wohlfeilen Sätzen versteckt sich oft gedankenschwere und schwer verdauliche Kost, die erst in genügendem Abstand verdaut ist. Nehmen wir beispielsweise die zur letzten Verbandstagung wortreich verbrämte Tatsache, nach der die Mittel zur Optimierung der Leistungssportstruktur auf den drei Ebenen Verband, Landesverbände und Clubs aus verschiedenen Gründen nicht vollständig aufgebraucht worden seien. Jetzt will der DGV die rund eine Million EURO der ihm treuhänderisch überlassenen und zweckgebundenen Verbandsabgaben seiner Amateurmitglieder für den Profisport verpulvern.
Da ist auch dem Präsidenten des GVNB, Dieter Schimmelpfennig, der Kragen geplatzt und er geißelte diese Unbotmäßigkeit im letzten Golf Club Magazin. Es bleibt zu hoffen, dass auch andere Landespräsidenten das so sehen. Aber Hand aufs Herz: Was gibt dem DGV das Recht, nicht verbrauchte Sondermittel, die allein zur Förderung des golferischen Nachwuchses vorgesehen waren, für eitlen Profisport zu verpulvern? Hier ist eine klare Grenze zu ziehen; der Profisport kann sich selbst finanzieren, die verdienen genug. Das Geld sollte umgehend überwiesen werden an die Landesverbände, die neben den Clubs die Kärrnerarbeit der Nachwuchsförderung verantworten.
Unklare Zahlen
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wozu hat der DGV die DGS GmbH, jene Wunderwaffe, die allein kommerziellen Zwecken dient und angeblich Kohle für den Profisport herbeischaufeln soll. Einskomma sechs Millionen Umsatz hat diese Gesellschaft im letzten Geschäftsjahr gemacht. Wirtschaftsprüfer haben zwar die Bilanz testiert. Aber was ist schon eine Bilanz? Fragt man nach der Gewinn-und-Verlust-Rechnung des 100-prozentigen DGV-Unternehmens, dann wird der § 267 Abs. 1 HGB bemüht, nach dem die DGS nur eingeschränkte Berichtspflichten habe und deshalb die GuV nicht veröffentlichen müsse. Überdies teilte man uns auf Anfrage mit, dass die Nichtveröffentlichung der GuV die Sponsoren schützen solle. Aber warum sollen die geschützt werden? Sie sind doch längst auf unseren Ausweisen und im Netzwerk der DGS präsent? Kann man wirklich noch jenen glauben, die mit verbaltaktischen Manövern ihre Brötchengeber hinters Licht führen? Den Zustand der Unschuld haben die DGV-Zentralisten also schon längst verloren. Aber:
Es kommt noch Schlimmer: Bei Bestellung der Clubausweise für 2009 ist auch eine als Vereinbarung deklarierte Vollständigkeitserklärung über Mitgliederdaten abzugeben. So verlangt die Nr. 5 der Vereinbarung geeignete Unterlagen (z. B. Nutzungs- und /oder Gesellschaftsverträge, Mitgliederliste inkl. Name, Anschrift, Spielrecht, Beitragssatz und Beitragsordnung) vorzulegen. Da packt jeden Datenschutzbeauftragten das kalte Entsetzen, wenn man bedenkt, was man mit diesen Daten alles anstellen kann. Der Präsident des GC Anthal-Waginger See, Dr. Rüdiger Umhau, hat beispielhaft für seine Kolleginnen und Kollegen in den Golfclubs dem DGV untersagt, Mitgliederdaten aus dem Clubverwaltungssystem ohne Einverständnis abzuholen und auszuwerten. Nachahmung empfohlen.
Wirtschaftliche Verpflechtungen
Wie recht Dr. Umhau mit seinem Hinweis auf schützenswerte Daten hat, wird deutlich, wer sich die Verflechtung des DGV mit der Golf-Businesswelt vor Augen führt. Über die DGS ist der DGV an der Golf Online GmbH (DGO) beteiligt; die DGO ihrerseits an mygolf.de und golf.de. An der DGO ist die Sporthouse AG mehrheitlich und an der Albatros Datenservice GmbH zu einem Viertel beteiligt. Die Sporthouse AG betreibt auch das Portal golf-de-luxe.com. Nicht zu vergessen die Intermag Publishing GmbH, die sich anteilig bei der DGO engagiert hat. Der Gesellschafter der Intermag ist der Atlas Spezial Verlag GmbH. Dass Sporthouse AG, Intermag und Atlas Spezial Verlag eine gemeinsame Anschrift haben, dürfte nicht weiter verwundern. In dieser aus wirtschaftlichem Interesse vernetzten Datenwelt vagabundieren unsere Mitgliederdaten. Wer hat angesichts der Komplexität dieses Netzwerks überhaupt noch die Kontrolle über die schützenswerten Daten unserer Mitglieder?
Tatsache ist, dass der DGV über die DGS Global Player in diesem Netz ist. Noch im letzten Jahr, als der GC Am Deister gegenüber dem DGV Klage gegen die massive Portalwerbung für Fernmitgliedschaften erhob, reiste sogleich ein Geschäftsführer nach Bad Münder an und suchte uns zu überzeugen, dass der DGV die wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder nicht unterbinden könne. Allerdings sagte er uns nicht, dass die Deutsche Online GmbH für Billigmitgliedschaften beispielsweise in mygolf.de etc. wirbt und dass der DGV an dieser Gesellschaft zu 20 Prozent beteiligt ist, also Geld im doppelten Sinne verdient: Tantiemen und Verbandsabgaben für Fernmitglieder.
Dass der DGV mit seinen Mitgliedern Katz und Maus spielt, offenbart sich allen, die sich beispielsweise mit dem Zustandekommen der VcG auseinandersetzen. Im Februar 1992 wurden unter TOP 8 des 73. Verbandstags die Teilnehmer aufgefordert, der Gründung der VcG zuzustimmen. Zwar gab es entgegengesetzte Meinungen dazu und es wurden auch erhebliche Bedenken gegen eine Gründung geäußert, schließlich gab es 280 Jastimmen, 138 Neinstimmen und 33 Enthaltungen bei zwei ungültigen Stimmen. Von den rund 380 Clubs waren demnach weniger als die Hälfte Teilnehmer dieses Verbandstages. Es stimmten also weniger als ein Viertel der Mitglieder für die VcG.
Der DGV und die VcG – ziemlich beste Freunde?
Formaldemokratisch war also alles in Ordnung, da aber ein solches Ergebnis bei einer so substanziellen Entscheidung keineswegs als repräsentativ gelten konnte, hätte dieser Beschluss so nicht stehen bleiben dürfen. Denn Eilbedürftigkeit war nicht angezeigt – es brannte doch nichts an, oder? Aber was soll’s, auch eine kleine Mehrheit ist eine Mehrheit. Das Präsidium trieb die Gründung voran und erließ alsbald die Satzung für die VcG, fortan hatten die DGV-Mitglieder zu schweigen. Gebetsmühlenartig wurde kolportiert, dass etwaige Überschüsse der VcG an den DGV abzuführen seien. Aber nach der vom DGV-Präsidium erlassenen VcG-Satzung sollte deren Vorstand allein über Überschüsse entscheiden. Dosierte Geldabgaben für Abschlag Schule, play golf – start living und pay&play, die heute als Rettung des Golfsports hochgejubelt werden, waren eher der Eigenwerbung zuzuordnen. Und Überschüsse gab es nicht, da verbliebene Mittel vor Abschluss von GuV und Bilanzen auf Bankkonten deponiert wurden, die sich bis heute nach unserem Kenntnisstand auf rund drei Millionen EURO kumuliert haben.
Wenn man also einen Blick in dieses Spiegelbild des Golfsports wirft, muss man nüchtern feststellen, wo die einzelnen Nationen stehen. Noch dazu, wenn man die Größe der Nationen, sprich die Bevölkerungszahlen, miteinbezieht, wird es noch schlimmer.
Angefangen bei den Verbänden, egal ob Dachverband oder Trainerverband, hier gibt es nichts zu beschönigen und es ist unverständlich, wie man im Brustton der Überzeugung von sich behaupten kann, dass man ja über ein welt- oder europaweit führendes Ausbildungs-Trainersystem verfügt und andere, seit Jahrzehnten wesentlich bessere Nationen sogar diskriminiert und nicht anerkennt. Solange eine solche Eitelkeit in den Verbänden herrscht und man nicht bereit ist, wenigstens ein wenig auf andere Nationen zuzugehen oder von diesen zu lernen, wird sich auch – so die Befürchtung – nichts ändern, außer dass man in Selbstgefälligkeit erstickt.
Es wäre die Aufgabe der Verbände, angesichts solcher Zahlen in sich zu gehen und die eigene Arbeit und vor allem Zusammenarbeit mit anderen Verbänden zu überdenken, auch wenn es schwerfällt, liebgewonnene Pfründe, um die es ja in erster Linie geht, über Bord zu werfen. Die wirtschaftliche Krise wird den Golfsport in allen Bereichen mit 100 % Wahrscheinlichkeit erst im Jahr 2010 treffen – egal ob Golfclubs, Mitgliederzahlen, Trainer, Trainerstunden, Golfplatzbauer, Turnierveranstalter sowie Reiseveranstalter usw., der Wettbewerb wird härter werden. Deshalb sollte man etwas vom hohen Ross – rechtzeitig – heruntersteigen und neue Strukturen und Angebote zumindest überdenken.
Schönes Spiel.
Festzuhalten bleibt:
- Die Golfclubs /Golfanlagen in Deutschland als Träger des DGV brauchen einen starken und handlungsfähigen Dachverband.
- Die Golfclubs /Golfanlagen haben einen Anspruch auf Transparenz, Information und Mitbestimmung. Dies ist in der Vergangenheit nur unvollkommen geschehen.
- Auf dem nächsten Verbandstag stellt sich für alle Golfclubs/Golfanlagen die Frage, ob die handelnden Personen des DGV künftig für Transparenz, Information und Mitbestimmung stehen und damit weiter unser Vertrauen verdient haben.
- Das setzt die strikte Aufgabe eigenwirtschaftlicher Betätigungen des DGV inklusive VCG voraus.
Friedrich Schröder (Präsident), Reiner Deppe (Schatzmeister)